Besondere Anerkennung für humanitäres Engagement
Graz (lk) - Der Menschenrechtspreis des Landes Steiermark 2005 wurde am Montag (06. 02.) Abend
von Landeshauptmann Mag. Franz Voves an Mag. Linde Ressi, Mag. Max Aufischer und Schwester Elisabeth Schwarzl -
sie weilt zurzeit in Madagaskar und wurde durch Provinzoberin Mag. Angelika Pauer vertreten - verliehen. Die Preisträger
teilen sich den mit insgesamt 7.500 Euro dotierten Preis. Der Menschenrechtspreis des Landes Steiermark, mit dem
Aktivitäten zur Durchsetzung, Entwicklung und Förderung der Menschenrechte sowie Leistungen auf diesem
Gebiet im In- und Ausland gewürdigt werden, wurde damit zum vierten Mal verliehen.
Landeshauptmann Voves würdigte im Beisein des zweiten Landeshauptmann-Stellvertreters Dr. Kurt Flecker, von
Landesrat Johann Seitinger, der dritten Landtagspräsidentin Barbara Gross sowie den Landeshauptleuten außer
Dienst Dr. Friedrich Niederl und Waltraud Klasnic und Diozösanbischof Dr. Egon Kapellari das Engagement der
Ausgezeichneten: "Es ist gar nicht leicht, Ihr vielfältiges Wirken und Ihre umfangreichen Verdienste
kurz zu fassen. Das Land Steiermark ist stolz auf Sie und Ihre Leistungen, denn Sie haben Ihr Schaffen in den Dienst
der Mitmenschen und der Allgemeinheit gestellt."
Mag. Linde Ressi wurde 1942 in Graz geboren und absolvierte nach dem Schulbesuch ein Dolmetsch-Studium
in den Fächern Französisch und Russisch, welches sie mit dem Magisterium abschloss. Beruflich war sie
als Übersetzerin und Sprachkursleiterin tätig; seit 1966 ist sie mit Dr. Werner Ressi, pensioniertem
Vorstand der Agrarabteilung der Steiermärkischen Landesregierung, verheiratet und hat drei Kinder.
Seit der Gründung des über die Grazer Stadtgrenzen hinaus bekannten Vinzi-Dorfes im Jahre 1992 gehörte
Mag. Linde Ressi dem dortigen Betreuerteam an. Ihr persönlicher Einsatz im Umgang mit sozial schwachen Menschen
ging schon damals weit über das übliche Maß hinaus.
Im Laufe der Jahre erkannte Linde Ressi, dass in Graz zwar ein großes Angebot an Unterkünften für
obdachlose Mitmenschen bestand, es aber bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten noch größere
Defizite gab. Ein Grund, warum das Angebot an Wohnmöglichkeiten nicht von allen Bedürftigen angenommen.
Um auch diesen Personen ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit anbieten zu können, gründete
sie 1995 in einer Privatinitiative das Ressi-Dorf.
Mit Unterstützung des Sozialamtes der Stadt Graz, das unter anderem ein Grundstück für dieses Projekt
zur Verfügung stellte, gelang es Ressi, das Fortbestehen dieser sozial wertvollen Einrichtung sechs Jahre
lang zu sichern. Dies erreichte sie in erster Linie durch ihren persönlichen Einsatz, aber auch durch private
Geld- und Sachspenden. Im Jahr 2001 schließlich beteiligte sich die Caritas der Diözese Graz-Seckau
als Trägerorganisation an diesem - bis heute überaus erfolgreichen - Projekt.
Schwester Elisabeth Schwarzl, von der Ordens-Gemeinschaft "Heiliger Vinzenz von Paul" in
Graz, wurde am 21. Jänner 1953 in Hohenegg geboren. Nach der Pflichtschule besuchte sie ein Krankenpflege-Schülerinnen-Internat,
ehe sie 1971 bei den "Barmherzigen Schwestern" in Graz eintrat. Sie erhielt das Krankenpflegediplom und
das Hebammendiplom, ehe sie nach einer sechsmonatigen Ausbildung für Missionsarbeit im August 1979 nach Madagaskar
berufen wurde.
