Werbeoffensive des Ressorts Gegenstand einer S-Dringlichen
Wien (pk) - Bundesrat KONECNY (S) erinnerte am Sitzung des Bundesrates am Donnerstag (09. 02.)
in der Begründung der dringlichen Anfrage zunächst an eine Aussage von Jörg Haider. Als dieser das
BZÖ gegründet hat, habe er verkündet, dass die neue Partei keine bürokratischen Strukturen
aufbauen werde, da sie momentan mit dem Apparat der Regierungsmitglieder das Auslangen finde. "Diese Aussage
sei in Wirklichkeit als Aufforderung zum Amtsmissbrauch zu interpretieren", denn es sei sicher nicht die Aufgabe
der Kabinette der Bundesminister, die Parteiarbeit für das BZÖ zu leisten, unterstrich Konecny. Diese
Aussage war gleichzeitig eine gefährliche Drohung, weil damit klar wurde, dass über die persönlichen
Dienstleistungen hinaus öffentliche Mittel das ersetzen sollten, was dem BZÖ an finanziellen Möglichkeiten
fehlt.
Nun gebe es einen konkreten Beweis für diese Befürchtungen, führte der Bundesrat weiter aus, und
zwar im Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz, wo sich laut eines Berichts
im "Kurier" unglaubliche Vorgänge zugetragen haben sollen. Es wurde nämlich eine Werbekampagne
ins Leben gerufen, deren Slogan "Zukunft soziales Österreich" mit der Parteibezeichnung sehr leicht
verwechselt werden könne. Außerdem war die ganze Kampagne, die insgesamt 4,2 Millionen Euro gekostet
haben soll, von unzähligen Peinlichkeiten überschattet. Es wurden sogar hunderttausende Folder eingestampft,
weil genau dieser Slogan auf den Broschüren gefehlt hat.
Gerade weil das Thema "Regierungsinformation" so ein heikles Thema sei, habe der Rechnungshof dankenswerterweise
sehr klare Richtlinien dafür ausgearbeitet. Er könne aber nicht erkennen, wo und wie diese Richtlinien
bei der angesprochenen Kampagne berücksichtigt wurden. Sein Resümee sei, dass hier eindeutig eine parteipolitische
Werbeaktion mit Mitteln des Steuerzahlers durchgeführt wurde. Man wolle kein vorschnelles Urteil abgeben,
aber er hoffe sehr, dass die Ministerin sehr konkret auf alle gestellten Fragen antworten wird.
Bundesministerin HAUBNER versprach ihrem Vorredner, sehr konkrete Antworten auf die Fragen zu geben. Sie wehre
sich jedoch entschieden dagegen, dass eine Informationskampagne des Sozialministeriums für Parteienfinanzierung,
Parteiwerbung oder ähnliches missbraucht wurde. Für übertrieben halte sie es auch, wenn man die
Verwendung der Farbe Orange kritisiert, da sie von vielen Institutionen verwendet wird. Es sei auch legitim, besonders
für ein Sozialministerium, das Wort Zukunft in einem Slogan zu verwenden, da es um die Sicherung der sozialen
Zukunft gehe.
Grundsätzlich halte sie es für notwendig, die Bevölkerung über wichtige Themen zu informieren.
Gerade das Sozialministerium umfasse so viele Bereiche, die wirklich alle Bürger und Bürgerinnen im Laufe
ihres Lebens unmittelbar betreffen. Da viele Leistungen nur per Antrag in Anspruch genommen werden können,
habe man als politisch Verantwortlicher die Verpflichtung, die Menschen gut zu informieren, betonte die Ministerin.
Im konkreten gehe es um eine Kampagne, die im März 2005 europaweit ausgeschrieben und im Oktober dem Bestbieter
zugeschlagen wurde. Seit diesem Zeitpunkt laufe die Aktion, wobei die Bevölkerung über die Bereiche Familie,
Altersvorsorge (Pensionen), Pflege, Menschen mit Behinderung sowie Konsumentenschutz informiert werden soll. Man
könne bereits am Anstieg der Anträge erkennen, dass die Aktion erfolgreich ist, konstatierte Haubner.
