Digitale Welt wirft Schattenseiten  

erstellt am
17. 02. 06

Grenzenlose Möglichkeiten verunsichern Technologieexperten
Wien (pte) - Ganz im Zeichen der Grenzenlosigkeit technologischer Entwicklungen stand das abschließende Expertenforum der ITnT zum Thema "Digitale Welten - Sehnsüchte und Ängste, Gewinner und Verlierer" am Donnerstag (16. 02.). "Jedes reale Objekt wird in Zukunft einen digitalen Repräsentanten haben", fasste Diskussionsteilnehmer Georg Stonawski vom Zentrum für Virtual Reality & Virtualisierung VRVis die digitale Quintessenz zusammen.

Augen und Gehör könnten mit digitalen Entsprechungen bereits gut bedient werden. Beim Schmecken und Fühlen sei man derzeit zwar noch an Grenzen angelangt, zukünftig könnte zum Beispiel über Ganzkörper-Datenanzüge aber auch dies möglich werden, betonte Stonawski. "Wenn die digitale Welt schöner und echter als die Wirklichkeit empfunden wird, dann haben wir ein Problem", meinte er. Softwarepark-Hagenberg-Leiter Bruno Buchberger http://www.softwarepark.at wollte Stonawski zwar nicht widersprechen, stellte aber fest, dass man "nichts erfinden kann, was außerhalb der Natur liegt". Angesichts der entbrannten Diskussion um den Wahrheitsgehalt von digitalen Inhalten meinte Buchberger auf Nachfrage von pressetext: "Je technologisch fortgeschrittener unsere Welt wird, desto philosophischer werden wir uns mit ihr befassen müssen."

Für Oliver Holle vom Forschungsstudio Smart Agent http://sat.researchstudio.at steht die Frage nach dem Wahrheitswert von im Internet publizierten Informationen nicht im Vordergrund. Blogger und Chatteilnehmer wären eher an Unterhaltung interessiert und nicht unbedingt an einer Wahrheitsfindung, so Holle. Darüber hinaus würden die kollektiven Userströme als kontrollierendes Regulativ wirken, bescheinigt Holle dem Netz selbst angesichts der jüngsten Wikipedia-Fälschungsskandale Selbstreinigungskraft. "Die Vielfalt an Wahrheitsperspektiven, die das Netz bei genauerem Hinsehen offeriert, erachte ich als ausgesprochen positive Erscheinung", so Holle.

Mehr gesellschaftlichen Entwicklungsbedarf ortete hingegen Armin Sumesgutner von der Produkt- und Innovationsmanagementabteilung der Telekom Austria http://www.telekom.at. Soziologische Studien hätten gezeigt, dass ein selbstorganisierendes Regulativ gerade im anonymen Raum kaum funktioniere, so Somesgutner. Gewisse Problematiken ergäben sich auch dadurch, dass Anwender neue Technologien ihren eigenen Bedürfnissen entsprechend adaptieren und einsetzen würden. "Damit entstehen dynamische Wirkungsfelder mit weit reichenden Auswirkungen auf die Gesellschaft, die von den Entwicklern der Technologie so nicht vorgesehen und mitbedacht wurden", meinte Somesgutner.
     
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