Hochschulsektor: mehr privat, weniger Staat  

erstellt am
07. 02. 06

Weiter Trend zu Privatunis
Wien (pk) - Privatisierung und Liberalisierung am Hochschulsektor brechen sich weiter Bahn. So lautet die zentrale Botschaft des Berichts des Akkreditierungsrates für das Jahr 2004, der nun vorliegt.

Schon 2003 gab es in Österreich sechs Universitäten, die als Privatuniversität geführt werden und 37 Studiengänge anboten. Im Jahr 2004 wurde der private Hochschulsektor auf insgesamt neun Privatuniversitäten mit 83 Studiengängen ausgeweitet. Wie schon 2003 war das Berichtsjahr, so heißt es in dem Dokument, gekennzeichnet durch anhaltend reges Interesse seitens Projektbetreibern und Antragstellern. 2004 waren zehn Verfahren auf Akkreditierung als Privatuniversität sowie Verfahren zur Akkreditierung elf neuer Studiengänge an bereits bestehenden Privatuniversitäten anhängig. Oder, wie es im Bericht ausgedrückt wird: "Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der Verfahren auf Akkreditierung als Privatuniversität somit um mehr als ein Drittel erhöht. Auf Grund der Anfragen und angekündigter Antragstellungen kann auch für die Folgejahre auf eine steigende Tendenz geschlossen werden. Seit der Konstituierung des Akkreditierungsrates waren somit 23 Verfahren auf Akkreditierung als Privatuniversität durchzuführen."

Neue Universitäten in Linz und Wien
Neu in den Kreis der Privatuniversitäten aufgenommen wurden im Berichtszeitraum das Brucknerkonservatorium Linz, die TCM Akademie und die GWT, die Privatuniversität der Kreativwirtschaft. Sie beantragten ebenso diverse neue Studiengänge wie die bereits bestehenden Privatuniversitäten, die meisten Verfahren konnten im Berichtszeitraum positiv abgeschlossen werden. Da die Akkreditierung als Privatuniversität immer nur befristet vergeben wird, um die Qualitätsentwicklung der neuen Institutionen längerfristig zu gewährleisten, stehen demnächst diverse Verlängerungen an. Mit Ausnahme der IMADEC haben die betroffenen Universitäten auch bereits entsprechende Anträge gestellt.

Neben einem umfassenden Definitionsteil (Ziele der Akkreditierung, Aufgaben und Ziele des Akkreditierungsrates, das Verfahren der Akkreditierung) bietet der Bericht Abschnitte über die Öffentlichkeitsarbeit des Rates, seine Außenbeziehungen und einen Überblick über die Sitzungen des Akkreditierungsrates im Berichtszeitraum.

So wurde etwa eine Broschüre erstellt, die einen Überblick über den Akkreditierungsrat, seine Aufgaben und seine Zusammensetzung gibt. Zudem führten Mitglieder des Rates im Berichtszeitraum Gespräche mit den Rektoren der WU Wien, der TU Graz und der Universität Salzburg, während am 10. Juli 2003 der Präsident des Akkreditierungsrates Helmut Konrad ein Gespräch mit dem Präsident des Fachhochschulrates Claus Raidl hatte. Darüber hinaus nahmen Mitglieder des Rates auch noch an internationalen Tagungen teil, so im September 2003 an der Generalversammlung der ENQA in Budapest und an der Generalversammlung der INQA im April 2003 in Dublin.

Zudem fanden im Berichtszeitraum sieben Sitzungen des Rates statt, wobei im Bericht darauf verwiesen wird, dass auf Grund der langfristigen Planungen der Sitzungstermine bei den einzelnen Sitzungen nahezu alle Mitglieder anwesend gewesen seien und "die Beschlussfähigkeit damit bei jeder Sitzung gegeben" war.

Zukunftsszenarien
In einem eigenen "Ausblick" halten die Verfasser des Berichts fest, dass "der Bereich der Qualitätssicherung und Akkreditierung" auf der europäischen "Bologna-Agenda" eine zentrale Stelle in der Strategie zur Entwicklung eines europäischen Bildungsraums einnimmt. Dies bringe sowohl auf europäischer wie auch auf nationaler Ebene eine erhöhte Dynamik mit sich, betonen die Autoren des Berichts.

Als konsequente Weiterentwicklung dieser Tendenzen sollte der Bereich der Universitätslehrgänge der öffentlich-rechtlichen Universitäten in das System der Akkreditierung miteinbezogen werden, meinen die Autoren des Berichts, da die öffentlich-rechtlichen Universitäten in diesem Sektor wie "die privaten Anbieter am Markt" agierten, bislang allerdings kein externes Qualitätssicherungssystem bestehe. Für die dazu notwendigen gesetzlichen und strukturellen Änderungen habe der Akkreditierungsrat bereits konkrete Vorschläge ausgearbeitet und den politisch Verantwortlichen vorgelegt, heißt es in dem gegenständlichen Bericht.

Vor allem aber sind die Beilagen des Berichts von Interesse. Einerseits wird hier ein Überblick über die sechs Privatuniversitäten samt ihrem Studienprogramm geboten. So offeriert die Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz ein 10-semestriges Theologiestudium, das mit dem Magistertitel abgeschlossen wird. An der IMADEC wiederum kann man nach 2 Semestern den Titel eines Master of Laws erwerben, während etwa an der privaten Paracelsus-Universität Salzburg in 10 Semestern der "Dr. med.univ." für Humanmedizin erlangt werden kann.

Insgesamt studieren gegenwärtig 2.479 Personen an den heimischen Privatuniversitäten, wovon 1.117 weiblich und 1.362 männlich sind. Den größten Anteil stellen die Anton Bruckner-Privatuniversität mit 844 und die Webster University mit 478 Studierenden, "Schlusslicht" ist die TCM Privatuniversität mit 36 Studierenden. Insgesamt 1.710 Studierende besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft. Von den 621 StudienanfängerInnen kommen 400 aus dem Inland, 221 stammen aus dem Ausland. Insgesamt haben 245 Personen ein Studium an den Privatuniversitäten abgeschlossen. Die meisten Absolventen weist die IMADEC (79) auf, während die Katholisch-theologische Privatuniversität an 17 Studierende einen Titel verlieh. Hinsichtlich der sozialen Schichtung der Studierenden wird im Bericht erwähnt, dass 218 Studierende im Kalenderjahr 2004 Studienunterstützung von staatlicher Seite erhielten.

Weitere Beilagen, die Auskunft über Gutachterinnen und Gutachter, über die diversen Orientierungsrahmen, über Jahresberichte und diverse Übereinkommen geben, runden den Bericht ab.
     
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