Leitzinsanhebung vom Dezember 2005 im Kundengeschäft der Banken weitgehend nachvollzogen  

erstellt am
24. 02. 06

Die Entwicklungen der Bankenzinssätze in Österreich und im Euroraum im 4. Quartal 2005
Wien (oenb) - In Folge der Leitzinserhöhung der EZB im Dezember 2005 (um 0,25%-Punkte) gab es im Kundengeschäft der österreichischen Banken im vierten Quartal 2005 durchwegs erhöhte Zinssätze bei neu vereinbarten Verträgen. Bei Euro-Krediten waren die Anstiege insbesondere bei Unternehmenskrediten im vierten Quartal 2005 sehr deutlich (bei Volumen von bis zu 1 Million Euro +0,26%-Punkte gegenüber September 2005, bei Volumen über 1 Million Euro +0,32 %-Punkte) und übertrafen sogar jenen des Leitzinssatzes (wobei die Anstiege im Zwischenbankbereich noch deutlicher ausfielen). Bei Krediten an private Haushalte stiegen die Zinssätze im vierten Quartal nicht so deutlich, bei neu vereinbarten Wohnbaukrediten um 0,16 %-Punkte, bei Konsumkrediten gar nur um 0,03%-Punkte. Verglichen mit dem Euroraum gab es in Österreich nach wie vor sehr niedrige Durchschnittszinssätze.

Bei den neu vereinbarten Einlagen mit privaten Haushalten stiegen die Zinssätze im kurzfristig gebundenen Bereich sehr deutlich an (gegenüber September 2005 um 0,27 bzw. 0,40%-Punkte), bei längerfristig gebundenen Einlagen blieb der Anstieg (+0,13%-Punkte) allerdings deutlich geringer. Anders als bei den Kreditzinssätzen wurden bei den durchschnittlichen Einlagenzinssätzen die Euroraum-Vergleichswerte durchwegs überschritten.

Bei den Kreditzinssätzen mussten in Folge der Leitzinserhöhung der EZB im Dezember 2005 (um 0,25%-Punkte) im 4. Quartal 2005 insbesondere Unternehmen deutliche Anhebungen im Neugeschäft in Kauf nehmen. Im Zwischenbankbereich waren allerdings noch deutlichere Anstiege zu verzeichnen, so stieg der 3-Monats-EURIBOR zwischen September und Dezember 2005 um 0,33%-Punkte und der 12-Monats-EURIBOR um 0,56%-Punkte. Bei den in Euro abgeschlossenen Krediten an Unternehmen mit Volumen von bis zu 1 Million Euro stieg der Zinssatz gegenüber dem Vergleichswert im Dezember 2005 um 0,26%-Punkte auf 3,67%, bei Volumen über 1 Million Euro um 0,32%-Punkte auf 3,15%. Insbesondere in letzterer Kategorie ist allerdings zu bemerken, dass hier auch ein spezieller Jahresendeffekt eine Rolle spielt, da im Dezember zahlreiche Kredite mit Kunden schlechterer Bonität (mit entsprechenden Zins- und Rahmenkonditionen) neu vereinbart werden. Bei Krediten an private Haushalte stiegen die Zinssätze im vierten Quartal nicht so deutlich, bei neu vereinbarten Wohnbaukrediten um 0,16%-Punkte auf 3,63%, bei Konsumkrediten gar nur um 0,03%-Punkte auf 4,83%. Bei Wohnbaukrediten gab es bei einer Zinsbindung von 1 bis 5 Jahren (die Kategorie wird durch günstige Zwischenfinanzierungen von Bausparkassen dominiert) lediglich einen Anstieg um 0,03%-Punkte auf 2,98%, während es bei Zinsbindung von bis zu 1 Jahr und variabler Verzinsung (enthält den Großteil des Neugeschäftes) einen sehr deutlichen Anstieg (um 0,19%-Punkte) auf 4,02% gab. Verglichen mit dem Euroraum gab es in Österreich nach wie vor sehr niedrige Durchschnittszinssätze.

Bei den Kreditkonditionen über den aushaftenden Gesamtbestand schlugen die Zinsanhebungen nur in wenigen Kategorien auf den Durchschnittszinssatz durch (Unternehmens- bzw. Wohnbaukredite mit Laufzeit bis 1 Jahr stiegen um 0,13 bzw. 0,17%-Punkte), in der Mehrzahl der Kategorien gab es über das vierte Quartal gesehen noch eine Fortsetzung des Abwärtstrends (um bis zu –0,15%-Punkte).

Im Fremdwährungsbereich war im Berichtsmonat Dezember gemessen am abgeschlossenen Neugeschäftsvolumen erneut der CHF-Kredit dominierend. 78% der in den vier erhobenen Währungen (USD, GBP, CHF bzw. JPY) neu abgeschlossenen Kredite wurden in CHF vereinbart. Der Neugeschäfts-Zinssatz für CHF-Kredite (an private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen) stieg gegenüber September deutlich (um 0,15%-Punkte) auf 2,06%, lag damit aber noch deutlich unter den vergleichbaren Euro-Kreditzinssätzen.

Bei den neu vereinbarten Einlagen mit privaten Haushalten stiegen die Zinssätze im kurzfristig gebundenen Bereich (bis 1 Jahr bzw. 1 bis 2 Jahren) sehr deutlich an (gegenüber September 2005 um 0,27 bzw. 0,40%-Punkte auf 2,19 bzw. 2.37%1)), bei längerfristig gebundenen Einlagen blieb der Anstieg (+ 0,13%-Punkte auf 2,67%) allerdings deutlich geringer. Anders als bei den Kreditzinssätzen wurden bei den Einlagenzinssätzen die Euroraum-Vergleichswerte durchwegs überschritten. Die Anstiege bei den Euroraum-Durchschnittszinssätzen blieben im vierten Quartal 2005 etwas hinter jenen in Österreich zurück und betrugen je nach Laufzeit zwischen 0,15 und 0,19%-Punkte. Wie im Kreditbereich gab es auch bei Einlagen mit privaten Haushalten in Österreich bei den Gesamtbestandszinssätzen vom Ausmaß her geringere Veränderungen als bei den Neugeschäftszinssätzen (um –0,06 bis +0,06%-Punkte). Die täglich fälligen Einlagen erreichten getrieben von täglich fälligen Bauspareinlagen bzw. Einlagen bei Direktbanken erstmals die 1%-Marke.

Detaillierte Informationen über die Entwicklungen im gesamten Jahr 2005 sowie Vergleiche mit dem Euroraum werden im Rahmen einer Pressekonferenz am 29. März 2006 in der OeNB präsentiert.
     
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