Schrems (nöwpd) - Der größte private Arbeitgeber im Waldviertel, der Elektro- Schutzschalterproduzent
Moeller mit Sitz in Schrems, peilt einen neuen Rekordumsatz an: In dem Ende April ablaufenden Geschäftsjahr
2005/2006 wird das österreichische Tochterunternehmen des britischen Finanzinvestors Doughty Hanson rund 340
Millionen Euro erwirtschaften. "Das wird ein absolutes Top-Ergebnis. Heuer wachsen wir zweistellig",
gibt Theo Kubat, Generaldirektor der Moeller Produktions- und Vertriebs-Management AG, dem NÖ Wirtschaftspressedienst
bekannt.
In der Geschäftsperiode 2004/2005 hatte Moeller-Österreich noch einen Umsatz von 289 Millionen und einen
Gewinn von 19 Millionen Euro erzielt. In Schrems, wo Moeller den bekannten, in praktisch jedem Haushalt anzutreffenden
Fehlerstromschutz-Schalter ("FI-Schalter") fertigt und drahtlose Funksysteme für Gebäude entwickelt,
beschäftigt der Elektronik-Konzern 1.100 Mitarbeiter. Für die Moeller-Gruppe mit ihrer Zentrale in Köln
arbeiten in 80 Ländern der Welt 8.700 Personen.
"Jedes Werk, das wir im Ausland errichten, ist eine Chance für Schrems und sichert hier Arbeitsplätze
ab", erklärt Kubat die Expansionspolitik von Moeller. So bereite man gerade den Markteintritt in Serbien
vor. Die Strategie der Waldviertler: Im Osten, wo die Lohnkosten niedrig sind, werden nur die Bestandteile der
Schalter zusammengebaut. In Österreich hingegen laufen alle hochwertigen Arbeitsschritte ab und natürlich
der gesamte Bereich Forschung & Entwicklung.
Das Erfolgsgeheimnis von Moeller sieht Kubat zum einen darin begründet, "dass wir immer sofort und flexibel
auf die Kundenbedürfnisse reagieren und außerdem den Markt mit neuen Produkten überraschen".
Zum anderen in der hohen Qualifikation der Mitarbeiter: "Im Waldviertel kann man geeignetes Personal kaum
zukaufen, man muss es selbst entwickeln. Deshalb wollen wir auch gemeinsam mit einer Handelsakademie ein neues
Modell der Lehrlingsausbildung entwerfen", kündigt Kubat an.
Als Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung des oberen Waldviertels ortet Kubat, der auch als Vizepräsident
der NÖ Industriellenvereinigung fungiert, den schlechten Zustand der Verkehrsinfrastruktur. "Wer mit
dem Auto von Schrems nach Wien fährt, kommt sich vor wie auf einer langsamen Landstraße. So wie in Deutschland,
sollte man auch in Österreich von jedem beliebigen Standort einen internationalen Flughafen in höchstens
einer Stunde Fahrzeit per Pkw oder Bahn erreichen können", fordert Kubat.
In diesem Zusammenhang macht der Moeller-Chef einen interessanten Vorschlag: "Bei unseren Nachbarn in Tschechien
gibt es ernsthafte Überlegungen, den bestehenden Militärflughafen in Budweis auch für zivile Flugzeuge
zu öffnen. Dieses Projekt sollte Österreich während seiner EU-Präsidentschaft auf jeden Fall
unterstützen, weil ein Airport in Grenznähe Wald- und Mühlviertel wichtige Impulse bringen könnte." |