Arbeitsmarktbudget in 5 Jahren verdoppelt - Heuer Weiterbildung und Qualifizierung für 23.000
WienerInnen
Wien (rk) - Wien war 2005 das einzige Bundesland in Österreich, in dem sowohl die Arbeitslosenzahlen
wie auch die Arbeitslosenquote gesunken sind. Weiteres positives Faktum: Auch beim Anteil der Jugendarbeitslosigkeit
an der Gesamtzahl der Arbeitslosen hatte Wien mit 12,5 Prozent den geringsten Wert in Österreich. "Das
zeigt, dass wir mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen- Förderungsfonds (waff) ein wirkungsvolles Instrument entwickelt
haben, mit dem wir die negativen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in Wien abschwächen und Impulse für
mehr Beschäftigung setzen können", erklärte Wiens Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Vizebürgermeister
Dr. Sepp Rieder beim Bürgermeister-Mediengespräch am Dienstag (17. 01.), bei dem gemeinsam mit waff-
Geschäftsführer Mag. Fritz Meißl die Schwerpunkte der Wiener Beschäftigungsoffensive 2006
präsentiert wurden.
"Insgesamt gibt es aber keine Entwarnung. Nach wie vor ist die Situation am Arbeitsmarkt beunruhigend. Wir
haben auf diese schwierige Situation vorausschauend bereits bei der Budgeterstellung für 2006 reagiert und
die Mittel für den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit neuerlich deutlich verstärkt", so Rieder. Im
Jahr 2006 steht in Wien die Rekordsumme von 56 Mio. Euro für arbeitsmarktfördernde Maßnahmen bereit.
Das ist ein Plus von 4,5 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr bzw. mehr als eine Verdoppelung gegenüber dem
Jahr 1999 (23 Mio. Euro).
"Wir helfen bei Problemen mit neuen Beschäftigungsformen"
"Klar ist, dass wir jenen Menschen helfen, die bei dem zur Zeit stattfindenden Strukturwandel in Probleme
geraten", so Rieder, der auch eine Enquete zum Thema ankündigte. Mit der Modernisierung der Wirtschaft
geht auch eine rasante Veränderung des Arbeitsmarkts einher. Neue Beschäftigungsformen bergen Chancen,
aber auch viele Risken. Ein neu entstandenes Unternehmertum trifft auf die so genannten "McJobs", deren
Entlohnung oft sogar unter den Sozialhilferichtsatz fällt oder zumindest hohe Instabilität aufweist.
Alle in der Stadt Wien damit befassten Abteilungen und Institutionen arbeiten an einer genauen Durchleuchtung dieser
Entwicklung. Erste Ergebnisse daraus werden im Frühjahr in Wien unter dem Titel: "Wachstum oder Beschäftigung?"
im Rahmen einer Enquete der Öffentlichkeit vorgestellt. Organisiert wird die Veranstaltung von MA 27 und waff
unter Einbeziehung der Sozialpartner und mit Beteiligung von Experten aus Wirtschafts- und Arbeitsmarktforschung.
Problem am Arbeitsmarkt ist geringe Qualifikation: waff bietet Weiterbildung und Qualifizierung für
23.300 WienerInnen
"Von der Arbeitslosigkeit am stärksten betroffen sind schlecht oder zu gering qualifizierte Personen.
Deshalb stehen bei allen waff-Programmen Weiterbildung und Qualifizierung im Mittelpunkt, als ein bewährtes
Rezept, den Arbeitsplatz langfristig zu halten und als entscheidende Voraussetzung für einen erfolgreichen
Neustart nach einer Kündigung", so Fritz Meißl, waff-Geschäftsführer Insgesamt können
2006 rund 23.000 Wiener ArbeitnehmerInnen (10.600 Arbeitssuchende und 12.700 Personen mit aufrechtem Dienstverhältnis)
sowie 1.400 Unternehmen direkt unterstützt werden.
waff bietet 2006 insgesamt 40 Einzelprogramme in 6 Schwerpunktbereichen
Im Jahr 2006 bietet der waff insgesamt rund 40 verschiedene Programme hauptsächlich in den folgenden sechs
Schwerpunktbereichen an: Lehrlinge, Arbeitssuchende, Berufstätige, Unternehmen, Frauen sowie Überregionale
Beschäftigungsstrategie/EU-Programme.
* Schwerpunkt 1 Lehrlinge
Unterstützung von 4.500 Jugendlichen beim Berufseinstieg
(Lehrstellen in Wiener Unternehmen, in Lehrlingsstiftungen und
Lehrlingsausbildungsplätzen im Rahmen des JASG.
