Stabilitätsprogramm: Lob vom Ecofin, Kritik von der Opposition
Wien (pk) - Von positiven Erfahrungen mit flexiblen Formen der Haushaltsführung berichtete Finanzstaatssekretär
Alfred Finz im Budgetausschuss am Donnerstag (23. 02.). Die Regierung will daher die 1999 befristet in das
Haushaltsrecht eingeführte Flexibilisierungsklausel über den 31.12.2006 hinaus verlängern und weitere
Verwaltungseinheiten in die Flexibilisierung einbeziehen. Die diesbezügliche Änderung des Bundeshaushaltsgesetzes
verabschiedete der Budgetausschuss in Form einer Regierungsvorlage ( 1269 d.B.) einstimmig an das Plenum.
Im weiteren Verlauf der Ausschusssitzung analysierten die Abgeordneten in öffentlicher Sitzung Ressortberichte
zum Budgetvollzug, die nach lebhaften Debatten jeweils mit V-F-Mehrheit zur Kenntnis genommen und enderledigt wurden.
Kritik der Opposition an der Förderungspolitik der Regierung
Dem Förderungsbericht 2004 ( III-188 d.B.) ist zu entnehmen, dass die Direktförderungen in absoluten
Zahlen um 107 Mill. € und die indirekten Förderungen um 489 Mill. € stiegen. Der Anteil der Direktsubventionen
am allgemeinen Haushalt sank allerdings seit 2003 von 6,4 % auf 6,2 %. Die finanzielle Bedeckung durch zweckgebundene
Einnahmen nahm im Jahresabstand von 31,9 % auf 30,2 % ab .
Für Abgeordneten Kurt Gartlehner (S) dokumentiert der Bericht die Verschiebung der Förderungspolitik
zugunsten der Großindustrie auf Kosten der KMU. Aus seiner Sicht sei eine andere Förderungsstruktur
im Rahmen einer neuen Wirtschafts- und Budgetpolitik zu fordern.
Abgeordnete Marianne Hagenhofer (S) machte darauf aufmerksam, dass im ländlichen Raum zwar der Strukturwandel
für die Landwirtschaft mit Subventionen abgefedert werde, nicht aber im Bereich des Gewerbes. Ein Blumenhändler
etwa zahle für spezielle Rosenarten, die er für die Herstellung von Gestecken und Kränzen brauche,
wesentlich mehr als der Kunde im nahe gelegenen Supermarkt.
Abgeordneter Werner Kogler (G) drängte auf Vorkehrungen, um Mehrfachförderungen wie im Fall "Herberstein"
zu verhindern.
Abgeordneter Rainer Wimmer (S) klagte über sinkende Förderungen für die Wildbachverbauung und wies
auf diesbezügliche Probleme in der Region Salzkammergut hin.
Detailfragen des Abgeordneten Heinz Gradwohl (S) und anderer Mandatare versprach Finanzstaatssekretär Alfred
Finz nach der erforderlichen Konsultation anderer Ressorts schriftlich zu beantworten. |
Ist ein Nulldefizit im Jahr 2008 realistisch?
In der Debatte über die Fortschreibung des Stabilitätsprogramms 2005 bis 2008 ( III-197 d.B.) konzentrierten
sich die Abgeordneten Johann Moser und Christoph Matznetter (beide S) auf eine kritische Auseinandersetzung mit
der Wirtschafts-, Finanz- und Budgetpolitik der Bundesregierung. Trotz Konjunktur-, Wachstums- und Beschäftigungsprogrammen
verzeichne Österreich Rekordarbeitslosigkeit, zunehmende Finanzschulden, eine niedrige Investitionsquote und
Rekorde bei den Konkursen.
Ganz anders sah dies Abgeordneter Günter Stummvoll (V), der auf die gute Bewertung der österreichischen
Wirtschaftspolitik durch die internationale Presse hinwies und der Regierung Erfolge in der Stabilitätspolitik,
bei der Entlastung der Bürger und Betriebe sowie bei Zukunftsinvestitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung
bescheinigte. Zu den hohen Arbeitslosenzahlen merkte Stummvoll an, sehr viele Arbeitslose hätten Einstellungszusagen
oder befänden sich in Schulungen, außerdem seien 50.000 deutsche Arbeitnehmer in Österreich tätig.
Abgeordneter Werner Kogler (G) meldete Zweifel an den Berechnungen und Wachstumserwartungen an, die der Aussage
zugrunde liegen, Österreich werde im Jahr 2008 wieder ein Nulldefizit erreichen. Auch in der Vergangenheit
habe der Finanzminister oft mit unrealistischen Wachstumsprognosen operiert, kritisierte Kogler.
