"Speicher für Geschichten"  

erstellt am
23. 02. 06

Ausstellung von 04. bis 14. November am Karlsplatz Wien – microgiants sammelt und dokumentiert persönliche Geschichten hunderter Wienerinnen und Wiener zum Jubiläumsjahr
Wien (wienmuseum) - Im Jubiläumsjahr 2005 bietet die Wiener Designergruppe microgiants industrial design gmbh anders als viele der nationalen Feierlichkeiten aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte Österreichs: Wienerinnen und Wiener waren seit Anfang September nicht nur als Zaungäste geladen, sondern zur persönlichen Teilnahme aufgerufen. Der "Speicher für Geschichten", ein 25 Quadratmeter großer Würfel, wanderte vier Wochen durch Wiener Außenbezirke, sammelte hunderte Interviews und wird ab 04. November am Karlsplatz Wien/Nähe Karlskirche ausgestellt.

Der Speicher im Detail: "Speicher für Geschichten"
Der Speicher, ein 25 Quadratmeter großer und über sechs Meter hoher Würfel, ist gleichzeitig Aktionsraum, Sammelbehälter, Präsentations- sowie Ausstellungsraum. Er füllte sich erst mit der Zeit - "Ausstellung in progress". Der Speicher wurde dazu in den Wiener Außenbezirken an verschiedenen Orten aufgestellt und mit persönlichen Interviews, Photos und Erzählungen nach und nach gefüllt.

Vom Aktions- zum Präsentationsraum
Der Speicher ist als idealer Ausstellungswürfel mit den Maßen 5 x 5 x 6 Metern konzipiert und als Präsentationsraum beliebig veränderbar und als "white room" einem Photostudio nachempfunden. Ohne Kanten und Ecken wurde hier eine störungsfreie Zone geschaffen, in der die einzelnen Geschichten präsentiert werden. Wobei der "Ausstellungsraum" selbst zum Kunstwerk wird: Der Raum wird zum Bild und damit selbst zum Kunstwerk.

Projektrealisierung in vier Arbeitsschritten
Für die Sammlung persönlicher Erinnerungen wurden dazu besonders die Außenbezirke Wiens berücksichtigt. Im September wurde der "Speicher" am Matteotiplatz im 16. Bezirk, am Franz-Jonas-Platz im 21. Bezirk sowie im Hugo-Breitner-Hof im 14. Bezirk aufgestellt und an Ort und Stelle mit persönlichen Erlebnissen, Eindrücken, Lebenserinnerungen und Geschichten von Wienerinnen und Wienern gefüllt. Dazu wurden die Erzählungen dokumentiert und editiert und so erfahrbar in die Ausstellung eingebunden. Interviews und Fotomaterial lassen sich in der multimedialen Ausstellung hautnah erleben.

Die offizielle Endpräsentation und Ausstellung unter der Schirmherrschaft von Gemeinderat Andreas Schieder findet am 04. November 2005 um 17 Uhr am Karlsplatz statt. Dass die Geschichtensammlung auch als Geschichtssammlung anzusehen ist, beweist nicht zuletzt die Übergabe des Speichers an das Wien Museum. Das von GR Andreas Schieder initiierte und von der Stadt Wien geförderte "oral history"-Projekt lädt von 04. bis 14. November alle an Geschichte(n) Interessierten zur Besichtigung am Karlsplatz ein.

Ausstellung, Erzählung, Anhörung
Die individuellen Geschichten werden im Innenraum präsentiert. Dieser, ganz in Weiß, dient als störungsfreier Raum dazu, sich als Besucher voll und ganz auf diese konzentrieren zu können.

Wie Bilder sprechen können
Die einzelnen Geschichten sind Portraitphotos zugeordnet, die von der Decke des auch im Inneren völlig weißen Würfels hängen. Beim Betreten bekommen Besucherinnen und Besucher einen Taschencomputer, der mit den Bildern kommuniziert. Die Bilder sind mit RFID-Chips (RFID Radio Frequency Identification) ausgestattet. Damit können Informationen drahtlos gespeichert und gelesen werden. Mittels dieser Funktechnologie (häufig verwendet in der Warenmarkierungstechnologie) werden die erzählten Geschichten auf den Handheld übertragen.

Durch die nahezu unendliche Kombinationsmöglichkeit der Portraits ergibt sich für jeden Besucher wiederum ein individuelles "Geschichtsbild" aus den Erzählungen.

Statements
"Für eine echte Auseinandersetzung mit der Geschichte Österreichs brauchen wir erlebte Geschichte der Bürgerinnen und Bürger. Genau das war die spannendste Vorgabe daran", so Projektinitiator GR Andreas Schieder. "Darüber hinaus lag für uns die Herausforderung darin, dieses geschichtliche Thema künstlerisch zu gestalten und - im wahrsten Sinne des Wortes - zu speichern", wie Gerin Trautenberger/Head of Creation von microgiants hinzufügt.

"Dieses Projekt war für uns ein Experiment mit völlig offenem Ausgang. Wir wussten einerseits nicht, ob uns genügend Geschichten erzählt werden und anderseits gab es keine Garantie, dass sich die Jungen tatsächlich für die Erzählungen der Alten interessieren. Das Ergebnis war großartig - hunderte Interviews und tausende Zuhörer!" freut sich Projektleiter Franz Piffl.

"Es geht nicht um die Selbstverwirklichung der Designer, sondern um benutzbares Design für alle", wie Christian Bezdeka/Head of Design von microgiants immer wieder festhält. Ähnliches gilt für dieses Projekt, welches den aktiven und passiven Teilnehmerinnen und Teilnehmern unterschiedliche Möglichkeiten bieten soll.

Speicherstatus (Resümee)
Mit mehr als 300 geführten Interviews beweisen die Wienerinnen und Wiener großes Interesse an der Aufarbeitung persönlicher Geschichten. Gleichzeitig stellten sie sich auch dem künstlerischen Aspekt des Projekts. Jeder und jedem stand der "Speicher" zur Teilnahme offen.

Offizielle Ausstellungseröffnung:
Datum: 04. November 2005
Zeit: 17 Uhr
Ort: Karlsplatz/Nähe Karlskirche
Ausstellung von 04. bis 14. November 2005
Informationen: http://www.wienmuseum.at
     
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