* Schwerpunkt 2 - Arbeitssuchende Programme für berufliche
Neuorientierung Aus- und Weiterbildung und Hilfe bei der
Jobsuche für 6.100 Personen.
* Schwerpunkt 3 - Weiterbildung für Berufstätige
Beratungs- und Weiterbildungsförderung für 12.700 beschäftigte
Wiener ArbeitnehmerInnen vom Bildungskonto bis Pisa Plus.
* Schwerpunkt 4 - für Wiener Unternehmen
Unterstützung für 1.400 Betriebe bei der Personalsuche und der
Qualifizierung von MitarbeiterInnen.
* Schwerpunkt 5 - Mehr Chancen für Frauen
durch Spezialprogramme, die rund 3.000 Frauen zu besseren
Jobchancen verhelfen.
* Schwerpunkt 6 - Überregionale Beschäftigungsstrategie
* waff-Schwerpunkt 1 - Für Lehrlinge:
Ausbildung für 4.500 Jugendliche auf Lehrstellen in Wiener Betrieben, Lehrlingsstiftungen oder auf JASG-Plätzen
Mit rund 10 Mio. Euro sollen 2006 für rund 4.500 Lehrlinge der Einstieg in den Job erleichtert und die Chance
auf eine Ausbildung geboten werden.
Der größte Teil, nämlich 7,6 Mio. Euro, fließt dabei in die Maßnahmen des Auffangnetzes
für lehrstellensuchende Jugendliche (JASG - Ausbildungslehrgänge für 2400 Jugendliche, Lehrlingstiftungen
für 1000 Jugendliche).
Die Initiative "Lehrstellenakquisition" - ein Kooperationsprojekt von waff, Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer
Wien und AMS Jugendliche - wird 2006 ausgeweitet. Dazu wird der waff die Finanzierung von zwei zusätzlichen
Lehrstellenakquisiteuren bei der Lehrlingsstelle übernehmen. Koordiniert wird die Initiative vom AMS, die
Lehrlingsstelle konzentriert sich auf die Akquisition neuer Lehrstellen und die Beratung von Betrieben, die in
die Lehrausbildung einsteigen wollen, die Lehrlingsfinder des waff unterstützen die Betriebe bei der Suche
und Auswahl passender Lehrlinge. Rund 0,568 Mio. Euro stellt der waff insgesamt für diese Initiative bereit.
Das Programm Blum 06: Bei dieser Aktion des Bundes, die von Wien und den Wiener Sozialpartnern unterstützt
wird, erhält jeder Betrieb, der zusätzliche Lehrlinge ausbildet, 400 Euro monatlich im ersten Lehrjahr,
200 Euro im zweiten und 100 Euro im dritten. Bisher sind 1.617 Anträge vom Wiener AMS an interessierte Unternehmen
ausgegeben worden. Experten gehen von 1.400 Förderungen für zusätzliche Lehrstellen aus.
Für die Förderung der LehrausbildnerInnen (Förderung Kurskosten und Prüfungsgebühren)
stehen 150.000 Euro zur Verfügung. Damit können 250 MitarbeiterInnen in 200 Unternehmen zu LehrlingsausbildnerInnen
qualifiziert werden.
Darüber hinaus fördert der waff in der Höhe von 821.100 Euro noch eine Reihe von weiteren Maßnahmen,
die Jugendlichen durch Beratung und Berufsvorbereitung beim Einstieg in den Job helfen sollen.
Erfolgreiche Imagefördernde Maßnahmen, wie z.B. die Prämierung der besten Lehrbetriebe im Rahmen
des vom waff koordinierten Bezirksnetzwerkes für Arbeit und Wirtschaft INTERDISK werden fortgesetzt.
* waff-Schwerpunkt 2 - Beruflicher Neustart nach Kündigung: Von
der Arbeitsstiftung bis zum Programm für Sozialhilfeempfänger
Beispiele für die waff-Programme zur Unterstützung eines Neustarts nach einem Jobverlust sind
die waff-Arbeitsstiftungen oder die Spezialprogramme für Sozialhilfeempfänger. Allein in diesen Programmen
können 2.500 Personen gefördert werden.
Die waff Arbeitsstiftungen bieten gekündigten MitarbeiterInnen die Chance auf einen grundlegenden beruflichen
Neuanfang- durch Berufsorientierung, maßgeschneiderte Aus- und Weiterbildung und durch individuelle Hilfe
bei der Jobsuche. 2006 können 760 WienerInnen , die durch Insolvenz oder durch größere Personalabbaumaßnahmen
ihren Arbeitsplatz verloren haben und wo ein Sozialplan abgeschlossen wurde, bei einem raschen beruflichen Neuanfang
unterstützt werden. Dafür stehen 5.064.000 Mio. Euro zur Verfügung. Die Vermittlungsquote bei den
Arbeitstiftungen beträgt übrigens rund 70 Prozent.
