"Content for Competitiveness": EU-Experten Seminar  

erstellt am
03. 03. 06

Morak: "Europa muss auf die Überholspur kommen" - Kroes: "Wake up call" für Europa
Wien (bpd) - „Wir setzen mit dieser Konferenz ein wichtiges Zeichen: Kultur und Wettbewerb, Kultur und Wirtschaft sind keine Gegensätze. Was wir brauchen ist ein Zusammenspiel, eine Vernetzung aller unterschiedlichen Perspektiven. Wenn wir uns das Ziel gesetzt haben, die Europäische Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Raum zu machen, dann spielt dabei die Content- und Kreativwirtschaft eine ganz entscheidende Rolle“, so Staatssekretär Franz Morak am Donnerstag (02. 03.) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes anlässlich der Eröffnung der EU-Konferenz „Content als Wettbewerbsfaktor – Stärkung der europäischen Kreativwirtschaft im Licht der i2010 Strategie“ . Die Konferenz der österreichischen Präsidentschaft in Kooperation mit der Europäischen Kommission, die bis morgen in Wien tagt, hat zum Ziel, das große Potential der Content- und Kreativwirtschaft aufzuzeigen, das Bewusstsein für die enorme Bandbreite an ökonomischen, sozialen und rechtlichen Fragestellungen zu wecken und Strategien für die Positionierung Europas im internationalen Wettbewerb zu entwickeln.

Die Content- und Kreativwirtschaft werde nach wie vor nicht in dem Ausmaß als Stimulans und als Katalysator für Wirtschaftswachstum wahrgenommen, wie es ihr zukommen sollte. „Österreich hat dieses Thema deshalb zum Schwerpunkt seiner EU-Präsidentschaft gemacht: Die Kreativwirtschaft muss einer Bewertung unterzogen werden, wie wir sie in anderen Wirtschaftsbereichen auch haben“, sagte der Staatssekretär.

Die Content- und Kreativwirtschaft habe bereits heute einen wesentlichen Anteil an der ökonomischen Wertschöpfung in Europa, so Morak weiter. Der Informations-, Kommunikations- und Mediensektor ist der am stärksten wachsende Wirtschaftssektor. Alleine zwischen 2000 und 2003 trug die Wachstumsrate im IKT Sektor zu mehr als 25% des Produktivitätswachstums in Europa bei und betrug 5,3% des BIP. „Wir müssen uns mit den Fragen beschäftigen, welche strukturellen Änderungen umzusetzen sind, damit sich die europäische Content- und Kreativwirtschaft im globalen Wettbewerb an vorderster Stelle platzieren kann. Europa muss mit den USA und Asien gleichziehen und auf die Überholspur kommen“, so der Staatssekretär. Das Breitband als Transportweg für Informationen und Dienstleistungen ist die Autobahn der Zukunft. Als EU-Ratsvorsitz unterstützen wir daher aktiv die Europäische Kommission bei der Umsetzung der i2010 Strategie“, so Morak.

Auch für EU-Wettbewerbskommissarin Kroes ist die Förderung der Content- und Kreativwirtschaft von großer Bedeutung. „Die Wettbewerbspolitik ist einer der Schlüsselfaktoren der Wettbewerbsfähigkeit. Sie spielt in der i2010 Strategie eine bedeutende Rolle. Es ist eines der erklärten Ziele der EU-Kommission, die Content-Industrie zu stärken. Wir können dieses Ziel aber nur in Zusammenarbeit mit den Mitgliedsstaaten, den für die Regulierung zuständigen Behörden, der business community und den Konsumenten erreichen“, so Kroes.

Morak und Kroes waren sich einig, dass Europa seine Ressourcen bündeln müsse, um mehr Wachstum und Beschäftigung in Europa zu erzielen und Europa wettbewerbsfähig zu halten. „Wir haben so viele Talente, wir müssen sie nur richtig nutzen. Diese Konferenz und diese Initiative der österreichischen Präsidentschaft seien ein „Weckruf für Europa“, so die Kommissarin abschließend.
   

