Ökumenische Grußadresse anlässlich der EU- Ratspräsidentschaft
- Erste Pressekonferenz des neuen Vorstandes des Ökumenischen Rates der Kirchen
Wien (epd Ö) - "Es geht nicht darum, eine immer bessere Abschiebepraxis für AsylwerberInnen
zu erfinden, sondern ein gemeinsames Menschenrecht umzusetzen und eine menschenwürdige Behandlung für
alle Menschen zu erreichen", sagte der neue Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich
(ÖRKÖ), der lutherische Bischof Mag. Herwig Sturm, am Montag (16. 01.) vor Journalisten in Wien.
Bei der Pressekonferenz, in der sich der neue Vorstand des ÖRKÖ der Öffentlichkeit vorstellte, zitierte
Sturm aus der Grußadresse des ÖRKÖ anlässlich der EU- Ratspräsidentschaft Österreichs.
Im Dezember hatten die Spitzenvertreter der europäischen Kirchenverbände und des ÖRKÖ das Dokument
Außenministerin Ursula Plassnik überreicht. Unter anderem fordern die Kirchen darin, "dass sich
die EU nicht abschottet, sondern faire Zugangsregelungen für Asylwerber und Migranten schafft". Die Grußadresse
zeige, so Sturm, dass die Entwicklung der EU den Kirchen "am Herzen" liege. Die Kirchen seien besondere
Teile der Gesellschaft. Bereits jetzt fänden regelmäßige Gespräche zwischen den Kirchen und
Vertretern der EU in Brüssel statt. Der im Verfassungsvertrag vorgesehene Dialog mit den Kirchen werde von
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso de facto bereits wahrgenommen, sollte aber noch vertieft
und erweitert werden. Die EU bezeichnete der neue Vorsitzende als "einmaliges Friedensprojekt".
Tag des Judentums am 17. Jänner: Gemeinsame Wurzeln
Der stellvertretende Vorsitzende des ÖRKÖ, Msgr. Dr. Gottfried Auer, wies auf den Tag des Judentums am
17. Jänner hin: "Seit dem Jahr 2000 feiern wir diesen Gedenktag, denn unsere Beziehung zum Judentum ist
in mehrfacher Hinsicht eine besondere." Das Judentum sei "die Wurzel" für die christlichen
Kirchen, "und diese Wurzeln teilen wir alle miteinander". Aber auch das Belastende in den Beziehungen
zum Judentum dürfe "nicht unter den Teppich gekehrt werden". Der Antijudaismus mit all seinen "blutigen
Folgen" fordere immer wieder die "Bitte um Vergebung. Auch das antijudaistische Denken der Gegenwart
muss weniger werden." Nicht zuletzt zeige der Tag des Judentums, dass die Christen sich bemühen, aus
der Geschichte zu lernen.
Auf die jahrzehntelange "gute Tradition" der Gebetswoche für die Einheit der Christen wies Pfarrer
Dr. Nicolae Dura hin. Erfreut zeigte sich der rumänisch- orthodoxe Bischofsvikar, der auch stellvertretender
Vorsitzender des ÖRKÖ ist, über die Ortswahl für den diesjährigen offiziellen Gottesdienst
zur Gebetswoche. Dieser wird am kommenden Sonntag, 22. Jänner, um 16 Uhr erstmals in der rumänisch-orthodoxen
Kirche in Simmering stattfinden. Die Predigt wird der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl halten.
Seit vielen Jahren sei Österreich eine Brücke zwischen Ost und West gewesen, betonte Sturm. "Diese
Erfahrungen nutzen uns jetzt, wenn die Vorstände der Ökumenischen Räte zusammenkommen." Wesentliches
Thema sei dabei immer auch die Geschichte, "die uns verbindet und die uns auch trennt. Hier geschieht Arbeit
an der Versöhnung untereinander." So sei eine zweisprachige Broschüre über die Geschichte der
Kirchen in Brünn geplant.
"Bei den Beziehungen der Kirchen untereinander kann man nicht von einem Rückschritt oder Fortschritt
sprechen", sagte der Pressesprecher des ÖRKÖ und ehemalige Superintendent der Methodistischen Kirche,
Professor Helmut Nausner. Spannungen der Kirchen untereinander hätten "eine gewisse Normalität".
Derzeit sei es so, dass gewisse Konturen der einzelnen Konfessionen stärker zum Vorschein kommen, aber "das
muss man aushalten", meinte Nausner.
Zu Beginn der Pressekonferenz dankte Sturm seiner Vorgängerin, Oberin Professor Christine Gleixner, die sich
über viele Jahre als ÖRKÖ-Vorsitzende und auch davor außerordentliche Verdienste für
die Ökumene erworben habe. Sturm gedachte auch dreier wichtiger Repräsentanten des ökumenischen
Lebens, die im letzten Jahr verstarben, und würdigte den ökumenischen Beitrag des serbisch-orthodoxen
Bischofsvikars Drago Govedarica, des altkatholischen Altbischofs Nikolaus Hummel und des evangelischen Altsuperintendenten
Erich Wilhelm. |