Wissenschaftsausschuss behandelt Universitätsbericht
Wien (pk) - Die Mitglieder des Wissenschaftsausschusses setzten sich am Dienstag (14. 02.) in
fünf Tagesordnungspunkten mit Aspekten der Lage an den Hochschulen auseinander. Zunächst befasste sich
der Ausschuss mit dem Bericht des Akkreditierungsrates ( III-176 d.B.). Schon 2003 gab es in Österreich sechs
Universitäten, die als Privatuniversität geführt werden und 37 Studiengänge anboten. Im Jahr
2004 wurde der private Hochschulsektor auf insgesamt neun Privatuniversitäten mit 83 Studiengängen ausgeweitet.
Wie schon 2003 war das Berichtsjahr, so heißt es in dem Dokument, gekennzeichnet durch anhaltend reges Interesse
seitens Projektbetreibern und Antragstellern. 2004 waren zehn Verfahren auf Akkreditierung als Privatuniversität
sowie Verfahren zur Akkreditierung elf neuer Studiengänge an bereits bestehenden Privatuniversitäten
anhängig. Oder, wie es im Bericht ausgedrückt wird: "Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl
der Verfahren auf Akkreditierung als Privatuniversität somit um mehr als ein Drittel erhöht. Auf Grund
der Anfragen und angekündigter Antragstellungen kann auch für die Folgejahre auf eine steigende Tendenz
geschlossen werden. Seit der Konstituierung des Akkreditierungsrates waren somit 23 Verfahren auf Akkreditierung
als Privatuniversität durchzuführen."
In der diesbezüglichen Debatte ortete Abgeordneter Wolfgang Zinggl (G) einen Widerspruch zwischen dem Anspruch
an die Privatuniversitäten, Nischen zu besetzen, und dem doch eher allgemein gehaltenen Angebot an diesen
Bildungseinrichtungen. Zudem hinterfragte er, weshalb der Titel eines Bachelor oder Master of Arts derart inflationär,
also auch an Finanz-, Computer- oder Wirtschaftswissenschaftler, vergeben werde. Abgeordneter Johann Moser (S)
wollte wissen, ob es konkrete Zahlen hinsichtlich des Mitteleinsatzes öffentlicher Gelder für private
Universitäten gebe und erkundigte sich nach der sozialen Zusammensetzung der Studierenden an privaten Universitäten
sowie nach allfälligen Unterschieden bei den Abgängern zwischen privaten und öffentlichen Universitäten.
Abgeordnete Elke Achleitner (F) würdigte das von den privaten Universitäten gestellte Angebot als positiv
und verwies darauf, dass auf die Qualitätsstandards allerhöchster Wert gelegt werde. Abgeordneter Erwin
Niederwieser (S) thematisierte allfällige geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Studierenden- respektive
den Absolventenzahlen. Abgeordnete Carina Felzmann (V) würdigte die Arbeit des Akkreditierungsrates und bezeichnete
die Privatuniversitäten als wichtige Ergänzung des heimischen Bildungsangebotes. Man könne an dieser
Stelle also eine positive Bilanz ziehen, meinte die Abgeordnete. Abgeordneter Kurt Grünewald (G) bemängelte
hingegen, dass die Länder oftmals private Unis finanziell förderten, während es den öffentlichen
Unis an den entsprechenden Mitteln gebreche, um ihre Aufgaben wahrnehmen zu können. Zudem sprach Grünewald
das Verhältnis zwischen Lehre und Forschung an. Abgeordnete Karin Hakl (V) zog gleichfalls eine positive Bilanz
und sprach von einer gelungenen Abrundung des wissenschaftlichen Angebots. Doppelgleisigkeiten und, damit verbunden,
eine gewisse Konkurrenzsituation seien in diesen Fällen nicht immer ein Nachteil, merkte Hakl an.
Bundesministerin Elisabeth Gehrer meinte, der Akkreditierungsrat habe sehr erfolgreich gearbeitet und wichtige
Erfahrungen gebracht. Es werde auch eine Gesamtevaluierung gemacht werden, um festzustellen, wie weiter zu verfahren
sei. Seitens des Ministeriums seien die genehmigten Anträge zügig erledigt worden, innovative Maßnahmen
seien gesetzt worden, erläuterte die Ministerin etwa am Beispiel der neuen Studienrichtung der Pflegewissenschaften
in Wien und Graz. Die öffentlichen Universitäten böten die nötige wissenschaftliche Breite
an, die Privatuniversitäten deckten den Rest ab, zeigte sich die Ministerin mit der Situation zufrieden. Detailfragen
wurden sodann von der als Auskunftsperson geladenen Vorsitzenden des Akkreditierungsrates Hannelore Weck-Hannemann
erläutert, die vor allem auf die mittlerweile beachtliche Breite des Angebots an den Privatuniversitäten
verwies und meinte, Ziel sei es, jedes marktgängige Segment auch zu bedienen. Die Expertin gab einen Überblick
über den Ist-Zustand und bot einen Ausblick auf die weitere Entwicklung auf diesem Sektor.
Der Bericht wurde einstimmig zur Kenntnis genommen.
Sodann nahm der Ausschuss den Universitätsbericht 2005 in Verhandlung (III-178 d.B.). Der Universitätsbericht
2005 ist der erste Bericht auf Basis des Universitätsgesetzes 2002 und löst seinen "Vorgänger",
den "Hochschulbericht" ab. Er behandelt die bisherige Entwicklung und künftige Ausrichtung der Universitäten
und geht dabei im Besonderen auch auf die Nachwuchsförderung, auf die Frauenförderung, die Entwicklung
der Personalstruktur und die Lage der Studierenden ein. Besonderes Augenmerk wird dem so genannten Bologna-Prozess
geschenkt, der sich laut Bericht als zusätzlicher Reformimpuls bewährt habe, die Internationalisierung
der österreichischen Hochschuleinrichtungen unterstütze und wesentlich zur Schaffung eines europäischen
Hochschulraumes beitrage.