Mit dem Programm "Jobchance" unterstützt und begleitet der waff SozialhilfeempfängerInnen bei
der oft mit Rückschlägen verbundenen Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Für jede Person wird
gezielt ein grundsätzlich passenden Unternehmen gefunden. 2006 ist das Programm auf 780 Personen, die vermittelt
werden sollen, ausgerichtet. Dafür stehen 899.557 Euro zur Verfügung.
Im Rahmen des Projekts "Berufsdiagnose und Integrationsberatung für SozialhilfeempfängerInnen",
das vor kurzem gestartet ist, erhalten mindestens 1.000 SozialhilfeempfängerInnen im Alter zwischen 15 und
30 Jahren die Möglichkeit zu einer umfassenden arbeitsmedizinischen und psychosozialen Diagnose. Auf Grundlage
des Befundes werden konkrete Unterstützungsmaßnahmen für einen raschen Jobeinstieg erarbeitet.
* waff-Schwerpunkt 3 - Weiterbildung für Berufstätige: Beratung
und Förderung Für 12.700 Berufstätige
Wien ist das einzige Bundesland, das für beschäftigte ArbeitnehmerInnen ein umfassendes Unterstützungsangebot
(Beratung, finanzielle Förderung, Information über Weiterbildungsmöglichkeiten) zur Verfügung
stellt. Rund 7,4 Mio. Euro stellt der waff dafür bereit. Im Mittelpunkt stehen dabei weniger gut ausgebildete
WienerInnen, da diese ein besonders hohes Risiko haben, arbeitslos zu werden. Ingesamt können mindestens 12.712
Wiener ArbeitnehmerInnen das Leistungsangebot des waff in Anspruch nehmen. Davon können rund 7.000 ArbeitnehmerInnen
mit einer finanziellen Unterstützung bei berufsbezogener Aus- und Weiterbildung rechnen. Die Förderangebote
reichen vom Bildungskonto des waff über die Initiative PISA PLUS bis zu speziellen Programmen für Frauen
und WiedereinsteigerInnen.
Neu im waff Angebot 2006 ist das Programm Pisa Plus innovativ. Dabei handelt es sich um Modellprojekte, um die
berufliche Entwicklung "bildungsferner" ArbeitnehmerInnen wirksam zu verbessern. Im Rahmen eines Wettbewerbs
will der waff 2006 außerdem innovative Modellprojekte ermitteln, wie bildungsferne und bildungsbenachteiligte
Personen in der Praxis für Weiterbildung gewonnen werden können. Die Modellprojekte sollen im Rahmen
von 4 Teillosen (allgemein bildungsferne und bildungsbenachteiligte Personen, junge Beschäftigte bis 25 Jahre,
Personen mit Migrationshintergrund sowie funktionale Analphabeten) im 2. Halbjahr 2006 umgesetzt werden. Insgesamt
stehen dafür 1,3 Mio. Euro zur Verfügung.
* waff-Schwerpunkt 4 - Für Wiener Unternehmen: Zur Unterstützung
bei Sicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Weiterbildung
Eine wesentliche Voraussetzung für sichere und hochwertige Arbeitsplätze sind erfolgreiche, wettbewerbsfähige
Unternehmen am Wirtschaftsstandort Wien. Deshalb bietet der waff attraktive Dienstleistungen und Förderungen
für Wiener Unternehmen und hier insbesondere für Klein- und Mittelbetriebe. 2006 können insgesamt
1.430 Unternehmen vom waff unterstützt werden.
Konkret beinhalten die Angebote des waff für Unternehmen Serviceleistungen bei Personalbedarf durch gezielte
Personalsuche und -vorauswahl. Die Palette reicht vom Personalfinder über flexwork als gemeinnütziges
Arbeitskräfteüberlassungsunternehmen auf Zeit und Dauer bis hin zum Programm "Pflegeberufe"
inkl. Qualifizierung. 2006 profitieren davon 1.100 Unternehmen.
Andererseits fördert der waff Unternehmen bei der Qualifizierung der Mitarbeiter im Unternehmen. Mit dem Programm
"Innovationsassistenz" erhalten Klein- und Mittelbetriebe für Innovationsprojekte entsprechende
Zuschüsse für eine/n neue/n Mitarbeiter/in bzw. für deren Qualifizierung.
Mit den waff-Qualifizierungsverbünden werden Unternehmen unterstützt, die Strukturen und Strategien für
eine gemeinsame maßgeschneiderte MitarbeiterInnenqualifizierung aufbauen.
