1976-2006: Dreißig Jahre europäische Zusammenarbeit im Bildungsbereich  

erstellt am
23. 02. 06

Brüssel (eu-int) - Der Aufbau der Europäischen Union geht weit über Fragen der Wirtschaft, Landwirtschaft und einheitlichen Währung hinaus. So hat vor 30 Jahren die „allgemeine und berufliche Bildung“ ihren Einzug in das europäische Umfeld gehalten und wohl bekannte Programme – Erasmus und später Sokrates und Leonardo da Vinci – hervorgebracht. Der Rat der Bildungsminister kann auf seiner Sitzung vom Donnerstag (23. 02.) auf 30 Jahre Arbeit im Rahmen der Gemeinschaft zurückblicken.

Die Europäische Kommission veröffentlicht heute eine „Histoire de la coopération européenne dans le domaine de l’éducation et de la formation (Geschichte der europäischen Bildungszusammenarbeit)“. Darin wird hervorgehoben, dass erst 20 Jahre nach Unterzeichnung der Römischen Verträge vergehen mussten, bevor man eine europäische Zusammenarbeit in diesem Bereich in Angriff nahm. Durch die Unterstützung von Mobilitätsmaßnahmen und transnationalen Projekten und die Einrichtung eines Kooperationsnetzes wollte man Zehntausende von Schülern, Studenten und Lehrkräften aller Länder der Union unmittelbar und in zunehmender Zahl erreichen und so ein bürgernahes Europa verwirklichen.

Heutzutage verbringen Studenten einen anerkannten Teil ihres Studiums in einem anderen Land der Union und rufen damit eine fünfte „Freiheit“ ins Leben – die freie Verbreitung von Ideen. Schüler und Lehrkräfte engagieren sich in europäischen Projekten; dies bereichert den Unterricht in Schulen/Universitäten, aber – was noch wichtiger ist – dieser direkte Kontakt mit anderen Kulturen und anderen Sprachen trägt auch zum Abbau von Vorurteilen, zu Offenheit und zum Entstehen eines europäischen Geists bei.

Ján Figel’, der für allgemeine und berufliche Bildung zuständige EU-Kommissar, betonte bei dieser Gelegenheit: „All diejenigen, die sich seit drei Jahrzehnten auf allen Ebenen um die Verwirklichung und Weiterentwicklung dieser Zusammenarbeit bemühen, führen jeden Tag deren Daseinsberechtigung und deren Rolle für die Intensivierung des europäischen Aufbaus und die Annäherung der Völker der Union vor Augen.“

Die Veröffentlichung der Kommission beschreibt, wie das Europa der Bildung entstand und sich in den letzten drei Jahrzehnten weiterentwickelte, mit allen Schwierigkeiten und Errungenschaften, wie etwa der Annahme des ersten Kooperationsprogramms im Februar 1976 oder der Einführung der ersten Aktionsprogramme Ende der 80er Jahre (Comett, Erasmus, Petra, Lingua, Force, Tempus). Diese verliehen der Zusammenarbeit einen neuen Stellenwert und verbesserten ihr Wirkungspotenzial auf nationaler Ebene. Die Aufnahme des Themas „Bildung“ in die Verträge erfolgte im Jahr 1992 (Maastrichter Vertrag): auf dieser soliden Rechtsgrundlage wurden die Programme der 90er Jahre entwickelt. Zugleich kristallisierten sich auch das Europa des Wissens und das Konzept des lebenslangen Lernens heraus und der Bologna-Prozess wurde eingeleitet.

Der Europäische Rat von Lissabon, der im März 2000 tagte, holte schließlich die „allgemeine und berufliche Bildung“ von ihrem Nebenschauplatz und stellte sie in den Mittelpunkt der wirtschafts- und sozialpolitischen Strategie der Union für 2010.

Die Veröffentlichung veranschaulicht den einzigartigen Charakter dieser Zusammenarbeit, bei der es von Anfang an gelang, das Wirken der Gemeinschaft und die Beachtung der nationalen Zuständigkeiten miteinander zu vereinbaren: die gemeinschaftsweite Zusammenarbeit im Bildungsbereich hat schon immer das Subsidiaritätsprinzip ideal verwirklicht – eine kühne, aktive Subsidiarität im Dienste des Bürgers.
     
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