… und finden den Balanceakt zwischen Beruf und Familie nach wie vor schwierig – Bericht der
Kommission
Brüssel (eu-int) - Laut einem neuen Bericht der Europäischen Kommission verdienen in der
EU Frauen 15 % weniger als Männer und der Kampf gegen geschlechterspezifische Unterschiede gestaltet sich
zäh. Der „Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern – 2006“ fordert von den Mitgliedstaaten mehr
Unterstützung für Frauen bei der Bewältigung familiärer und beruflicher Belastungen. Der Bericht
wird am 23. und 24. März den europäischen Staats- und Regierungschefs bei ihrer Frühjahrstagung
vorgelegt.
Wenn der Balanceakt zwischen Beruf und Privatleben zu schwierig wird, steigen viele Frauen aus dem Arbeitsmarkt
aus. Ihre Beschäftigungsquote (55,7 %) ist um 15 % niedriger als die der Männer. Bei der Berufswahl beschränken
sich Frauen häufig auf einige wenige Sektoren: Mehr als 40 % sind im Bildungs- und Gesundheitswesen oder in
der öffentlichen Verwaltung anzutreffen, während es bei den Männern weniger als 20% sind. 32 % der
Frauen arbeiten Teilzeit, bei den Männern sind es nur etwas mehr als 7 %. Frauen verdienen um 15 % weniger
als Männer, zum Teil weil sie vorwiegend geringer bezahlte Berufe ausüben. Und nach wie vor gibt es relativ
wenige Frauen in Spitzenpositionen. Andrerseits vermerkt der Bericht positiv, dass mehr als 75 % der in den letzten
fünf Jahren in der EU geschaffenen Arbeitsplätze mit Frauen besetzt wurden.
Vladimír Špidla, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Chancengleichheit, erklärte,
dass es bei der Beseitigung von geschlechterspezifischen Unterschieden noch viel zu tun gebe. „Es ist inakzeptabel,
dass die eine Hälfte der EU-Bevölkerung es immer noch schwerer hat als die andere. Wir müssen diese
Problematik anpacken, damit die Unterschiede endlich abgebaut werden. Das ist nicht nur eine Frage der Gleichbehandlung,
sondern auch eine grundlegende Voraussetzung, damit die Lissabon-Strategie zur Ankurbelung der europäischen
Wirtschaft aufgehen kann.
Schwierigkeiten, Privat- und Berufsleben zu vereinbaren, Stereotype und benachteiligende Entgelt- und Evaluierungssysteme
machen es Frauen auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor schwer. Der Frauenanteil im Management beträgt 32 %. Nur
10 % der Vorstandsmitglieder und 3 % der CEO größerer Unternehmen in der EU sind Frauen.
Es fehlt an einer ausgewogenen Work-Life-Balance und das wirkt sich nicht nur negativ auf die Position der Frauen
am Arbeitsmarkt aus, sondern führt auch zu niedrigeren Geburtenraten, mit entsprechenden Konsequenzen für
die Wirtschaft der EU. Der Bericht fordert die EU-Mitgliedstaaten auf, sowohl Männer als auch Frauen beim
Balanceakt zwischen Beruf und Privatleben zu unterstützen, zum Beispiel durch ein umfangreicheres und besseres
Angebot an Kinderbetreuungs-möglichkeiten, durch innovative und flexible Arbeitsbedingungen oder eine gezieltere
Gleichstellungspolitik.
Er fordert die Mitgliedstaaten auch dringend auf, die Beschäftigungs- und Einkommensunterschiede zwischen
Frauen und Männern abzubauen und die über die EU-Strukturfonds bereitgestellten Mittel dafür zu
nutzen.
Die EU hat im Jahr 2005 einige Fortschritte bei der Gleichstellung erzielt: Der letztes Jahr eingebrachte Vorschlag
zur Schaffung eines neuen Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen wird für die entsprechende
Bewusstseinsbildung sorgen, und die ebenfalls im Jahr 2005 in Kraft getretenen EU-Rechtsvorschriften zur Gleichstellung
haben zur Einrichtung neuer nationaler Gleichbehandlungsstellen geführt.
In den nächsten Tagen wird die Europäische Kommission einen „Fahrplan zur Gleichstellung von Frauen und
Männern“ vorlegen, der konkrete Aktionen zum Abbau geschlechterspezifischer Unterschiede enthält. Die
Präsentation des Fahrplans ist als Auftakt zum Internationalen Frauentag am 8. März gedacht. |