"Saliera"-Diebstahl ist aufgeklärt  

erstellt am
23. 01. 06

Die "Saliera" ist zu Hause
Wien (bmi) - Einer der spektakulärsten Diebstähle der österreichischen Kunstgeschichte ist von der Wiener Polizei geklärt worden. Die rund 50 Millionen Euro wertvolle "Saliera" aus dem Kunsthistorischen Museum (KHM) in Wien wurde sichergestellt.


Die "Saliera" ist die einzig erhaltene gesicherte Goldschmiedearbeit des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellini

Foto: BMI
Der Täter ist in Haft.

"Die Amtshandlungen erforderten viel Geschick, eine sensible Planung und viel technisches Know How. Alle Kollegen rund um die Fahndungsspezialisten Ernst Geiger und Josef Kerbl versuchten, zur rechten Zeit den rechten Druck auszuüben. Das ist bestens gelungen. Wir sind stolz auf die geleistete Arbeit aller eingesetzten Kolleginnen und Kollegen", sagte Innenministerin Liese Prokop zum besonderen Fahndungserfolg.

Die Saliera ist die einzig erhaltene gesicherte Goldschmiedearbeit des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellini. Sie entstand 1540 bis 1543 im Auftrag von König Franz I von Frankreich. Angaben zum Wert des Salzfasses liegen bei etwa 50 Millionen Euro.

Fast drei Jahre nach dem Diebstahl konnte Innenministerin Prokop die gestohlene Saliera wieder in die Obhut von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer und KHM Generaldirektor Wilfried Seipel übergeben. Die Saliera ist wieder zu Hause.

Aktuelle FBI Fahndungsliste
Die weltweit zehn wichtigsten Kunstdiebstähle. Die Saliera rangierte dabei auf Platz fünf. Der Wert aller aufgeführten Gegenstände wird auf rund 600 Millionen Dollar (513 Millionen Euro) geschätzt.

  1. Im Frühjahr 2003 werden Tausende Kunstgegenstände aus irakischen Museen und archäologischen Grabungsstätten gestohlen. Unter den 7.000 bis 10.000 vermissten Stücken sind eine seltene Statue des sumerischen Königs Entemena. Experten sprechen von einer "Katastrophe für das Kulturerbe".
  2. Im März 1990 lassen zwei Unbekannte aus dem Isabella Stewart Gardner-Museum in Boston elf Gemälde von Rembrandt, Vermeer, Govaert Flink, Degas und Manet sowie einen kostbaren chinesischen Bronzebecher aus der Zeit um 1200 vor Christus mitgehen. Die Schätzungen zum Wert der Beute reichen bis zu 250 Mio. Euro.
  3. Im Dezember 2000 rauben drei bewaffnete Täter aus dem Stockholmer Nationalmuseum ein Rembrandt-Selbstporträt und zwei Gemälde im Wert von rund 30 Mio. Euro. Renoirs "Conversation" ("Gespräch") tauchte im April 2001 bei einer Drogen-Razzia in Stockholm wieder auf, Renoirs "Jeune Parisienne" (Junge Pariserin) und der Rembrandt wurden voriges Jahr sichergestellt.
  4. Im August 2004 rauben zwei bewaffnete und maskierte Männer am hellen Tag Edvard Munchs "Der Schrei" und "Die Madonna". Ihr Wert wurde auf rund 82 Millionen Euro geschätzt. Die Polizei hat kaum noch Hoffnung, sie zu finden.
  5. Im Mai 2003 wird im Kunsthistorischen Museum Wien die "Saliera" von Benvenuto Cellini gestohlen. Im Jänner 2006 gelingt es der österreichischen Polizei, die einzige erhaltene gesicherte Goldschmiedearbeit des italienischen Bildhauers (1500 - 1571) mit einem Schätzwert um die 50 Millionen Euro wieder zurückzugewinnen.
  6. Im Oktober 1969 stehlen zwei Diebe aus dem Oratorium von San Lorenzo in Palermo ein Christi-Geburt-Gemälde Caravaggios. Das FBI schätzt den Wert auf rund 17 Mio. Euro.
  7. im Oktober 1995 wird aus der New Yorker Wohnung der Geigerin Erica Morini eine bis heute vermisste Stradivari Geige gestohlen, die auf bis zu vier Mio. Dollar (3,31 Mio. Euro) geschätzt wurde.
  8. Im Dezember 2002 werden bei einem Einbruch in das Van Gogh Museum in Amsterdam zwei Gemälde von Vincent van Gogh (1853-1890) gestohlen. Der Wert von "Die Gemeinde verlässt die reformierte Kirche in Nuenen" (1884) sowie "Seebad Scheveningen" (1882) wird vom FBI mit rund 25 Mio. Euro beziffert. Von den Kunstwerken fehlt nach wie vor jede Spur.
  9. Im Jänner 1999 während des Neujahrsfeuerwerks stiehlt ein Dieb aus dem Ashmolean Museum in Oxford Cezannes "Blick auf Auvers sur Oise". Das zwischen 2,5 und 4 Mio. Euro geschätzte Werk ist noch nicht wieder aufgetaucht.
  10. Im August 2003 überwältigen vier vermeintliche "Besucher" im öffentlich zugänglichen Schloss Drumlanrig des Herzogs von Buccleuch in Schottland eine Angestellte und stehlen die "Madonna mit der Spindel" von Leonardo da Vinci. Das auf bis zu 70 Millionen Euro geschätzte Werk ist noch abgängig.

