Wien (bmvit) - Um Urlaub in Zukunft nachhaltiger zu gestalten und neue Wege der Mobilität zu finden,
diskutieren rund 400 Experten bei der Konferenz "Umweltfreundlich Reisen", die derzeit in Wien stattfindet.
Einige Eckzahlen machen auf das zugrunde liegende Problem des Reisens aufmerksam: Die Mobilitätsbedürfnisse
der Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union (EU) sind in zahlreichen Statistiken eindrucksvoll
bestätigt worden: 875 Millionen Reisen pro Jahr. Als Verkehrsmittel dienen in erster Linie das Auto und das
Flugzeug.
Das beliebteste Verkehrsmittel der Österreicher für Inlandsreisen ist das Auto. Mit fast 82 Prozent steht
es an der Spitze. Im Vergleich benutzen nur rund elf Prozent die Bahn. Auch bei Auslandsreisen führt das Auto
mit 43 Prozent knapp vor dem Flugzeug mit 39 Prozent. Hier liegt die Bahn mit knapp sechs Prozent weit abgeschlagen.
"Es zeigt sich ein Trend zu Verkehrsmitteln mit hohen Schadstoffemissionen", wie Vizekanzler Hubert Gorbach
bei der Eröffnung zur Konferenz erklärt. Dieser Trend sei allerdings in der gesamten EU zu beobachten,
räumt Gorbach ein. Die Zahlen machen deutlich, dass dringender Handlungsbedarf bestehe, den Verkehr, egal
ob Freizeit- oder Urlaubsverkehr umweltverträglicher zu gestalten. Der Freizeitverkehr hat bedeutenden Anteil
am Gesamtverkehr: Allein in Österreich entfallen rund 50 Prozent der Personenkilometer und 40 Prozent aller
zurückgelegten Wege auf den Freizeitverkehr.
"Urlaub zählt für viele Menschen zu den schönsten Zeiten des Jahres. Menschen wollen verreisen,
etwas erleben, fremde Länder und Kulturen kennen lernen. Viele suchen auch nach Erholung in unberührter
Natur und in gepflegten Städte", so Umweltminister Josef Pröll. Freizeit und Urlaub ist aber ohne
Mobilität nicht denkbar. "Rund 50 bis 70 Prozent der Umweltfolgen des Tourismus werden durch den Reiseverkehr
verursacht", erklärt Pröll. Die Prognosen sprechen von einer weiteren Zunahme dieses Verkehrsaufkommens.
Die Bedeutung des Tourismus für Europa ist sehr groß, wie internationale Studien zeigen: 2004 wurden
in Europa mehr als 416 Millionen internationale Ankünfte verzeichnet. Das bedeutet, dass Europa im Welttourismus
einen Marktanteil von 54 Prozent hält. Urlaub ist gleichbedeutend mit Mobilität und ohne diese nicht
denkbar - zu diesem Schluss kommen die Eröffnungsredner der Konferenz.
"Leitsätze einer nachhaltigen Entwicklung im österreichischen Tourismus lassen sich auf vier Dimensionen
zusammenfassen", so Elisabeth Udolf-Strobl, Leiterin der Sektion Tourismus und Historische Objekte im Bundesministerium
für Wirtschaft und Arbeit. Die ökologische Dimension sorge für einen intakten Natur- und Landschaftsraum
sowie betrieblichen Umweltschutz als Voraussetzungen für den Tourismus der Zukunft. Tourismus stellt einen
integrierten Teil einer nachhaltigen, regionsspezifisch vernetzten Wirtschaft dar (die ökonomische Dimension).
Das Image der Urlaubsregionen wird geprägt von selbstbestimmter kultureller Dynamik und sozialer Zufriedenheit
der Bevölkerung sowie der im Tourismus Beschäftigten (die soziokulturelle Dimension). Der Mensch stehe
als Gestalter der Tourismuspolitik im Mittelpunkt - die Bevölkerung hat Zugang zu allen Informationen und
ist in die Entscheidungsprozesse eingebunden (institutionelle Dimension). "Intensiv genutzte touristische
Zielgebiete müssen betriebliche und kommunale Umweltmanagement-Systeme wie auch Nachhaltigkeitsstrategien
entwickeln und anwenden", erklärt die Expertin. Die Quellgebiete des Tourismus der Ballungsräume
sowie übergeordnete politische Systeme übernehmen Verantwortung für die touristischen Effekte in
den Destinationen. "Tourismus bietet nämlich Arbeitsplätze mit Standortgarantie", gibt Udolf-Strobl
zu bedenken. Allein in Österreich entfalle neun Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf den Fremdenverkehrssektor.
Das entspricht einem Jahresumsatz von 19 Milliarden Euro.
"Das Thema Mobilität ist nicht neues, denn es gab immer schon viele Gründe, um zu reisen",
so die Expertin. Allerdings müsse wieder mehr die Genusskomponente des Reisens in den Vordergrund gestellt
werden. Die Authentizität der Destination, die Inszenierung der Stille. Wissenschaftler wie Horst Opaschowski
haben deutlich vorher gesagt, dass die "Gesellschaft, die sich selbst als Spaßgesellschaft" tituliert,
bereits knapp vor dem Ende stünden. |