Demgegenüber machte Abgeordneter Josef Bucher (F) darauf aufmerksam, dass die Daten des Finanzministers seriös
seien und er keinen Grund erkennen könne, Grassers Prognosen anzuzweifeln. Bisher haben sich seine Defizitprognosen
stets als eher "tief gestapelt" herausgestellt. Der Kritik der Opposition hielt Bucher zudem Rekordzahlen
bei Betriebsansiedlungen und Beschäftigung entgegen. Die Zahl der Konkurse sei hoch, hoch sei aber auch die
Zahl der Unternehmensgründungen. "Der Stabilitätskurs soll fortgesetzt werden", verlangte Bucher.
Abgeordnete Melitta Trunk (S) wies darauf hin, dass die Projekte zur Gesundheitsreform, die das Stabilitätsprogramm
anführt, noch nicht umgesetzt seien.
Abgeordneter Detlev Neudeck (F) kritisierte beim Thema Arbeitslosigkeit oberösterreichische AMS-Leiter, die
Busse charterten, um Arbeitskräfte aus Deutschland zu holen. Das sei "Oppositionspolitik auf Kosten österreichischer
Arbeitsloser". SPÖ und Grüne sollten die deutliche Verbesserung der Steuer- und Abgabenquote seit
dem Jahr 2000 nicht übersehen.
Abgeordnete Marianne Hagenhofer (S) erinnerte Abgeordnetem Neudeck daran, dass in Oberösterreich und Bayern
seit Jahrzehnten über die Grenze hinweg gearbeitet werde. Die Winterarbeitslosigkeit am Bau habe man früher
vermindert, indem man im Winter das Dichtmachen der Baustellen mit öffentlichen Mitteln förderte.
Finanzstaatssekretär Alfred Finz berichtete von der letzten Sitzung des Ecofin, in der das österreichische
Stabilitätsprogramm von 18 Bewertungen 16 Bestnoten und 2 mittlere Noten erhielt. Lob erntete Österreich
für die Transparenz seiner Budgetpolitik, realistische Annahmen für die Haushaltsführung, die mittelfristigen
Zielsetzungen, die wirtschafts- und budgetpolitische Strategie, die Reformen von Verwaltung und Gesundheitswesen,
die geplante Haushaltsrechtsreform sowie für die hinreichende Rückführung der Finanzschuldenquote.
Auf Fragen zur Entwicklung der ÖIAG reagierte der Staatssekretär mit Hinweisen darauf, dass die Privatisierungserlöse
seit dem Jahr 2000 für den - 2005 nahezu abgeschlossenen - Schuldenabbau verwendet wurden. Das Portfolio erreichte
2005 einen Wert von 7,9 Mrd. €.
Die Konjunkturpakete erhöhten das Bruttoinlandsprodukt um 1,4 Prozentpunkte und die Zahl der Arbeitsplätze
um 63.000, erfuhren die Abgeordneten. Schätzungen der Einsparungen, die eine flexiblere Haushaltsführung
ermöglichen können, bezifferte Finanzstaatssekretär Alfred Finz mit 3 Mrd. €.
Begleitende Budgetkontrolle 2005
Den Schlusspunkt der Verhandlungen bildete die Kenntnisnahme von Vorlagen des Finanzministers zum Budgetvollzug
2005 durch die Vertreter der Regierungsfraktionen. Die Themen: Vorbelastungen (41 BA) und überplanmäßige
Ausgaben im 4. Quartal 2005 (43 BA); Grundstücksverkäufe 2005(42 BA); Finanzschuldenaufnahme 2005 und
Einsatz bestimmter Instrumente des Finanzschuldenmanagements (Prolongierung, Konvertierung, Währungstauschverträge;
44 BA) sowie Bundeshaftungen im Jahr 2005 (45/BA).
Finanzstaatssekretär Alfred Finz beantwortete Detailfragen der Abgeordneten Werner Kogler (G), Heinz Gradwohl
und Johann Moser (beide S) zu Heeresbeschaffungen, unter anderem zur Bewaffnung der Eurofighter. Auf Vorschläge
der Abgeordneten Kogler und Moser, den Bericht über das Eingehen von Finanzschulden künftig verständlicher
zu gestalten, reagierte der Staatssekretär positiv. Ausschussobmann Jakob Auer regte diesbezüglich die
Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe des Ressorts und der Fraktionen an. |