Wenn der Satellit den Wald beobachtet…  

erstellt am
10. 02. 06

Workshop "3D Remote Sensing in Forestry"
Wien (boku) - Der Wald liefert nicht nur Holz, sondern erbringt eine Vielzahl von Leistungen zum Wohle der Menschen. Er sichert als Quellenschutzwald die Trinkwasserversorgung, ist Lebensraum für Tiere und erfüllt damit wertvolle Naturschutzfunktionen. Er dient als Erholungsraum und ist so auch für den Tourismus wichtig. Bäume binden Kohlenstoff und sind daher ein wesentlicher Faktor in der Problematik der globalen Erwärmung. Wald schützt vor Naturgefahren wie Lawinen und Steinschlag, hält Niederschlagswasser zurück und verringert damit die Gefahr von Hochwässern, beugt Hangrutschungen vor. Erst in der jüngsten Vergangenheit werden diese Waldfunktionen der Allgemeinheit voll bewusst.

Zur Sicherstellung dieser Waldfunktionen werden detaillierte Informationen über den Zustand des Waldes in seiner räumlichen Verteilung benötigt. Seit Jahrzehnten ist die Fernerkundung, die Beobachtung und Messung von Zuständen und Vorgängen auf der Erdoberfläche von Flugzeugen und Satelliten aus, ein wichtiges Werkzeug dazu.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden für genauere Kartierungen fotografisch aufgenommene Luftbilder eingesetzt, die durch Experten in aufwendiger Arbeit visuell interpretiert und ausgewertet wurden. Von Satelliten aus konnte man nur sehr großräumige Erscheinungen auf der Erdoberfläche beobachten und messen. Forstliche Anwendungen der Satellitenfernerkundung haben sich auf globale, kontinentale, nationale und bestenfalls regionale Inventuren und Kartierungen der Wälder mit relativ bescheidener Aussagekraft (Unterscheidung nur weniger Waldtypen wie z.B. Laubwald, Mischwald, Nadelwald) beschränkt.

Neue technische Entwicklungen haben die Situation grundlegend verändert. Luftbilder können heute digital aufgenommen und automatisiert ausgewertet werden. Die Datenmenge pro Bild ist dabei gewaltig (typischerweise 100 Megapixel in 4 Farben, bis zu 1000 Gigabyte und darüber pro Flugmission). Satellitenbilder erfassen Details unter 1 m Größe und damit wertvolle Information über einzelne Bäume. Laser-Scanner messen vom Flugzeug aus Kronenoberflächen und erfassen durch Lücken in und zwischen den Kronen auch tiefer liegende Schichten mit Dezimetergenauigkeit. Hyperspektralscanner messen von Flugzeugen und von Satelliten aus die von Baumkronen reflektierte Sonnenstrahlung in hunderten Spektralbereichen gleichzeitig und erlauben über komplexe Analyseverfahren (Computersimulationen) die Ermittlung biophysikalischer Kenngrößen des Waldes, die die Vitalität der Bäume beschreiben und bisher nur in aufwändiger Messarbeit kleinräumig am Boden gewonnen werden konnten. Durch die Kombination dieser Verfahren kann die dreidimensionale Waldstruktur erfasst werden, wie sie als Grundlage für das Management der Wälder zur Gewährleistung der oben genannten Waldfunktionen gebraucht wird.

Die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen auf diesem Gebiet der forstlichen Fernerkundung werden bei einem Workshop "3D Remote Sensing in Forestry" diskutiert, der vom 14. bis zum 15. Februar 2006 an der Universität für Bodenkultur abgehalten wird. Es nehmen 150 Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus 27 Staaten teil. Die Veranstaltung findet unter der Schirmherrschaft von EARSeL (European Association of Remote Sensing Laboratories) statt, einer Gesellschaft, der über 200 Institutionen und Firmen angehören. Lokaler Organisator ist das Institut für Vermessung, Fernerkundung und Landinformation der Universität für Bodenkultur.

"3D Remote Sensing In Forestry"
14. - 15. Februar 2006, ab 9:00 Uhr
BOKU Wien, Exner-Haus
(19., Peter Jordan-Straße 82)
     
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