"Verkehrssicherheit für ältere Menschen":
Wien (kfv) - Man wird zwar älter, aber trotzdem sollte man mobil bleiben können. Die Beseitigung
kleiner Alltagshürden kann dabei sehr helfen - die Stadt Wien, das Kuratorium für Verkehrssicherheit
und die Polizei zeigen es vor.
Die Stadt Wien hat sich im Masterplan Verkehr 2003 das ambitionierte Ziel gesetzt, die Zahl der im Verkehr Verletzten
und Getöteten bis 2020 zu halbieren - langfristiges Ziel ist sogar die "Vision Zero", also keine
Verkehrstoten. Um diese Ziele zu erreichen, wird in Wien zusätzlich zu den vielen Maßnahmen verstärkt
auf Bewusstseinsbildung gesetzt. Besonders will man auf die am stärksten betroffenen Gruppen zugehen - Kinder
und ältere Menschen.
Mehr als die Hälfte der im Wiener Straßenverkehr getöteten Menschen sind Fußgänger.
Die Opfer stammen hauptsächlich aus einer Bevölkerungsgruppe, die der PS-Kraft mit einer schwächer
werdenden Konstitution entgegen treten muss: Rund 55 Prozent der getöteten Fußgänger sind über
65 Jahre alt. Im letzten Jahr hat daher die Stadt Wien (Magistratsabteilung 46) das Kuratorium für Verkehrssicherheit
(KfV) beauftragt, in Kooperation mit der Polizei das Projekt "Verkehrssicherheit für ältere Menschen"
umzusetzen - heute startet die Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte. "Wichtig sind dabei die drei B's: Befragung,
Begehung und Beratung", umreißt KfV-Direktor Dr. Othmar Thann das Grundprinzip. "Senioren sollen
aus ihrer Sicht erklären und zeigen, was ihnen im Straßenverkehr Schwierigkeiten bereitet." Neben
Verbesserungen vor Ort werden auch Erkenntnisse über die Bedürfnisse älterer Menschen gewonnen,
die zukünftig in die Verkehrsplanung einfließen.
Erst zehn, dann zwanzig
Am Anfang jeder Verbesserung steht das Gespräch. Bereits im Pilotprojekt 2005 wurden in den Befragungen
in zehn Wiener Pensionistenwohnhäusern zahlreiche Stolpersteine eruiert, die älteren Menschen Schwierigkeiten
machen. Zu wenig Licht, fehlende Zebrastreifen an Stellen, wo man sie dringend benötigen würde oder zu
hohe Gehsteigkanten waren nur drei von vielen Problemen, die in den Befragungen genannt wurden. "Heuer werden
deshalb 20 weitere Wohnhäuser in das Projekt aufgenommen, denn das Ziel ist eine möglichst flächendeckende
Erhebung der Verkehrssituation von Senioren", erklärt Thann. Um sich ein genaueres Bild von den Mängeln
zu machen, wird auch heuer nach den Befragungen wieder eine Begehung der Problemzonen durch Mitarbeiter des KfV
und Vertreter der Stadt Wien stattfinden. Die Ergebnisse von Befragung und Begehung ergeben dann einen Maßnahmenkatalog,
der von der Stadt Wien als Auftrag für Veränderungen zum Positiven verstanden wird. So wurden als Resultat
des Pilotprojektes bei unfallträchtigen Kreuzungen Lampen über den Zebrastreifen montiert, deren starkes
Lichtband die Fußgänger besser sichtbar macht. Zusätzliche Schutzwege wurden eingerichtet und Stolperfallen
saniert. Vor allem im Umfeld der Wohnhäuser wurden die Sichtbeziehungen verbessert, Gehsteigkanten abgesenkt
und Haltezonen zum Ein- und Aussteigen installiert. Bei manchen Häusern hat die Begehung sogar gezeigt, dass
Fahrgastunterstände nötig sind und dass mit Signaltafeln und einer veränderten Ampelschaltung die
Sicherheit wesentlich erhöht werden kann.
Verkehrssicheres Verhalten
Sicherheit liegt auch in der Hand des Einzelnen. Um die Senioren dafür zu sensibilisieren, dass sie
selbst einiges zu ihrem Schutz beitragen können, werden beim Projekt "Verkehrssicherheit für ältere
Menschen" abschließend Beratungsgespräche durchgeführt. Diese Aufgabe übernimmt neben
dem KfV und Vertretern der Magistratsabteilung 46 auch die Verkehrserziehungsgruppe der Polizei. Unterstützt
werden diese Gespräche durch ein Video, in dem die beliebten Schauspieler Hilli Reschl und Rudolf Buzcolich
Alltagssituationen durchleben und die richtigen Verhaltensweisen vorzeigen. "Außerdem wird den älteren
Menschen in diesen Beratungsgesprächen vermittelt, dass ihr Wort Gewicht hat. Sie erfahren dabei nämlich,
welche Maßnahmen dank ihrer Mitarbeit gesetzt werden und dass sie damit etwas für die Allgemeinheit
getan haben", schließt Thann. |