In einem zweiten Band wird in über 120 Tabellen mit Kennzahlen und Indikatoren einzelner Universitäten
und einer Vielzahl von Statistiken zu Finanzierung, Personal, Studienangebot, Studierenden und AbsolventInnen,
Studienförderung, internationale Mobilität etc. ein umfassendes Gesamtbild der aktuellen Entwicklung
an Universitäten durch systematisch aufbereitetes Datenmaterial entwickelt. Der Bericht verweist darauf, dass
dabei große Aufmerksamkeit auf eine hohe Transparenz der verfügbaren Informationen und auf die Vergleichbarkeit
mit vorherigen Berichtsperioden gelegt wurde.
Eingangs der Debatte kamen eine Fülle von Detailfragen zu Themen wie Eigenmittelquote, Universitätsfinanzierung,
Frauenförderung und Entwicklung der Studierendenzahlen, die Entwicklung der Gesamtstudiendauer und der Bakkalaureats-Studien,
die von den Abgeordneten Erwin Niederwieser (S), Kurt Grünewald (G), Elke Achleitner und Magda Bleckmann (beide
F) sowie Gertrude Brinek und Silvia Fuhrmann (beide V) angesprochen wurden.
Brinek sprach hinsichtlich der Entwicklung bei den Studierendenzahlen von einer Bewegung in die richtige Richtung,
was sich auch hinsichtlich der Effizienzsteigerung beim Studieren ablesen lasse. Achleitner meinte gleichfalls,
man sei auf dem richtigen Weg, die Fördermaßnahmen für Frauen hätten Erfolge erzielt, auf
die man stolz sein könne, eine Auffassung, die auch von Abgeordneter Andrea Wolfmayr (V) vertreten wurde.
Dem schloss sich auch Abgeordnete Maria Theresia Fekter (V) an, sie bedauerte aber zugleich, dass zwar die Zahl
der Absolventinnen gestiegen sei, bei Zweitstudien und Postgraduate-Studien sei jedoch ein Einbruch festzustellen,
da diese Weiterbildung in erster Linie von Männern angenommen werde. Weniger positiv bewerteten diesen Komplex
die Abgeordneten Melitta Trunk und Andrea Kuntzl (beide S), wobei letztere auch auf die soziale Lage der Studierenden
einging und auf die immer größer werdenden Schwierigkeiten vieler Studierender hinwies, sich ihr Studium
noch finanzieren zu können, ohne dass dies zu Lasten des Studiums selbst gehe.
Grünewald und Abgeordneter Josef Broukal (S) zeigten sich skeptisch bezüglich der weiteren Entwicklung
an den Universitäten, werde man doch durch die jüngsten Ereignisse mit einer massiven Zunahme der Studentenzahlen
konfrontiert sein, ohne dass darauf adäquat reagiert werde. Zu einer anderen Einschätzung als die Oppositionsabgeordneten
kamen die V-Mandatare Carina Felzmann und Werner Amon.
Unterschiedliche Auffassungen vertraten die Abgeordneten auch hinsichtlich der Arbeitslosigkeit von StudienabsolventInnen.
So meinte etwa Abgeordnete Karin Hakl (V), in Finnland gebe es offensichtlich größere Probleme, denn
die Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen liege dort über 20 %, obwohl es mehr Studierende als in Österreich
gebe. Dem gegenüber argumentierte Abgeordneter Josef Broukal (S), in Finnland studierten dreimal so viel junge
Menschen als in Österreich, diese würden daher auch nicht in die Arbeitslosenzahlen der 19- bis 24-Jährigen
eingerechnet. In absoluten Zahlen sei die Jugendarbeitslosigkeit in Finnland geringer als in Österreich und
grundsätzlich sei festzustellen, dass die Arbeitslosigkeit umso niedriger sei je höher die Bildungsabschlüsse
seien.
Bundesministerin Elisabeth Gehrer ging auf die aufgeworfenen Detailfragen ein und kündigte an, die Maßnahmen
zur Frauenförderung würden fortgesetzt. Die Frauenquote zu erhöhen sei ein gemeinsames Anliegen,
unterstrich die Ministerin. Trotz der Einrichtung eines Frauenbeirats und verschiedene Projekte gebe es noch immer
zu wenig Frauen.
Was das Verhältnis Lehrende und Studierende betreffe, so kämen durchschnittlich auf einen Lehrenden 18
Studierende, womit Österreich in der EU die fünfte Stelle und im OECD-Bereich die neunte Stelle einnehme.
Gehrer betonte, die Zuwächse sowohl bei Studierenden wie auch beim Universitätsbudget und hielt fest,
dass die Universitäten 525 Mill. € mehr hätten, die Mittel für die Forschung nicht mit eingerechnet.
Heftig widersprach sie dem Vorwurf, unnötige Hürden aufzubauen und restriktive Maßnahmen zu ergreifen.
In Österreich gebe es eine große Auswahl an Studienmöglichkeiten und man müsse bedenken, so
Gehrer, dass viele auch ein Studium an den Fachhochschulen einem Universitätsstudium vorziehen. Ein eigenes
Zulassungsverfahren würde es nur in drei Studienrichtungen geben, in der Humanmedizin, in der Veterinärmedizin
und in der Zahnarztausbildung.
Bei der Abstimmung wurde der Universitätsbericht mit den Stimmen von ÖVP, F und Grünen mehrheitlich
zur Kenntnis genommen. |