Das Programm "Betriebsnachfolge" hilft Unternehmen, die einen Nachfolger suchen. Gefördert werden
jene Aus- und Weiterbildungen, die für die Übernahme des Betriebs notwendig sind. Insgesamt können
heuer 330 Unternehmen bei der Qualifizierung von rund 925 MitarbeiterInnen unterstützt werden. Dafür
stehen 4 Mio. Euro zur Verfügung.
Personalentwicklung "soft skills": Dieses neue Programm unterstützt kleine und mittlere Unternehmen
bei der Aus- und Weiterbildung ihrer MitarbeiterInnen in den Bereichen Kommunikationsfähigkeit, Verkaufstechnik,
Lern- und Teamfähigkeit. Gefördert werden 50 Prozent der Aus- und Weiterbildungskosten bis maximal 5000
Euro pro Unternehmen. 2006 können mit insgesamt 250.000 Euro 50 Unternehmen bei der Qualifizierung von 100
MitarbeiterInnen unterstützt werden.
* waff-Schwerpunkt 5 - Mehr Chancen für Frauen
Spezialprogramme verhelfen rund 3.000 Frauen zu besseren
Jobchancen
Die Position von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ist in Wien vergleichsweise günstiger als in Österreich
insgesamt - so liegt die Frauenerwerbsquote mit 79 Prozent in Wien deutlich höher als der Österreichwert
mit 64,2 Prozent. Um die Jobchancen für die Wienerinnen weiter zu verbessern, setzt der waff unabhängig
vom Grundsatz des Gender Mainstreaming bei seiner gesamten Programmplanung (60 Prozent aller TeilnehmerInnen an
waff Maßnahmen sind Frauen) zusätzlich auf spezielle Maßnahmen für Mädchen und Frauen.
2006 bietet der waff folgende Programme mit einem Budget von 4,8 Mio. Euro für insgesamt rund 3.000 Frauen
an.
NOVA und NOVA Karenz: NOVA für arbeitslose WiedereinsteigerInnen nach Kinderbetreuungszeiten bietet Berufsorientierung,
Weiterbildungsmaßnahmen und Hilfe bei der Jobsuche (inkl. Kinderbetreuung). Bei NOVA Karenz, dem Programmteil
für Personen mit einem aufrechten Dienstverhältnis, liegt der Schwerpunkt so wie bisher auf der sorgfältigen
Planung des beruflichen Aus- und Wiedereinstiegs. Im Jahr 2006 wird außerdem die Förderung von Qualifizierungen
für Eltern, die bereits eingestiegen sind von bisher einem halben auf nunmehr ein Jahr nach dem Wiedereinstieg
ausgeweitet. Generell stehen bei NOVA und NOVA Karenz rund 2700 Euro pro Person für berufsbezogenen Weiterbildung
zur Verfügung. Für 2006 stehen insgesamt Plätze für 1.334 TeilnehmerInnen und ein Budget von
2,277 Mio. Euro zur Verfügung.
Weiters können 2006 im Rahmen von "FRECH - Frauen ergreifen Chancen" mindestens 1.100 berufstätige
Frauen beraten werden. Die BeraterInnen helfen dabei, die individuellen Entwicklungschancen zu klären, realistische
berufliche Ziele und die dafür nötigen Qualifizierungsmaßnahmen zu erarbeiten. Mindestens 350 Frauen,
die maximal über einen Lehrabschluss oder den Abschluss einer berufsbildenden mittleren Schule verfügen,
können mit bis zu 3.700 Euro bei berufsbezogenen Weiterbildungsmaßnahmen unterstützt werden. Insgesamt
sind 2006 dafür 1,917 Mio. Euro veranschlagt.
Für AMANDAS MATZ, der Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen sind für das heurige Jahr
300 Teilnehmerinnen geplant, 214.761,2 Euro stehen dafür zur Verfügung.
* waff-Schwerpunkt 6 - Überregionale Beschäftigungsstrategie
Im Rahmen der gemeinsamen Arbeitsmarktplattform Wien - Bratislava (EU Interreg IIIa Projekt) steht 2006 ein Austausch
von Fachkräften und AusbildnerInnen auf dem Programm. Die Wiener TeilnehmerInnen erhalten dabei die Möglichkeit,
Kontakte v.a. zur expandierenden Automotivindustrie in Bratislava und Trnava auszubauen. Koordiniert wird das Projekt
vom waff. Angelaufen ist auch eine Schulkooperation der beiden Berufsschulen im automotiven Bereich Bratislava
und Wien mit Studienaufenthalten und Praktika von Lehrlingen, Lehrkräften und WerkmeisterInnen. Für das
gesamte Projekt "Überregionale Beschäftigungsstrategie Wien - Bratislava" stehen rund 500.000
Euro zur Verfügung. |