Paris (esa) - Die japanische Raumfahrtagentur JAXA startete vergangene Nacht mit Erfolg ASTRO-F, einen neuen
hoch entwickelten Infrarotsatelliten, der nun unter Mitwirkung der ESA und von Wissenschaftlern aus ganz Europa
auf die Durchmusterung des Weltraums vorbereitet wird. Von seiner Umlaufbahn aus kann ASTRO-F (der jetzt, da er
in der Umlaufbahn ist, in Akari (Licht) umbenannt wird) einmalige Infrarotbeobachtungen des Sternenhimmels vornehmen
und so weit entfernte und für unser Auge unsichtbare Vorgänge aufdecken, die uns mehr über Entstehung
und Evolution unseres Universums verraten.
ESA-Wissenschaftsdirektor Prof. David Southwood erklärte: „Der erfolgreiche Start von ASTRO-F/Akari ist ein
wichtiger Meilenstein. 10 Jahre ist es nun her, dass unser Infrarot-Weltraumobservatorium ISO diesem Bereich der
Astronomie neue Perspektiven erschlossen hat, wobei die Japaner bereits mit von der Partie waren, weswegen ich
mich besonders über die erneute Zusammenarbeit auf diesem Gebiet freue.
Dieses Gemeinschaftsvorhaben mit Japan ist Teil unseres langfristigen Engagements in der Infrarotastronomie, die
uns noch zahlreiche Entdeckungen bescheren dürfte. Die Mission ASTRO-F/Akari ist nun auf gutem Wege, doch
auch für den Start des Infrarotteleskops der nächsten Generation, des ESA-Satelliten Herschel, der in
etwa zwei Jahren erfolgen dürfte, laufen die Arbeiten auf Hochtouren.
Das Thema hat sich hiermit aber noch längst nicht erschöpft, denn die Infrarotastronomie gehört
zu den wichtigsten Perspektiven der ESA für die künftige Weltraumforschung, die im Programm ‚Kosmische
Vision 2015-2025‘ umrissen sind. Gerade Fragen wie die Entstehung
von Sternen und Exoplaneten oder die Evolution des frühen Universums stehen im Zentrum dieses Programms.“
Die Mission
Am 21. Februar um 22.28 Uhr MEZ (22. Februar 6.28 Uhr Ortszeit) startete eine japanische M-V-Trägerrakete
vom Raumfahrtzentrum Uchinoura im Distrikt Kagoshima den neuen Infrarotsatelliten ASTRO-F auf seine Umlaufbahn.
In etwa zwei Wochen wird der Satellit eine polare Erdumlaufbahn in einer Höhe von 745 km erreichen, von wo
aus er nach weiteren zwei Monaten an System- und Leistungsüberprüfungen etwa ein halbes Jahr lang den
gesamten Sternenhimmel in Augenschein nehmen wird, und zwar mit wesentlich empfindlicheren Instrumenten, einer
höheren räumlichen Auflösung und einem breiteren Wellenlängenspektrum als sein bisher einziger
Vorgänger, der 1983 gestartete britisch-niederländisch-amerikanische Infrarotsatellit IRAS.
Auf diesen ersten den ganzen Himmel umfassenden Rundumblick folgt eine zehnmonatige Beobachtungsphase, die der
eingehenden Betrachtung Tausender ausgewählter astronomischer Beobachtungsziele vorbehalten ist und so den
Wissenschaftlern Gelegenheit gibt, einzelne Objekte länger und genauer den entsprechenden Spektralanalysen
zu unterziehen.
Das flüssige Helium, das zur Abkühlung des Teleskops und der Instrumente auf eine nur wenige Grad über
dem absoluten Nullpunkt liegende Temperatur notwendig ist, wird bis zum Ende dieser zweiten Phase völlig aufgebraucht
sein. In der darauf folgenden dritten Betriebsphase wird ASTRO-F weiterhin ausgewählte Himmelskörper
ins Visier nehmen, allerdings nur noch mit seiner Infrarotkamera, die auf wenigen Wellenlängen arbeitet.
Der Anteil der ESA
Seit Entstehung der weltraumgestützten Infrarotastronomie sind gerade zwei Jahrzehnte vergangen, wobei
jedes Jahrzehnt mit dem Start neuartiger Infrarotsatelliten aufwarten konnte, die unser Bild vom Universum revolutioniert
haben.
Infrarotsatelliten ermöglichen nämlich die Erfassung kühler Objekte, einschließlich planetarer
Systeme und interstellarer Staub- und Gaspartikel, oder weit entfernter Galaxien, die alle im sichtbaren Licht
kaum zu beobachten sind. Mit Hilfe der Infrarotastronomie können auch die Geburt von Sternen und Galaxien,
die in dieser Entwicklungsphase ihre Energie hauptsächlich im Infrarotbereich abstrahlen, mitverfolgt werden.
Die ESA und Europa können auf solide Erfahrungen in der Infrarotastronomie zurückblicken, die nun durch
die Teilnahme Großbritanniens, der Niederlande und der ESA an der Mission ASTRO-F weiter ausgebaut werden.
Die ESA stellt mit ihrer Bodenstation im schwedischen Kiruna für tägliche Überflüge des Satelliten
ihr Bodenstationsnetz zur Verfügung.
Ferner bringt sie Fachwissen und Unterstützung für die Verarbeitung der bei den Himmelsbeobachtungen
gewonnenen Daten ein, so z. B. bei der Rekonstruktion der Blickrichtung, wenn es darum geht, das Beobachtungsobjekt
im Weltraum genau zu positionieren, um dadurch die Herausgabe von Himmelskatalogen zu beschleunigen und vor allem
ein Verzeichnis der Infrarotobjekte im Universum zu erstellen.
Im Gegenzug erhält die ESA 10 % der Beobachtungszeiten der zweiten und dritten Betriebsphase von ASTRO-F,
die europäischen Astronomen zur Durchführung der von ihnen vorgeschlagenen Beobachtungen zur Verfügung
gestellt wird.
„Die Zusammenarbeit, die Japan der ESA bei ASTRO-F angeboten hat, gibt europäischen Wissenschaftlern die Gelegenheit,
ihre Forschungen auf der Grundlage der mit ISO durchgeführten Arbeiten fortsetzen zu können und sich
so auf den Start von Herschel, der nächsten Infrarotmission der ESA, Anfang 2008 vorzubereiten“, erläuterte
Prof. Southwood.
Mit seinen 3,5 m Durchmesser wird Herschel das bis dahin größte und leistungsstärkste Weltraumteleskop
sein und aufbauend auf dem von ASTRO-F erstellten Verzeichnis der Infrarot-Objekte im Universum sowie den Datenarchiven
anderer Vorgänger, wie der ESA-Mission ISO oder der NASA-Mission Spitzer, die chemische Zusammensetzung des
kühlen, unsichtbaren Universums analysieren und den verborgenen Geheimnissen der Entstehung und Evolution
von Galaxien und Sternen auf den Grund gehen. |