Innsbruck (universität) - An der Medizinischen Universität Innsbruck wurde am Freitag (25. 02.)
ein gemeinsames Symposium mit dem National Institute of Radiological Sciences, Japan (NIRS) eröffnet, in dessen
Mittelpunkt der wissenschaftliche Austausch im Bereich der Kohlenstoffionen-Therapie bei Krebserkrankungen steht.
Hintergrund dafür ist unter anderem die geplante Errichtung des Krebsforschungszentrums MedAustron, an dessen
medizinisch-wissenschaftlicher Planung die Innsbrucker Wissenschaftler Prof. Peter Lukas und Dr. Thomas Auberger
von der Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie ganz wesentlichen Anteil haben. Darüber
hinaus wird heute Abend ein Kooperationsvertrag zwischen der Medizinischen Universität Innsbruck und dem National
Institute of Radiological Science in Japan unterzeichnet, dass dabei helfen soll, österreichische Wissenschaftler
von der zehnjährigen Erfahrung Japans mit diesem innovativen Verfahren profitieren zu lassen, den Austausch
wissenschaftlicher Daten zu gewährleisten und die Krebstherapie weiter zu entwickeln. "Innsbruck war
schon sehr früh in die Entwicklung und Vorbereitung des österreichischen MedAustron-Projekts involviert",
erklärt Prof. Peter Lukas, Vorstand der Univ.-Klinik für Strahlentherapie-Radioonkologie. Die geplante
Anlage in Wiener Neustadt soll in fünf bis sieben Jahren in Betrieb gehen und wird den Wissenschaftlern und
Patienten eine neue und sehr effiziente Behandlungsmethode bei Krebserkrankungen zugänglich machen. Damit
wird Österreich neben Japan, Deutschland, Frankreich und Italien künftig ein Zentrum der Forschung und
Therapie in diesem Bereich sein. Das 150 Millionen Euro teure Projekt befindet sich gerade in der Vergabephase.
"Für uns wird es deshalb Zeit, die Vorbereitungen für den Betrieb aufzunehmen", sagt Prof.
Dr. Thomas Auberger, medizinischer Projektleiter der wissenschaftlichen Vorarbeiten für MedAustron. Japan
nutzt dieses Verfahren bereits seit zehn Jahren und hat insgesamt bereits 2.500 Patienten behandelt. Die Kooperationsvereinbarung
wird es österreichischen Wissenschaftlern und Ärzten ermöglichen, durch Lehre und Training in Japan
das Know-how nach Österreich zu holen, das für die Vorbereitung und den späteren medizinischen und
wissenschaftlichen Betrieb von MedAustron benötigt wird. Die Unterzeichnung fand anlässlich eines gemeinsamen
Symposiums der japanischen und österreichischen Partner am Wochenende statt. "Wir berichten hier über
unsere Erfahrungen, die Verfahren und die medizinischen Erfolge", so Prof. Jun-etsu Mizoe, der Direktor der
Klinik am Research Center for Charged Particle Therapy des National Institute of Radiological Sciences in Japan.
Ein Zukunftsprojekt
"Die Medizinische Universität befindet sich derzeit in einem Neuorientierungsprozess", erklärte
Vizerektor Prof. Roland Staudinger anlässlich der Vorstellung der neuen Kooperation am Freitag vor der Presse.
"Forschung hinter abgeschlossenen Mauern kann nicht erfolgreich sein. Wir sind aufgefordert in neue Netzwerke
zu gehen und interessante Partnerschaften zu finden. Das ist unsere Zukunft." Das Projekt ist wissenschaftlich
hoch interessant, gibt es auf diesem Gebiet doch noch zahlreiche offene Fragen zu klären. Für die Patienten
erwarten sich Experten eine deutliche Verbesserung der Heilungschancen. "Theoretische Studien gehen davon
aus, dass eine Optimierung der lokalen Behandlungsmethoden - und dazu gehört die Bestrahlung - der Therapieerfolg
bei Tumorerkrankungen um bis zu 15 Prozent gesteigert werden kann", betont Prof. Lukas.
Vorteile der Ionentherapie
Die entscheidenden Vorteile der Ionentherapie liegen in der genauen Kontrolle der Geschwindigkeit und Reichweite
der eingesetzten Teilchen. Diese verlieren im Einstrahlbereich kaum Energie und erzeugen beinahe die gesamte Strahlung
an dem Ort, an dem sie gebraucht wird. Für die Bestrahlung werden Protonen und Kohlenstoffionen verwendet.
Diese werden mit Hilfe eines Teilchenbeschleunigers bereitgestellt. Die Tumore können punktgenau bestrahlt
werden und die Nebenwirkungen sind sehr gering. Manche Tumorarten sprechen nur auf diese Art der Strahlentherapie
an. Deswegen ist diese Behandlungsform besonders für Tumore in der Nähe strahlenempfindlicher Organe
wie etwa dem Rückgrat, für spezielle Formen von Primärtumoren, sowie für Kinder geeignet. Nach
internationalen Studien kann damit ein beträchtlicher Anteil aller mit der herkömmlichen Strahlentherapie
nicht heilbaren Patienten erfolgreich behandelt werden.
Heilungschancen werden deutlich verbessert
Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Europa. In Österreich werden jährlich etwa
36.000 neue Krebsfälle diagnostiziert. Insgesamt werden 45 Prozent durch lokale Behandlungsmaßnahmen
geheilt, 55 Prozent aller Krebsfälle werden noch nicht geheilt. 37 Prozent aufgrund von Metastasen und 18
Prozent, weil der Tumor am Ort der Entstehung nicht vernichtet werden kann, obwohl er noch keine Metastasen gebildet
hat. Nach nationalen und internationalen Studien kann ein beträchtlicher Anteil davon mit der Ionentherapie
erfolgreich behandelt werden. |