Pekka Himanen vom finnischen „Institute for Information Technology“ stellte im Eröffnungsvortrag der Veranstaltung die Bedingungen für erfolgreiche Technologieentwicklung am Beispiel des Silicon Valley vor. Als unverzichtbare Parameter für erfolgreiche Innovationen nannte Himanen talentierte Menschen, Management- und Finanzierungsstrukturen und das Vorhandensein einer Kreativitätskultur. Diese drei Faktoren hätten, so Himanen, den Aufstieg von Silicon Valley ermöglicht, verbunden mit einer breiten Öffnung des Arbeitsmarktes für ausländische Arbeitskräfte. So stammen inzwischen rund 1/3 aller Ingenieure und Techniker aus dem asiatischen Bereich und 40% aller Leitungsfunktionen werden von Nichtamerikanern besetzt. Diese Offenheit und eine vergleichbare Management- und Finanzierungsstruktur fehlen in Europa, so Himanen. Hingegen habe Europa eine ausgezeichnete und breite Bildungsstruktur auf seiner Habenseite zu verzeichnen. Nachteilig wirke sich jedoch der Mangel an Risikokapital für die Entwicklung neuer Produkte in Europa aus. In den USA stehen dafür jährlich mehrere Milliarden Dollar zur Verfügung. Himanen forderte daher zu einem Mentalitätswechsel auf, in der auch Misserfolge als normal akzeptiert und Neustarts zum Alltag gehören. Himanen: „Europa braucht Kreativitätskultur, start up Unternehmen, unternehmerisches Denken und eine Kultur, die auch Misserfolge akzeptiert und immer wieder einen Neustart ermöglicht. Diese Kreativitätskultur ist das allerwichtigste Element für die Zukunft in einer Wettbewerbsgesellschaft.“

Michael Holoubek vom Institut für Öffentliches Recht an der Wiener Wirtschaftsuniversität und Experte für Medienrecht präsentierte eine Studie zu den Grundlagen und Rahmenbedingungen der Content-Regulierungen in Europa, die in Kooperation mit dem Bundeskanzleramt entstand. Holoubek wies darauf hin, dass das Gemeinschaftsrecht diesen Industriebereich bislang nicht in einem einheitlichen abgeschlossenen Regelungsrahmen erfasse, sondern nur durch eine Vielzahl von Regulierungen. Ungeachtet dieser Zersplitterung wiesen jedoch die zahlreichen Regelungen nur geringe Widersprüche auf, so Holoubek. Als Ergebnis der Studie sprachen sich die Rechtswissenschafter daher auch gegen eine Zusammenführung aller Rechtsbestimmungen in ein Regulierungswerk und Schaffung eines „Supergesetzes“ aus. Die Autoren der Studien plädierten jedoch für ein „Netzwerk von Regulierungen“. Dieses Netzwerk der Regulierungssysteme sollte die EU und die Mitgliedsstaaten gleichermaßen erfassen. Darüber hinaus empfahlen sie angesichts der raschen technologischen Veränderungen verbunden mit neuen Möglichkeiten für die Produktion, Nutzung und Anwendung die Formulierung von EU weit gültigen allgemeinen Prinzipien und Leitlinien. Dieses Leitbild einer EU Contentpolitik müsse jedoch mehr sein als die Summe von nationalen Regulierungen, so Holoubek.

Notwenig erachteten die Autoren darüber hinaus eine „offene“ Diskussion im Bereich der Contentregulierungen über die Rechtszersplitterung zwischen kommerziellen und kulturellen Faktoren. Während die kulturellen Aspekte in die legislative Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten fallen, sind die kommerziellen Aspekte Teil der EU weiten Normierung. Holoubek ortete darin wettbewerbsrechtliche Nachteile für die EU in der globalen Wirtschaft.
   

Beim ersten Panel der am Donnerstag (02. 03.) Vormittag eröffneten Konferenz wies Rudolf Strohmeier, Kabinettschef von EU Kommissarin Viviane Reding, auf die wirtschaftliche Bedeutung der neuen Technologien im allgemeinen und der Contentindustrie im besonderen als Wirtschaftsfaktor für die Zukunft hin. So gehen Studien davon aus, dass im Bereich der Contentindustrie in den nächsten Jahren rund eine Million neuer Arbeitsplätze entstehen könnten. Notwendig für dieses Wachstum wären jedoch nicht nur benutzerfreundliche Technologien für die Konsumenten sondern auch eine verbesserte Rechtssicherheit für die Produzenten. In diesem Zusammenhang wies Strohmeier auf den Vorschlag der Kommission zur Revision der Richtlinie „Fernsehen ohne Grenzen“ hin. Ebenso sprach er sich für eine Harmonisierung des Urheberrechtsschutzes innerhalb der Europäischen Union aus. Nach Ansicht der Kommission verhindert die Zersplitterung auf 25 nationale Regelungen die Herausbildung eines funktionierenden europäischen Binnenmarktes im Bereich der Contentwirtschaft. Die Kommission plädiert daher für neue grenzüberschreitende Regelungen. Neben dieser legistischen Initiative zur Stärkung der europäischen Contentindustrie habe die Kommission mit dem I 2010 Programm weitere zukunftsorientiere und wettbewerbstärkende Maßnahmen gesetzt, so Rudolf Steinmeier. So wurde anlässlich der Filmfestspiele in Cannes ein Pilotprojekt für den online Filmvertrieb vorgestellt. Dieses Projekt soll nun auf den Musikbereich ausgeweitet werden. Strohmeier kritisierte jedoch die „ab- und zurückhaltende Position“ der Industrie bei der Erschließung neuer Märkte. Neben diesen kommerziell orientierten Initiativen fördert die besonders EU die Digitalisierung von Bibliotheken, multilinguale digitale Projekte und Initiativen zur Herstellung und Verbreitung von wissenschaftlichen und kulturellen Inhalten.

