Bau gewinnt an Schwung  

erstellt am
27. 01. 06

Gesamtumsatz wächst 2005 um rund 4 Prozent nominell - Schwacher Hochbau aufgrund von Einbußen bei Wirtschaftsbau und Wohnbau
Wien (ba-ca) - Die Bauwirtschaft beendete 2005 eine jahrelange Durststrecke, begleitet von Umsatzeinbußen und Arbeitsplatzabbau. Allerdings hat der Sektor seine Rolle als Stütze des Wirtschaftswachstums, wie zuletzt in den 90er Jahren, nicht wiedergewonnen. So fasst Günter Wolf von der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft im jüngsten Branchenbericht das letzte Geschäftsjahr der heimischen Baubranche zusammen. Der Umsatz der Bauwirtschaft ist 2005 um etwa 4 Prozent nominell auf knapp 21 Milliarden Euro gestiegen. Preisbereinigt blieb ein Plus von rund 2 Prozent. Im Lauf von 2005 kamen zwar alle zentralen Bausparten in Schwung. Kräftigere Zuwächse konnten aber nur im Tiefbau und im Industriebau verbucht werden.

Das Hochbauergebnis litt am rückläufigen Wirtschaftsbau. Der Produktionswert der Sparte, der in erster Linie Geschäfts- und Bürobauten sowie öffentliche Gebäude errichtet, ist 2004 und 2005 um jeweils 8 Prozent auf zuletzt 1,8 Milliarden Euro gesunken. Günter Wolf von der BA-CA Konzernvolkswirtschaft: "Die Konjunkturerholung stärkte zwar den Optimismus der Unternehmen und sukzessive auch deren Investitionsneigung. Davon profitierte 2005 allerdings nur der Industriebau. Die Spartenproduktion stieg um gut 30 Prozent auf knapp 1 Milliarde Euro." Einen Teil der Einbußen aus den Vorjahren kann der Wirtschaftsbau schon 2006 wieder aufholen, durch neue Büroprojekte und vermehrte öffentliche Aufträge beispiels-weise im Rahmen der Bahnhofsoffensive.

Der Wohnbau stabilisiert sich auf tiefem Niveau. 2005 ist die Zahl neu errichteter Wohnungen wieder leicht gestiegen, laut Schätzungen von rund 42.000 auf etwa 43.000 Einheiten. Folgt man den aktuellen Haushaltsprognosen des ÖROK muss die Neubauleistung in Österreich in den nächsten Jahren noch deutlich erhöht werden, wenn ein stärkerer Nachfrageüberhang am Wohnungsmarkt vermieden werden soll. Höhere Zuwanderungen und der anhaltende Trend zu Single-Haushalten erfordern bis 2010 eine Neubauleistung von durchschnittlich 46.000 Wohnungen im Jahr. Erst nach 2020 wird der Neubaubedarf deutlich unter das aktuelle Neubauniveau sinken.

Wesentlich besser als der Wohnungsneubau entwickelt sich seit Jahren der Sanierungsbereich. Das heißt auch, dass ein erheblicher Teil der stark gestiegenen Wohnbaukredite an Privathaushalte in Umbau- und Renovierungsarbeiten floss, nicht in den Neubau. Die Ausleihungen sind in diesem Segment von 35 Milliarden Euro 2001 auf mehr als 53 Milliarden Euro Ende 2005 gestiegen. Dass der Sanierungsbereich 2005 trotzdem an Dynamik einbüßte, ist auf rückläufige öffentliche Aufträge zurückzuführen. BA-CA Ökonom Günter Wolf: "Das relativ schwache Wachstum der Sanierungssparte von knapp 1 Prozent 2005 ist vor dem Hintergrund der zweistelligen Wachstumsraten in den Jahren davor nicht besorgniserregend." In Zukunft wird die EU-Gebäuderichtlinie, wonach Wohnungen und Häuser mit einem Energieverbrauchs-Zertifikat ausgestattet werden müssen, die Nachfrage nach thermischen Sanierungen zusätzlich anregen.

Im Tiefbau konnte 2005 wie schon seit Jahren ein überdurchschnittlich hohes Wachstum verbucht werden. Die Produktion ist seit 2001 um durchschnittlich 8 Prozent im Jahr auf 4,7 Milliarden Euro gestiegen, im Vergleich dazu im Bauhauptgewerbe um rund 5 Prozent. Zusätzliche Ausgaben für den Ausbau des Schienen- und Straßennetzes garantieren in den nächsten Jahren weitere Zuwächse in diesem Bereich. BA-CA Ökonom Günter Wolf: "Auch wenn physische Verkehrsströme vermehrt durch Informationsströme ersetzt werden, wächst der Personen- und Güterverkehr noch über Jahre und damit indirekt auch die Nachfrage nach Leistungen des Tiefbaus".

Die Festigung der Baukonjunktur 2005 zeigte positive Wirkungen am Bauarbeitsmarkt: im Lauf des Jahres ist die Zahl der unselbständig Beschäftigten in der Bauwirtschaft erstmals seit 7 Jahren wieder gestiegen. Im Jahresdurchschnitt ist die Beschäftigung zumindest nicht unter das Niveau von 2004, 236.000 Arbeitnehmerinnen, gesunken. Dass gleichzeitig um 3,1 Prozent mehr Arbeitslose mit Bauberufen als 2004 registriert wurden, hat in erster Linie mit dem verschärften Verdrängungswettbewerb in der Branche zu tun, vor allem in den Bauhilfsgewerbebranchen. In den letzten Jahren ist in diesem Bereich die Zahl neu gegründeter Unternehmen sprunghaft gestiegen, von rund 400 im Jahr vor 2004 auf 1.400 Firmen 2004 und 2005.
     
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