Innsbruck (universität) - Am Donnerstag, 26. und Freitag, 27. Jänner 2006 trafen sich über
250 Fachleute zur 8. Internationalen Fachtagung Spritzbeton - Technologie im Congress Centrum Alpbach, um neueste
Erkenntnisse auszutauschen. Gastgeber war das Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften, Vorstand
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Feix, der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften der LFU Innsbruck.
Tagungsleiter war der bekannte Spritzbetonexperte Prof. Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Kusterle.
Beton, den man statt zu gießen am Ende der Förderstrecke durch Spritzen aufträgt, nennt man Spritzbeton.
Spritzbeton wird auf vielen Baustellen der neuen Unterinntalbahn in Tirol eingesetzt, um die Tunnels zu sichern.
Auch beim Bau des Brenner Basistunnels wird er ein unverzichtbares Werkzeug der Mineure sein. Daneben wird Spritzbeton
auch zur Ertüchtigung vieler in die Jahre gekommener Betonbauten erfolgreich eingesetzt.
Zwei Tage lang haben internationale Experten aus der Praxis der Spritzbetontechnologie berichtet. Ein Schwerpunkt
der diesjährigen Tagung war der Einsatz spezieller Spritzbetone als Schutzschicht im Brandfall. Damit können
Tunnels bedeutend länger Bränden widerstehen, sollte eine solche Beanspruchung, wie beim Brand im Tauerntunnel
oder in Kaprun, auftreten. Erste Einsätze erfolgen bereits im Lainzer Tunnel, der neuen Westeinfahrt der Bahn
nach Wien. Die Synergieeffekte zwischen der Bauwirtschaft und der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften
funktionieren in diesem Spezialgebiet hervorragend: Zahlreiche Diplomarbeiten und Dissertationen haben mit ihren
Lösungsvorschlägen in der Praxis bereits ihre Richtigkeit beweisen können.
Besondere Beachtung fanden die zwei Präsentationen zum Ausbau der Bahnachse Berlin – Palermo als Teil eines
europäischen Projektes des Schienenausbaus der transeuropäischen Netze. Teile dieser Strecke sind schon
in Betrieb genommen, der Teil Nürnberg - Ingolstadt geht zur Fußballweltmeisterschaft in Betrieb, der
Bau der Brücke nach Sizilien steht am Beginn.
Längster Eisenbahntunnel der Welt
Ing. Christian Nemec präsentierte den Planungsstand für den Brenner- Basistunnel. Dieser ist die logische
Fortsetzung der Unterinntalbahn. Beim „Sautrog“ bei Baumkirchen werden die Züge künftig in den Inntaltunnel
einfahren und im Tunnel in den Basistunnel abzweigen. Personenzüge werden südlich vom Innsbrucker Bahnhof
in den Basistunnel gelangen und in Südtirol wieder ans Tageslicht rollen. Die Voruntersuchungen für den
zukünftig längsten Eisenbahntunnel der Welt sind fast abgeschlossen. Noch heuer wird mit den ersten Erkundungsstollen
begonnen, die später die zwei Röhren als Versorgungsstollen begleiten werden.
Schonung der Umwelt und Rücksichtnahme auf Anrainer
BEG- Geschäftsführer Dipl.-Ing. Johann Herdina berichtete über den Stand der Bauarbeiten an der
Unterinntaltrasse. Diese für Tirol enorm wichtige Entlastung des Unterinntals - durch diesen Ausbau wird der
Ost-West und Nord- Südverkehr in diesem Bereich umweltschonend aufgenommen werden können – stellt eine
große technische Herausforderung dar. So laufen 32 km der etwa 40 km langen Strecke in Tunnels, Galerien
oder Unterflurtrassen, durch die die Züge bis zu 250 km/h schnell fahren werden. Dipl.-Ing. Herdina berichtete
über die eingesetzten Bau- und Spritzverfahren mit deren Hilfe sich die Vortriebsmannschaften durch den Berg
graben. Die dabei notwendigen technischen Meisterleistungen laufen unter größtmöglicher Schonung
der Umwelt und der Anrainer ab.
In weiteren Vorträgen wurde über den Gotthard Basistunnel berichtet, eine weitere Alpentransversale als
Flachbahn durch die Schweizer Alpen. Dort befindet man sich unter teilweise sehr schwierigen Bedingungen an mehreren
Angriffspunkten schon weit im Berg. |