Verkehr: Ein Projekt mit und für Senioren  

erstellt am
09. 02. 06

"Verkehrssicherheit für ältere Menschen":
Wien (kfv) - Man wird zwar älter, aber trotzdem sollte man mobil bleiben können. Die Beseitigung kleiner Alltagshürden kann dabei sehr helfen - die Stadt Wien, das Kuratorium für Verkehrssicherheit und die Polizei zeigen es vor.

Die Stadt Wien hat sich im Masterplan Verkehr 2003 das ambitionierte Ziel gesetzt, die Zahl der im Verkehr Verletzten und Getöteten bis 2020 zu halbieren - langfristiges Ziel ist sogar die "Vision Zero", also keine Verkehrstoten. Um diese Ziele zu erreichen, wird in Wien zusätzlich zu den vielen Maßnahmen verstärkt auf Bewusstseinsbildung gesetzt. Besonders will man auf die am stärksten betroffenen Gruppen zugehen - Kinder und ältere Menschen.

Mehr als die Hälfte der im Wiener Straßenverkehr getöteten Menschen sind Fußgänger. Die Opfer stammen hauptsächlich aus einer Bevölkerungsgruppe, die der PS-Kraft mit einer schwächer werdenden Konstitution entgegen treten muss: Rund 55 Prozent der getöteten Fußgänger sind über 65 Jahre alt. Im letzten Jahr hat daher die Stadt Wien (Magistratsabteilung 46) das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) beauftragt, in Kooperation mit der Polizei das Projekt "Verkehrssicherheit für ältere Menschen" umzusetzen - heute startet die Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte. "Wichtig sind dabei die drei B's: Befragung, Begehung und Beratung", umreißt KfV-Direktor Dr. Othmar Thann das Grundprinzip. "Senioren sollen aus ihrer Sicht erklären und zeigen, was ihnen im Straßenverkehr Schwierigkeiten bereitet." Neben Verbesserungen vor Ort werden auch Erkenntnisse über die Bedürfnisse älterer Menschen gewonnen, die zukünftig in die Verkehrsplanung einfließen.

Erst zehn, dann zwanzig
Am Anfang jeder Verbesserung steht das Gespräch. Bereits im Pilotprojekt 2005 wurden in den Befragungen in zehn Wiener Pensionistenwohnhäusern zahlreiche Stolpersteine eruiert, die älteren Menschen Schwierigkeiten machen. Zu wenig Licht, fehlende Zebrastreifen an Stellen, wo man sie dringend benötigen würde oder zu hohe Gehsteigkanten waren nur drei von vielen Problemen, die in den Befragungen genannt wurden. "Heuer werden deshalb 20 weitere Wohnhäuser in das Projekt aufgenommen, denn das Ziel ist eine möglichst flächendeckende Erhebung der Verkehrssituation von Senioren", erklärt Thann. Um sich ein genaueres Bild von den Mängeln zu machen, wird auch heuer nach den Befragungen wieder eine Begehung der Problemzonen durch Mitarbeiter des KfV und Vertreter der Stadt Wien stattfinden. Die Ergebnisse von Befragung und Begehung ergeben dann einen Maßnahmenkatalog, der von der Stadt Wien als Auftrag für Veränderungen zum Positiven verstanden wird. So wurden als Resultat des Pilotprojektes bei unfallträchtigen Kreuzungen Lampen über den Zebrastreifen montiert, deren starkes Lichtband die Fußgänger besser sichtbar macht. Zusätzliche Schutzwege wurden eingerichtet und Stolperfallen saniert. Vor allem im Umfeld der Wohnhäuser wurden die Sichtbeziehungen verbessert, Gehsteigkanten abgesenkt und Haltezonen zum Ein- und Aussteigen installiert. Bei manchen Häusern hat die Begehung sogar gezeigt, dass Fahrgastunterstände nötig sind und dass mit Signaltafeln und einer veränderten Ampelschaltung die Sicherheit wesentlich erhöht werden kann.

Verkehrssicheres Verhalten
Sicherheit liegt auch in der Hand des Einzelnen. Um die Senioren dafür zu sensibilisieren, dass sie selbst einiges zu ihrem Schutz beitragen können, werden beim Projekt "Verkehrssicherheit für ältere Menschen" abschließend Beratungsgespräche durchgeführt. Diese Aufgabe übernimmt neben dem KfV und Vertretern der Magistratsabteilung 46 auch die Verkehrserziehungsgruppe der Polizei. Unterstützt werden diese Gespräche durch ein Video, in dem die beliebten Schauspieler Hilli Reschl und Rudolf Buzcolich Alltagssituationen durchleben und die richtigen Verhaltensweisen vorzeigen. "Außerdem wird den älteren Menschen in diesen Beratungsgesprächen vermittelt, dass ihr Wort Gewicht hat. Sie erfahren dabei nämlich, welche Maßnahmen dank ihrer Mitarbeit gesetzt werden und dass sie damit etwas für die Allgemeinheit getan haben", schließt Thann.
     
zurück