3. Internationales Symposium der Austrian Proteiomics Platform offiziell
eröffnet
Innsbruck (universität) - In dieser Woche tagen in Seefeld knapp 200 Wissenschaftler aus dem
Bereich der Proteomforschung im Rahmen des 3. Internationalen Symposiums der Austrian Proteomics Platform. Internationale
Spitzenforscher kommen dabei mit Nachwuchswissen- schaftlern zusammen, um aktuelle Fragen dieses zukunftsträchtigen
Forschungsbereiches zu diskutieren. Eröffnet wurde die Tagung von Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer.
Die Austrian Proteomics Platform ist ein Verbundprojekt im Rahmen des Österreichischen Genomforschungsprogramms
GEN-AU, das die wissenschaftliche Expertise in diesem sich sehr rasant entwickelnden Wissenschaftsgebiet bündeln
soll. Heuer treffen sich in Seefeld bereits zum dritten Mal internationale Experten mit Nachwuchswissenschaftlern,
um die neuesten Forschungsansätze im Bereich der Proteomik zu diskutieren. "Wir wollen hier die weltbesten
Wissenschaftler mit unserem wissenschaftlichen Nachwuchs zusammenbringen", erklärt Prof. Günther
Bonn das Ziel der Veranstaltung. Der stellvertretende Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung
zeichnet gemeinsam mit Prof. Lukas Huber vom Biozentrum Innsbruck für die Organisation des Meetings verantwortlich.
"Die heutige Wissenschaft wird mehr den je von Netzwerken geprägt", betont Prof. Huber, der die
Österreichische Proteomik Plattform koordiniert. "Unsere Plattform ist ein gut funktionierendes Beispiel
dafür. Wir sind stolz, dass wir hier auch international Akzente setzen konnten", so Lukas Huber.
Erfolgreiche Positionierung
Die offizielle Eröffnung übernahm Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer auch heuer höchst.
Sie unterstrich damit die Bedeutung dieser Initiative im Rahmen des Genomforschungsprogramms, das nach einer sehr
positiv verlaufenen internationalen Begutachtung dieses Netzwerkprojekt auch in den kommenden drei Jahren mit insgesamt
2,25 Millionen Euro unterstützen wird. "Bereits nach den ersten drei Jahren zeigen sich mit über
30 Publikationen und mehreren Patentanmeldungen deutliche Erfolge für die österreichische Proteomforschung,
die nun auf der Landkarte der internationalen Forschung deutlich sichtbar gemacht werden konnte", so Ministerin
Gehrer. Insgesamt fließen in das bis 2008 laufende Genomforschungsprogramm GEN-AU 62 Millionen Euro. In der
vor kurzem bewilligten zweiten Phase war der Forschungsstandort Innsbruck besonders erfolgreich: Von den acht von
Universitäten koordinierten Projekten kommen gleich drei Projekte von der Medizinischen Universität Innsbruck.
Proteinstrukturforschung im Aufschwung
Besonderer Gast der diesjährigen Tagung war Prof. Robert Huber, Chemie-Nobelpreisträger 1988.
In seinem Eröffnungsvortrag schilderte er die Fortschritte, die die von ihm mitentwickelte Röntgenkristallographie
von Proteinen mit sich gebracht hat. "Die Gen-Sequenzierung hat die medizinische Forschung revolutioniert.
Ein Verständnis des Lebens auf molekularer Ebene erlangen wir aber erst, wenn die Übersetzung der Erbinformation
in Proteine richtig verstanden wird", so der Wissenschaftler. "Diese Interaktion ist freilich äußerst
komplex, wie schon das einfache Beispiel von Raupe und Schmetterling zeigt: Beide haben dasselbe Genom und sind
doch völlig unterschiedliche Lebewesen". Besonders schwierig wird die Aufgabe für die Forscher deshalb,
weil die Proteinstruktur nicht immer gleich bleibt, sondern durch jede chemische Reaktion verändert wird.
Dennoch ist das Feld der Anwendungen für die Medizin sehr groß, allein die Entwicklung von Medikamente
auf Basis der räumlichen Struktur von Proteinen ("rational drug design") hat in den letzten Jahren
einen enormen Aufschwung genommen.
Nachwuchs fördern
Neben dem Nobelpreisträger Robert Huber ist mit Prof. Kai Simons ein weiteres Aushängeschild
der internationalen Wissenschaftsgemeinde in Seefeld anwesend. Der gebürtige Finne leitete lange eine Arbeitsgruppe
am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg und ist seit 1998 Direktor am Max-Planck-Institut für
molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. Dem anerkannten Zellmembranforscher ist der wissenschaftliche Nachwuchs
ein besonderes Anliegen. "Für unseren Nachwuchs brauchen wir eine klare Karrierelaufbahn, wie es sie
zum Beispiel in den USA gibt. Es genügt nicht, Wissenschaftler auszubilden, wir müssen sie auch selbständig
arbeiten lassen", so Prof. Simons. Die Österreichische Proteomik Plattform geht auch hier mit gutem Beispiel
voran. An der Tagung in Seefeld bringt sie internationale Spitzenforscher mit Nachwuchswissenschaftler zusammen.
Darüber hinaus werden im Rahmen von GEN-AU auch Mobilitätsstipendien für Nachwuchswissenschaftler
vergeben.
Den Genfunktionen auf der Spur
Die Entschlüsselung des Humangenoms gilt als einer der Meilensteine der Wissenschaftsgeschichte. Auf
Basis der ersten menschlichen Genomsequenz wird die Anzahl der menschlichen Gene auf rund 30.000 geschätzt.
Doch das scheinbare Ende ist für die Wissenschaft erst der Anfang. Zwar kennt man inzwischen sozusagen das
Alphabet des Genoms, doch die daraus gebildeten Worte (Gene) und ihre Bedeutung (die Genfunktion) sind großteils
noch unbekannt. Weitgehend unbekannt sind auch die Arbeiter der menschlichen Zellen, die Proteine (Eiweiße).
Diese "ausführenden Organe einer Körperzelle" sind maßgeblich an der Entstehung von Krankheiten
beteiligt. Mit ein Grund, warum "proteomics", die Erforschung des menschlichen Proteoms, der Gesamtheit
aller Proteine, derzeit weltweit vorangetrieben und finanziell gefördert wird. |