Pflanze mit Antihaftbeschichtung als Vorbild für Folien  

erstellt am
16. 01. 06

Wachsschichten überlisten Insekten – Kannenpflanze: zwei Wachsschichten als Antihaftsystem
Stuttgart (pte) - Die Natur steht technischen Materialien in nichts nach. Dies wiesen Stuttgarter Wissenschaftler am Beispiel der fleischfressenden Kannenpflanze Nepenthes alata nach. Sie nutzt ein raffiniertes Materialdesign, um Insekten zu fangen. "Dabei ist diese Pflanzenart schon uralt, es gibt sie mindestens seit dem Tertiär", erklärt Dr. Klaus Haas von der Universität Hohenheim im Gespräch mit pressetext. Normalerweise können sich Fliegen mittels Haftsekret und kleinen Härchen an fast jeder Oberfläche festhalten. Bezogen auf menschliche Verhältnisse würde die Kraft, mit der sich die Fliege festhält, es einem durchschnittlichen Mann ermöglichen, das fünffache seines Körpergewichts kopfüber an der Decke zu halten. Das Design der Kannenpflanze überlistet die Insekten jedoch. Ihr Antihaftsystem soll in Zukunft auch für die Entwicklung von Antihaftfolien genutzt werden. Daran arbeitet zur Zeit das Max-Planck-Institut für Metallforschung http://www.mf.mpg.de.

Zunächst lockt die Pflanze durch Aussehen und Geruch die Insekten an. Einige ihrer Blätter enden in Kannen, die ähnlich einer Grubenfalle arbeiten. Landet dann ein Insekt auf dem Kragenrand der Kanne, gerät es bereits ins Rutschen, denn dieser Rand ähnelt in Oberfläche und Struktur kleinen Dachziegeln. Einmal im straucheln, kommt das Insekt in die Wachszone der Kanne. Diese besteht aus zwei übereinander liegenden Schichten, die wiederum die Haftkraft des Insekts reduzieren. Während die obere Schicht die Insektenfüße verschmutzt und damit weniger haftfähig macht, reduziert die untere Schicht die Fläche, über die die Füße mit der Kannenwand Kontakt haben. Dadurch fällt das Insekt schließlich auf den Grund der Kanne, der mit einer aus Verdauungsenzymen bestehenden Flüssigkeit gefüllt ist.

Bleibt nur noch die Frage, warum die Insekten nicht einfach aus der Falle herausfliegen. "Zum einen brauchen die Insekten einen sicheren Platz zum starten, zum anderen sind sie wohl auch einfach zu blöd", meint Haas. Die Kannenpflanze, die ursprünglich aus Sumatra stammt, kann man sich auch einfach zu Hause halten. Sie ist im Blumenhandel und im Internet erhältlich. Füttern braucht man sie aber nicht. "Durch die Insekten gewinnt die Pflanze Nährstoffe, die im Boden fehlen," so Haas im pressetext-Gespräch. "Wird sie in normaler Blumenerde gehalten, braucht sie keine zusätzliche Fleischnahrung."
     
zurück