Ausstellung über Ungarnaufstand 1956 im Landesmuseum
Eisenstadt (blms) - Nach der sehr erfolgreichen Ausstellung "Russenzeit" im Vorjahr gewährt
das Burgenländische Landesmuseum heuer einen Blick auf beide Seiten des ehemaligen Eisernen Vorhangs. Ein
solcher wird auch das zentrale Element der Ausstellung "Vom Traum zum Trauma" sein, die in Kooperation
mit dem Savaria Múzeum Szombathely gestaltet wird. "Die Wahrnehmung des Jahres 1956 dies- und jenseits
der Grenze war sehr unterschiedlich. Während in Österreich kurz nach der erlangten Selbständigkeit
infolge des Staatsvertrages die Aufnahme von 180.000 Ungarnflüchtlingen in Erinnerung geblieben ist, stehen
die Ereignisse in Ungarn für den Beginn eines kollektiven Traumas, das erst 1989 überwunden wurde",
sagte dazu Kulturlandesrat Helmut Bieler am Donnerstag (09. 02.) anlässlich der Konzeptpräsentation
im Landesmuseum in Eisenstadt.
Das wissenschaftliche Konzept sieht drei Bereiche vor: Zum einen wird die burgenländische/österreichische
Perspektive zu den Ereignissen des Jahres 1956 erörtert. Es geht darin um die privaten und staatlichen Hilfsaktionen
für Flüchtlinge, die Rolle von Gendarmerie und Polizei im Grenzeinsatz und die sensible Auslegung der
Neutralität und um unseren Blickwinkel auf den Eisernen Vorhang. Die Inhalte werden vom burgenländischen
Teil des Ausstellungsteams gestaltet. Parallel dazu wird im ungarischen Teil der Verlauf der Revolution und die
Situation unmittelbar an der Grenze thematisiert. In diesem von den ungarischen Wissenschaftlern gestalteten Bereich
sollen auch die ungarischen gesell-schaftlichen Strukturen nach 1956 erörtert werden. Dem Ausstellungsbesucher
soll vermittelt werden, wie das Leben hinter dem Eisernen Vorhang war. Das Jahr 1956 stellt aber auch eine internationale
Zäsur dar. Mit der Parallelität zur Suezkrise befand sich die westliche Welt in einer globalen Krise.
Diese internationalen Verflechtungen werden im dritten Ausstellungsbereich diskutiert. "Diese Dreiteilung
ermöglicht für den Besucher, sich dem Thema aus drei unterschiedlichen Perspektiven heraus anzunähern
und trägt so zum gegenseitigen Verstehen bei", so Bieler.
Wie im Vorjahr ist auch heuer eine Einbindung der Bevölkerung in die Ausstellungsgestaltung vorgesehen. Seit
Anfang des Jahres läuft bereits ein Aufruf im ORF Burgenland zur Sammlung von Erinnerungsstücken und
Geschichten zum Jahr 1956. Mit der Umsetzung des Gestaltungskonzeptes wurde der aus der vorjährigen Ausstellung
bekannte Architekt DI Erich Woschitz betraut. Auch bei der heurigen Sonderausstellung im Landesmuseum Burgenland
wurde das Team K.B.K. – Kulturvermittlung Burgenland mit der Durchführung eines Vermittlungsprogramms für
SchülerInnen und Erwachsene beauftragt. Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es gerade zeitgeschichtliche
Inhalte sind, bei denen museumspädagogische Angebote besonders gerne angenommen werden.
Die Ausstellung "Vom Traum zum Trauma" wird am 18. Mai 2006 eröffnet und ist im Landesmuseum Burgenland
bis 1. Oktober 2006 zu besichtigen. |