Jan Mojto, CEO von EOS Entertainment, und damit einer der großen Vertreter in der europäischen audiovisuellen Industrie, wies in seinem Beitrag auf die Defizite der europäischen Filmindustrie im Gegensatz zur europäischen Fernsehwirtschaft hin. So sinkt der Anteil der europäischen Kinoproduktionen seit Jahren kontinuierlich, während die europäischen Fernsehproduktionen Marktanteile gewinnen konnten. Mit verantwortlich für diese negative Entwicklung sind nach Ansicht von Jan Mojto die unzulänglichen Verleihstrukturen für den Film und die mangelnde Internationalisierung. Mojto sprach sich daher für verstärkte Bemühungen aus, Filme im kontinentaleuropäischen Bereich zu bewerben, denn im Gegensatz zum angelsächsischen Kulturraum akzeptiere man in diesem rund 300 Millionen Konsumenten umfassende Markt auch synchronisierte Filme. Durch steuerliche Vergünstigungen könnten zudem Anreize für neue Produktionen hergestellt werden. Die Notwendigkeit für europäische Produktionen sah Mojto nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht. Er wies auch auf den bestimmenden Einfluss von Medien in den internationalen Beziehungen und kulturellen Wertschätzungen hin.

Die Generaldirektorin des ORF, Monika Lindner, unterstrich die Funktion von Medien als Orientierungsfaktor in der modernen Kommunikationsgesellschaft. Den öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten komme dabei, nach Ansicht von Lindner, die Funktion zu, diesen Zugang für alle zu ermöglichen. Lindner: „Die größte Herausforderung für den ORF ist es, auf allen Plattformen präsent zu sein und die österreichische und europäische Kultur mit allen technologischen Möglichkeiten zu vermitteln.“ Um die Ausstrahlung von kulturell hochwertigen Programmen mit lokalem Kolorit zu sichern, engagiert sich der ORF auch in der Förderung von Nachwuchsautoren für Drehbücher.

Die Nachfrage nach dem „Lokalen“ innerhalb des globalisierten Medien- und Informationsmarktes hob auch Angela Beesley, Direktorin von Wikipedia, hervor. Als „Produzent“ von kostenloser und lizensfreier Information habe man die Erfahrung gemacht, dass die Mitarbeiter an diesem Projekt verstärkt ihre nationalen Sprachen verwenden und damit ihren eigenen kulturellen Inhalt unübersetzt einbringen. Lediglich 30% aller Beiträge werden auf Englisch verfasst.

Kontroversiell diskutierten die Teilnehmer das von Jens Redmer, Vertreter von „Google Book Europe“ vorgestellte Projekt der Digitalisierung von Büchern. Stefano Mauri, CEO von Mauri Spagnol und Italiens Vertreter im Europäischen Verlegerverband, sprach sich für eine Stärkung der Autorenrechte bei diesem Projekt aus und lehnte eine allgemeine Digitalisierung ab. Jens Redmer, unterstrich, dass das Projekt nur innerhalb der geltenden Copyrightbestimmungen durchgeführt werde.
   

Im Fokus des Nachmittagspanels standen das staatliche Handeln in zukünftigen Content- Märkten, die öffentlichen Aufgaben in künftigen Content-Märkten (vor allem im Hinblick auf die dort stattfindenden technologischen Entwicklungen), insbesondere auf europäischer, aber auch auf nationaler und lokaler Ebene.

"Die Europäische Kommission stößt sich nicht daran, dass sich öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten über öffentliche Mittel finanzieren. Sie fordert allerdings mehr Transparenz und die Finanzierung von kommerziellen Programmen aus Werbeeinnahmen. Gerade im Hinblick auf die neuen Entwicklungen im IT-Bereich ist es von großer Bedeutung, dass die öffentlich-rechtlichen Medien ihrem Auftrag in den Bereichen Bildung, Information und Unterhaltung nachkommen und ihr Angebot auch auf die neuen Medien ausdehnen", so Loretta Dormal-Marino, Direktorin in der Generaldirektion für Wettbewerb der Europäischen Union.