 

  Gehrer: Tag der Freude für alle kunstsinnigen Menschen
"Saliera" in voraussichtlich drei bis vier Tagen wieder im KHM zu sehen
Wien (övp-pk) - "Wir freuen uns riesig über diesen tollen Erfolg der Ermittler", so Bundesministerin Elisabeth Gehrer am Sonntag (22. 01.) anlässlich der Übergabe der "Saliera" durch Innenministerin Liese Prokop. Dieser Erfolg sei den hervorragenden Ermittlungen und der guten Zusammenarbeit der Behörden zu verdanken, so die Kulturministerin weiter. "Der 22. Jänner ist ein Tag der Freude für alle kunstsinnigen Menschen, und ich freue mich, dass die 'Saliera', geschützt mit allen notwendigen Sicherheitsvorkehrungen, voraussichtlich schon in drei bis vier Tagen wieder im Kunsthistorischen Museum zu bewundern sein wird."

 

Darabos: Rücktritt Seipels an der Zeit
Auch Gehrer soll Konsequenzen ziehen
Wien (sk) - SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos sieht im bisherigen Ermittlungsstand über den Saliera-Raub die Vermutungen der SPÖ bestätigt, wonach die Sicherheitsvorkehrungen nicht ordnungsgemäß gewesen seien und Schlamperei Einzug gehalten habe. Das Festhalten von Ministerin Gehrer am Direktor des Kunsthistorischen Museums sei falsch gewesen, die SPÖ habe mit ihrer Kritik an Gehrer Recht behalten. Die von der SPÖ damals geforderte Konsequenz, nämlich der Rücktritt Seipels, sei heute notwendiger denn je.

Auch Ministerin Gehrer wäre besser beraten, die Konsequenzen zu ziehen, statt mit der wieder gefundenen Saliera in der Öffentlichkeit zu posieren. Es sei befremdlich, dass sich jene, die den Kunstraum mitzuverantworten haben, nun feiern lassen. Gehrer habe nichts zur Wiedererlangung der Saliera beigetragen, seine Achtung gelte der Exekutive, so Darabos am Montag in einer Pressekonferenz.

Die Aussagen des mutmaßlichen Täters, es habe sich beim Saliera-Raub um eine "b'soffene G'schicht" gehandelt, würden die Vermutungen der SPÖ bestätigen und jene Seipels klar widerlegen. Seipel habe von einem "Kunstraub von weltweiter Dimension" gesprochen und die Mafia ins Spiel gebracht. Es wäre besser gewesen, Sicherheitsvorkehrungen im Museum zu treffen, anstatt nachher Filmszenen nachzuahmen, die eher als Krimiparodie und als Slapstick denn als Krimi durchgehen würden.
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

     
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