Nachdem sie an die vielen Verbesserungen im Sozialbereich, die in den letzten Jahren von der Bundesregierung erreicht
wurden, erinnert hatte, ging Haubner auf die konkreten Fragen ein. Sie stellte zunächst noch grundsätzlich
fest, dass bei allen Informationskampagnen der Bundesregierung und der Ressorts auf die Empfehlungen des Rechnungshofes
Rücksicht genommen wurde. Die Ministerin bestätigte, dass ihr Ressort im Oktober 2005 einen Rahmenvertrag
mit einer Werbeagentur für die Durchführung einer Informationskampagne über rund 4,2 Mill. € abgeschlossen
hat. Vertragsgegenstand war die Umsetzung eines einheitlichen Kommunikationskonzeptes für das BMSG sowie das
Bundessozialamt anhand ausgewählter Themenschwerpunkte. Gemäß der Ausschreibungsunterlage geht
es bei den Einzelprojekten um Themen wie Behinderung und Pflegevorsorge, Kinderbetreuungsgeld, Vereinbarkeit von
Familie und Beruf, Kindererziehung, Altersvorsorge, Pensionsharmonisierung etc. Die Kampagne entspricht allen gesetzlichen
Vorschriften und auch den Empfehlungen des Rechnungshofes, führte Haubner weiter aus. Was die angelaufenen
Kosten angeht, so wurden bisher Rechnungen in der Höhe von 3,570.488 € inkl. Ust. bezahlt. Ein Teil der Infofolder
mussten deshalb entsorgt werden, weil sie inhaltlich obsolet waren. Damit waren Kosten in der Höhe von 2.033,66
€ verbunden.
Nicht richtig sei auch, dass es ein orange farbiges Logo gibt; es wurden Gelbtöne in verschiedenen Schattierungen
verwendet. Sie schließe es absolut aus, dass irgendwelche Mittel ihres Ressorts für Parteiveranstaltungen
des BZÖ verwendet wurden. Es sei auch nicht der Fall, dass Mitarbeiter in ihrem Büro oder beim Staatssekretär
in der Dienstzeit politische Arbeit für das BZÖ geleistet haben. Schließlich ging sie noch auf
die Frage hinsichtlich des Behindertenanwaltes ein. Er sei natürlich weisungsfrei, denn er müsse sich
überparteilich und unabhängig um die Belange der Behinderten kümmern. Der nunmehrige Behindertenanwalt
war Vizekanzler, Minister und Dritter Präsident des Nationalrates; es werde daher öfter vorkommen, dass
er von Journalisten zu politischen Themen befragt werde. Wenn er dann seine eigene Meinung äußere, geschehe
dies nicht in seiner Funktion als Behindertenanwalt.
Wenn man sich den Bericht des "Kurier" genau durchlese, dann müsse man zum Schluss kommen, dass
die heutige dringliche Anfrage sehr wohl berechtigt ist, meinte Bundesrätin BLATNIK (S). Es wurden 4,2 Mill.
€ für eine Informationskampagne ausgegeben, die von der Farbe Orange geprägt ist. Außerdem werden
die Menschen nicht besser informiert, sondern eher verunsichert, wie dies zum Beispiel beim Thema Pensionen der
Fall ist. In einem Folder wurde nämlich fälschlicherweise behauptet, dass die Anträge für die
Rezeptgebührenbefreiung bei der Pensionsversicherungsanstalt zu stellen sind. Außerdem wurde der Eindruck
erweckt, dass alle Pensionisten die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos benutzen können. Dies ist aber
nur der Fall, wenn man blind, taub oder stumm ist. Sie sei daher der Meinung, dass nun der Rechnungshof gefordert
ist, um zu klären, was genau hinter dieser Causa steckt.
Das Parlament habe natürlich das Recht, darüber zu diskutieren, was mit den öffentlichen Geldern
passiert, räumte Bundesrat Mag. HIMMER (V) ein. Wenn nun die hohen Kosten für die angesprochene Kampagne
kritisiert werden, dann solle man bedenken, dass etwa der Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien nur im
letzten Jahr ca. 28 Mill. € ausgibt. Im Juni 2005 wurde zudem ein Vertrag für die Medienarbeit für die
nächsten zehn Jahre abgeschlossen in der Höhe von 263 Mill. €.
Der Redner verwies auf eine ähnlich gelagerte Anfrage der Wiener Landesorganisation seiner Partei an den Bürgermeister
von Wien, die dieser nicht zur Zufriedenheit der ÖVP beantwortet habe. Himmer übte Kritik an der PR-Praxis
der Stadt Wien, die seines Erachtens nach nicht objektiv sei, und meinte, die Funktionäre und Mandatare der
Sozialdemokraten würden in den in Rede stehenden Medien bemerkenswert häufig vorkommen.
Bundesrat SCHENNACH (G) hielt seinem Vorredner entgegen, seine Rede sei inhaltlich eine klassische Themenverfehlung
gewesen. Jedes Mal, wenn Missstände in der Bundesregierung angesprochen würden, erhalte man im Bundesrat
eine Wiener Gemeinderatssitzung geboten, beklagte der Redner. Wenn es auf Wiener Ebene Dinge gebe, die hinterfragenswert
seien, so müsse dies in den Wiener Gremien diskutiert werden, hier aber gehe es um eine Angelegenheit des
Bundes.
