OeNB präsentiert Forschungsergebnisse zur Preissetzung österreichischer Unternehmen
Wien (oenb) - „Wie oft passen Österreichs Unternehmen ihre Preise an? Werden die Preise häufiger
nach oben als nach unten angepasst? Hat die Einführung des Euro irgendwelche Veränderungen gebracht?
Was sind Auslöser für Preisänderungen?“ – Diese und ähnliche Fragen hatte ein Forschungsprojekt
der volkswirtschaftlichen Analyseabteilung der OeNB im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsnetzwerks des Eurosystems
zum Gegenstand, das Direktor Christl der Öffentlichkeit präsentierte.
Die Studie hat interessante und durchaus erfreuliche Ergebnisse gebracht. Die Verbraucherpreise werden im Durchschnitt
etwa einmal im Jahr angepasst. Energiepreise sowie die Preise unverarbeiteter Nahrungsmittel werden weit häufiger
– im Durchschnitt alle fünf bis acht Monate – angepasst. Hingegen werden die Preise von Dienstleistungen und
von Industriegütern nur alle 14 bis 19 Monate geändert.
„Im Vergleich zu anderen Ländern des Euroraums fällt Österreich damit weder durch besonders starre
noch durch besonders flexible Verbraucherpreise auf. Wie in anderen Ländern des Euroraums sind auch in Österreich
die Dienstleistungspreise recht starr. Unsere Untersuchungen räumen weiters mit dem gängigen Vorurteil
auf, dass Preise immer nur erhöht und nie gesenkt werden. Überdies fallen Preissenkungen in der Regel
kräftiger aus als Preiserhöhungen.“, erklärte Direktor Christl. Die Preisdaten zeigen, dass 45%
aller Preisanpassungen zwischen Jänner 1996 und Dezember 2003 Preissenkungen waren. Preise werden also nur
geringfügig häufiger angehoben als gesenkt. Vor allem – aber nicht nur – im Rahmen von Ausverkäufen
werden die Preise oft erheblich gesenkt.
Weiters befragte die OeNB im Rahmen des Forschungsprojekts knapp 900 Unternehmen über ihre Beweggründe
bei Preisanpassungen. Demnach reagieren deutlich mehr Firmen auf Preis erhöhende Kostenschocks mit Preisanpassungen
als auf Preis senkende Kostenschocks. Bei Nachfrageschocks ist es umgekehrt: Deutlich mehr Firmen antworten auf
Nachfragsausfälle mit Preissenkungen, während auf eine Nachfragebelebung seltener mit Preiserhöhungen
reagiert wird. „Als Grund, die Preise nicht zu verändern, gaben die Unternehmen am häufigsten die Erhaltung
guter Kundenbeziehungen an, da häufige Preisänderungen Kunden verärgern können.“, so Direktor
Christl.
In der Zeit der Euro-Bargeldeinführung (im Jänner 2002) wurden die Preise zwar weit häufiger geändert
als in anderen Monaten, allerdings um geringere Beträge. Da sich die Preisänderungen ziemlich genau zur
Hälfte auf Preisanhebungen und Preissenkungen aufteilten und auch im Ausmaß der Preisänderungen
keine Asymmetrie zwischen Preisanhebungen und Preissenkungen erkennbar war, resümiert Direktor Christl, dass
„die Euro-Bargeldumstellung – auf Basis des analysierten Datensatzes und im Einklang mit früheren Untersuchungen
– keinen Inflationseffekt mit sich gebracht hat“.
Die Studie von Claudia Kwapil und Fabio Rumler mit dem Titel „Preisbildung in Österreich“ ist in Heft Q4/05
der OeNB-Reihe „Geldpolitik und Wirtschaft“ erschienen. |