Seit dieser Zeit setzt sie sich für die Armen und Benachteiligten in Madagaskar ein, dem nach Indonesien flächenmäßig
zweitgrößten Inselstaat der Welt, der auch als "achter Kontinent" bezeichnet wird. 14 Jahre
lang arbeitete Elisabeth Schwarzl in einer Leprastation in Farafangana. Mit Unterstützung aus der Heimat und
durch ihren Orden gelang es ihr, einen Operationssaal zu errichten und Medikamente zu besorgen. Nicht zuletzt durch
diesen Einsatz konnte die schreckliche Krankheit erheblich zurückgedrängt werden.
Vor einigen Jahren übersiedelte Elisabeth Schwarzl in den Ordenssitz in Ranotsara-Nord und widmet sich dort
der Bekämpfung der zweiten bedrohlichen Krankheit, der Tuberkulose. Durch Aufklärung der Bevölkerung
und hygienische Maßnahmen wie Wasseraufbereitung konnten auch auf diesem Gebiet bisher große Erfolge
erzielt werden. Im Lauf der Zeit verlagerte Schwester Schwarzl ihre Tätigkeit auch auf die Bekämpfung
der Wurzel der Armut, nämlich dem Mangel an Schulbildung.
Die Errichtung eines eigenen Schulgebäudes wurde Ende 2004 abgeschlossen. Neben dem Unterrichtsstoff werden
auch wichtige soziale und geistliche Werte vermittelt. 240 Schüler werden zurzeit unterrichtet - dank der
Unterstützung aus Österreich können auch diejenigen Kinder zur Schule gehen, deren Eltern sich das
Schulgeld nicht leisten können.
Mag. Max Aufischer wurde am 1. Juni 1953 in Graz geboren. Die Projekte, die von Mag. Aufischer und
seinen Mitarbeitern initiiert oder wesentlich unterstützt werden, beschäftigen sich neben der grenzüberschreitenden
Kultur mit weiteren wichtigen Themen, wie sozialer Integration, Zeitgeschichte, Gewalt und Rassismus, Diskriminierung
und Menschenrechten im Allgemeinen.
Verfeindete Kulturinstitutionen zum Dialog zu bringen, politisch verfolgten Autoren und Autorinnen Asyl zu gewähren,
Brücken zu bauen und Friedensarbeit zu leisten - wo sonst die Kultur an ihre Grenzen stößt, springt
die Kulturvermittlung Steiermark unter der Leitung von Mag. Aufischer helfend ein.
Ein Schwerpunkt der Arbeit der Kulturvermittlung Steiermark ist das "Internationale Haus der Autoren"
in Verbindung mit dem in Österreich einzigartigen Projekt "Writers in Exile", das seit 1997 durchgeführt
wird. Von der Bedeutung dieser Arbeit zeugen nicht zuletzt viele Kontakte mit internationalen Organisationen. Mit
der Betreuung des "Internationalen Hauses der Autoren" bieten Max Aufischer und sein Team jenen Autoren,
die ihre Heimat aus politischen Gründen verlassen mussten und müssen, eine zweite Heimat.
Der Verein "Kulturvermittlung" beschäftigt sechs Dienstnehmer, die vor Ort von ehrenamtlichen Helfern
unterstützt werden. Die Finanzierung erfolgt durch Bundesdienststellen, das Land Steiermark und die Stadt
Graz.
Bezog sich die Vereinstätigkeit zu Beginn vorwiegend auf Kunst und Zeitgeschichte im Allgemeinen, wurde Mag.
Aufischer insbesondere durch die Organisation von Projekten in kriegsführenden Regionen zunehmend mit der
Problematik der Menschenrechtsverletzungen konfrontiert. Er erkannte starke Defizite im Bereich des Wissens um
Menschenrechte und möchte durch seine Arbeit aufklärend wirken. |