So stehe seit dem Februar 2000 für PR-Kampagnen, Beraterverträge und dergleichen eine runde halbe Milliarde
Euro zu Buche, und dies müsse man als Geldverschwendung bezeichnen, meinte der Redner, der an ein Zitat des
Kärntner Landeshauptmannes erinnerte, wonach dieser gemeint habe, das BZÖ finde derzeit das Auslangen
mit dem Regierungsapparat. Im gegenständlichen Fall stehe der Verdacht im Raum, dass diese Kampagne nicht
den erarbeiteten Kriterien entspreche. Der Informationsgehalt dieser Kampagnen sei zu hinterfragen, auch die Grundfarbe
der Spots sei bemerkenswert, erklärte der Redner. Die Ministerin sei vor diesem Hintergrund noch eine Reihe
von Antworten schuldig, schloss der Bundesrat.
Der fraktionslose Bundesrat KAMPL sagte hingegen, wenn die Bundesministerin bereit sei, hier offen und umfassend
Rede und Antwort zu stehen, so sei es seitens des Bundesrates geboten, auch ein Wort des Dankes an das Ressort
zu richten, hätten doch die Bundesregierung und insbesondere die Ministerin zahlreiche wichtige soziale Maßnahmen
gesetzt, von denen viele Bürgerinnen und Bürger profitiert hätten. Der Redner nannte konkrete Beispiele
für diese Aktivitäten und meinte, die Bundesregierung gebe das Geld jenen, die es wirklich brauchten.
Die Mittel für die PR seien vor diesem Hintergrund gut angelegt, zeigte sich der Redner überzeugt. Von
Geldabzweigungen oder indirekter Parteienfinanzierung könne hingegen nicht die Rede sein. Man solle nicht
immer dramatisieren, sondern gemeinsam für Österreich arbeiten.
Bundesrätin KERSCHBAUM (G) erklärte hingegen, es sei auffällig, dass derartige Kampagnen stets im
Vorfeld von Wahlen stattfänden. Es stelle sich die Frage, warum man nicht kontinuierlich informiere. Auch
der farbliche Gleichklang zwischen der Ministeriumswerbung und den Materialien des BZÖ sei bemerkenswert.
Zudem ließe sich über den Informationswert dieser Kampagnen durchaus diskutieren, betonte Kerschbaum.
Der fraktionslose Bundesrat VILIMSKY erinnerte Bundesrat Himmer daran, dass dessen Partei zwischen 1996 und 2001
durchaus ebenfalls von den Werbemaßnahmen der Stadt Wien profitiert habe. Seine Kritik an diesen Zuständen
sei vor diesem Hintergrund wohl zu relativieren. Zudem könne man nicht einem Unrecht ein anderes Unrecht entgegenhalten.
Das BZÖ müsse auch weiterhin mit dem Vorwurf leben, es sei eine Phantompartei, die sich noch keiner Bundeswahl
gestellt habe. Und als es sich in Wien der Wahl stellte, da landete es hinter den Kommunisten. Der Kärntner
Landeshauptmann sei ein "politischer Zechpreller", habe er doch die Schulden, die unter seiner Ägide
in der FPÖ aufgelaufen seien, entgegen seinen Ankündigungen nicht übernommen.
Es sei unglaublich, wie mit öffentlichen Mitteln umgegangen worden sei, kritisierte der Redner. Die gegenständliche
Sache sei so offensichtlich, dass ein Blinder die Zusammenhänge sehe, meinte der Redner, der einen Prüfauftrag
an den Rechnungshof als dringend geboten ansah, gelte es doch, Licht in dieses Dunkel zu bringen und die politische
Verantwortung für diese Angelegenheit zu klären.
Der fraktionslose Bundesrat MITTERER sagte, er habe viel Verständnis für die Tätigkeit der Opposition,
er sei aber erschüttert, dass die Opposition unhinterfragt Pressemeldungen, die hier einen Skandal sähen,
Glauben schenke. Es habe bemerkenswert rasch klare Antworten gegeben, von einer Verfehlung könne daher nicht
die Rede sein. An die Adresse der Sozialdemokraten gerichtet meinte der Redner, sie möge ihren Ton mäßigen
und die Leistungen dieser Regierung im Sozialbereich anerkennen. Es habe viele Errungenschaften für die Bürger
gegeben, und darüber müsse man auch informieren, schloss Mitterer. |