Oppositionsprotest gegen Fristsetzung für Bundesratseinsprüche
Wien (pk) - Nationalratspräsident Dr. Khol eröffnete am Donnerstag (02. 02.) die 137.
Sitzung des Nationalrates, eine Sondersitzung, die auf Verlangen der SPÖ einberufen wurde, um ihre Anfrage
an Bildungsministerin Gehrer "Von der Bildungsmisere zum Kulturdesaster" dringlich zu behandeln. Die
Anfrage wird um 14 Uhr beantwortet und debattiert.
Eingangs der Sitzung nahm eine Delegation des Europaausschusses des Deutschen Bundestages mit Ausschussobmann Kurt
Bodewig an der Spitze auf der Galerie Platz und wurde vom Nationalratspräsidenten herzlich begrüßt.
Dann gab der vorsitzführende Präsident eine Reihe von Fristsetzungsanträgen der Koalitionsparteien
bekannt, die sich an den Innenausschuss, den Verfassungsausschuss, den Unterrichtsausschuss und den Ausschuss für
Arbeit und Soziales richten und die jüngsten Einsprüche des Bundesrates gegen Gesetzesbeschlüsse
des Nationalrates betreffen. Diese Fristsetzungsanträge kommen nach Erledigung der Dringlichen Anfrage ohne
Debatte zur Abstimmung, teilte Präsident Dr. Khol mit.
Gegen diese Vorgangsweise wandte sich in einer Wortbehandlung zur Geschäftsbehandlung der Klubobmann der Grünen
Dr. VAN DER BELLEN. Er erinnerte an die Vereinbarung der Präsidialkonferenz, in der heutigen Sitzung auf "Sonderaktionen"
zu verzichten, zu denen Fristsetzungsanträge zählten.
Nationalratspräsident Dr. KHOL zitierte aus dem Protokoll der Präsidialkonferenz und hielt fest, dass
das Einbringen von Fristsetzungsanträgen keine Sonderaktionen darstelle.
F-Klubobmann SCHEIBNER machte darauf aufmerksam, dass sich die Vereinbarung der Präsidialkonferenz ausdrücklich
auf Einwendungen gegen die Tagesordnung und auf Kurzdebatten bezogen habe, nicht aber auf das Beantragen von Fristsetzungen.
ÖVP-Klubobmann Mag. MOLTERER begründete die Fristsetzungsanträge mit der Notwendigkeit, dafür
zu sorgen, dass wichtige Gesetze, u.a. die Staatsbürgerschaftsrechts-Novelle, das Hochschulgesetz für
die Organisation der Pädagogischen Hochschulen und die Familienhospizkarenz rechtzeitig in Kraft treten können.
"Wir halten uns präzise an die Vereinbarungen in der Präsidialkonferenz und an die Geschäftsordnung",
bekräftigte Klubobmann Molterer.
SP-Klubobmann Dr. CAP protestierte gegen die Art, wie die Mehrheitsparteien mit der Opposition umgehen. Cap kündigte
eine genau Prüfung an, was unter "Sonderaktionen" zu verstehen sei. Der Opposition die Diskussion
über Fristsetzungsanträge zu verunmöglichen, sei in höchstem Maße undemokratisch und
widerspreche parlamentarischer Kultur, sagte der geschäftsführende Klubobmann der SPÖ. |