Wien (rk) - Vom Wiener Aspangbahnhof wurden in den Jahren 1939 bis 1942 beinahe 50.000 Menschen deportiert.
Zum Gedenken an ihr tragisches Schicksal wird eine Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs,
dem heutigen Stadtentwicklungsgebiet Eurogate, errichtet.
"Die Erinnerung an die Opfer der Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus ist für uns eine moralische
und politische Verpflichtung", betont Wiens Planungsstadtrat Rudi Schicker und ergänzt: "Die Gedenkstätte
soll ein Ort für diese Rückbesinnung sein. Sie wird im zentralen Park des neuen Stadtteils Eurogate errichtet.
Hier verliefen auch die Gleise der Aspangbahn, über die viele Züge mit den Menschen in Richtung Osten
fuhren".
Der neue Stadtteil auf den Aspanggründen wird 4.000 bis 5.000 BewohnerInnen haben und Arbeitsplätze für
über 8.000 Menschen bieten. Der von der Wiener Stadtplanung auf Basis einer städtebaulichen Studie des
Londoner Stararchitekten Lord Norman Foster entwickelte Masterplan für die Aspanggründe sieht die Anlage
eines zentralen Parks mit ca. 26.000 m2 vor. "Der Park und der öffentliche Raum werden das Herz des neuen
Stadtteils. Und genau in dieser zentralen Grünfläche soll die Gedenkstätte errichtet werden, in
unmittelbarer Nähe zu einer neuen Schule", unterstreicht in diesem Zusammenhang Bezirksvorsteher Hohenberger.
Die Initiative für die Gedenkstätte ging von einem ProponentInnenkomitee aus: politische VertreterInnen
auf Bundes-, Landes- und Bezirksebene, sowie Persönlichkeiten der 'Israelitischen Kultusgemeinde Wien' und
des 'Volksgruppenbeirats der Roma und Sinti'. Das Komitee wurde vom 'Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes' und des 'Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus' fachlich
beraten und unterstützt.
Gestaltungswettbewerb - 80 Projekte eingereicht
Präsentation der Preisträger und Ausstellungseröffnung 'Gedenkstätte für den deportierten
Nachbarn' mit StR. DI Rudolf Schicker, Foto: Christian Fürthner - Klicken Sie auf das Bild und Sie erhalten
das Foto in Druckqualität (389 kB) Für die Gestaltung der Gedenkstätte wurde ein Wettbewerb durchgeführt.
Bildende KünstlerInnen, ArchitektInnen und LandschaftsplanerInnen sind dazu eingeladen worden. Bereits im
Vorfeld des Wettbewerbes haben schon Kinder und Jugendliche der Schulen im 3. Bezirk fleißig Ideen gesammelt.
Immerhin 112 Arbeiten kamen zustande, die im November 2005 im 3. Bezirk ausgestellt wurden.
Die Prämierung der besten Ideen erfolgte durch eine Jury unter dem Vorsitz von MUMOK-Direktor Edelbert Köb:
"Der Wettbewerb hat trotz des inhaltlich anspruchsvollen Themas und der schwierigen Topografie des Ortes eine
erfreulich breite Resonanz bei Künstlern, Architekten und Landschaftsplanern gefunden. Die Jury hatte die
Aufgabe unter 80 Projekten aus dem In- und Ausland fünf Preisträger zu ermitteln und eines der ausgezeichneten
Projekte für die Ausführung zu empfehlen. Die Entscheidungen des von Experten unterstützten zwölfköpfigen
Preisgerichtes wurden von klaren Mehrheiten getragen. Die prämierten Entwürfe für die Gedenkstätte
sind von überzeigender Qualität, entsprechen den städtebaulichen Kriterien der Ausschreibung und
bringen den Sinngehalt des Themas in sprechenden und räumlich wirksamen Zeichen zum Ausdruck."
Insgesamt wurden fünf Projekte ausgezeichnet: 'fischer naumann partnerschaft' aus Stuttgart mit der freischaffenden
Künstlerin Kirstin Arndt, Junkers & Partner, DI Stephan Matthies, Hanspeter Widrig, Ute und Arend Zwicker.
Die Jury hat das Projekt von 'fischer naumann partnerschaft' zur Umsetzung empfohlen.
Das Projekt von 'fischer naumann partnerschaft' - eine kurze Beschreibung
Ein Graben, 35 m lang, 5 m tief und 1,9 m breit, ein Maß des Menschen bei ausgebreiteten Armen, soll
in der Parklandschaft, unmittelbar am Bauplatz für die Aron Menczer-Schule, und in diesen eingreifend, gezogen
werden. Dieser Einschnitt wird durch eine aus dem Erdreich heraustretende 90 - 150 cm hohe Edelstahlwand deutlich
sichtbar gemacht. Die Stahlwand zeigt an den Innenseiten des Grabens die eingravierten Namen der Deportierten.
Die Namen, zunächst noch lesbar, verlieren sich in der Tiefe des Unlesbaren, lassen so jedes einzelne der
Opfer gegenwärtig sein, und stehen gleichzeitig für die Unfassbarkeit des Geschehens, an das es zu erinnern,
vor dem es zu mahnen gilt.
Die ausgezeichneten Projekte und alle eingereichten Beiträge werden in der Camillo-Sitte-Lehranstalt, 1030
Wien, Leberstraße 4C ausgestellt. Die Ausstellung ist von 13. - 24. Februar 2006, Montag bis Freitag jeweils
von 10.00-18.00 Uhr geöffnet. |