Karol Jakubowicz vom Nationalen Rundfunkrat Polens warnte davor, in der Diskussion um die öffentlichen Aufgaben in den künftigen Content-Märkten die Kultur zu vernachlässigen. "Die derzeit geführte Diskussion fokussiert zu stark auf den "content" und den "gemeinsamen Markt. Wir müssen aber auch die Bereiche Kultur und Bürgergesellschaft mit einbeziehen, um so die kulturelle Innovation stärker zu fördern", so Jakubowicz.

Linnar Viik vom Estischen Zentrum für Information machte auf die rasante Entwicklung Estlands im IT-Bereich aufmerksam. Estland habe mit sehr geringen Mitteln ein Output erzielt, das weit über dem EU-Durchschnitt lag. "Es gibt in Estland keine IT-Politik. Sie ist ein integraler Bestandteil der gesamten Politik", erklärte Viik. Als einen der Gründe für diesen Erfolg führt er die Flexibilität der Bevölkerung an. "Eine Gesellschaft im Wandel denkt immer an Veränderung. Für sie sind Verbesserungen somit leichter möglich", so Viik.

Mark Ferrero, Ministerium für Kultur, Medien und Sport des Vereinigten Königreiches, berichtete über die Kreativwirtschaftsstrategie, die sein Ressort gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium gestartet hatte. "Wir streben in diesem Projekt eine breite Vielfalt an. Für uns ist das Ergebnis dieser Konferenz sehr wichtig" so Ferrero.

Kultur dürfe nicht zur Ankurbelung der Wirtschaft instrumentalisiert werden, forderte Véronique Cayla, Generaldirektorin des Centre national de la cinématographie. 90% der Einnahmen aus dem weltweiten Filmgeschäft würden den USA zugute kommen. "Wir brauchen eine gesamteuropäische Politik, um den europäischen Film zu fördern", forderte Cayla.

Der Schweizer Verleger Hans Heinrich Coninx (Tamedia) sprach sich gegen die von der Europäischen Kommission geplanten Revision der Fernsehrichtlinie aus, insbesondere gegen die beabsichtigte Regelung betreffend des product placements. "Das würde dem Printbereich, der in den letzten Jahren schon sehr stark unter Druck geraten ist, noch mehr zusetzen", so Coninx.

Gregory Paulger, Direktor der Generaldirektion für Informationsgesellschaft und Medien der Europäischen Kommission verteidigte den Vorschlag der Kommission. "Das product placement gibt es bereits in bestimmten Programmtypen wie etwa in importierten Programmen. Die Europäische Kommission tritt für vernünftige Regeln ein. Wir wollen eine größere Flexibilität, weil wir mit der weltweiten Entwicklung Schritt halten wollen", so Paulger abschließend.
   

Kontroversielle Standpunkte nahmen die Teilnehmer des dritten Panels ein. Tilman Lueder, Mitarbeiter der EU Generaldirektion Binnenmarkt, wies die Behauptung zurück, dass nur ein einheitliches Copyrightmodell innerhalb der EU eine wirtschaftliche Stärkung der Content Industrie mit sich bringen könne. Seiner Auffassung nach besteht gegenwärtig keine Notwendigkeit, Content Produkte in jedem einzelnen Mitgliedsstaat zu lizensieren. Vielmehr würde bereits eine einmalige Registrierung EU weit einen Schutz der kommerziellen Rechte garantieren. Lueder begründete dies unter anderem mit der schon bisher weitgehend vollzogenen Harmonisierung des einschlägigen Rechtsbestandes. Lueder räumte jedoch ein, dass grundsätzlich eine gesamteuropäische Lizenzregelung optimaler für die Verwertungsinteressen wäre. Das langsamere Anwachsen des Contentmarktes insbesondere im Musik- und Filmbereich im Vergleich zu den USA begründete Lueders mit den unterschiedlichen kulturellen Vorlieben in den einzelnen EU Mitgliedstaaten. Dem harmonisierten Kulturraum USA steht seiner Meinung nach ein vielfach fragmentierterer EU Markt gegenüber. Die meisten anderen Teilnehmer plädierten hingegen für eine Änderung der Copyright Bestimmungen, wenngleich in unterschiedlicher Weise.

Auf die von Tilman Lueder analysierten regionalen Marktunterschiede wies auch Sylvie Forbin von Vivendi Universal/Frankreich hin. Stärker noch als im Musikwesen komme dies im Filmmarkt zur Geltung, so Forbin. Sie nahm in ihrer Stellungnahme auch Bezug auf die neuen Herausforderungen für die Filmindustrie. Finanzierte sich die Filmproduktion bislang zum Teil durch den Verkauf von Kinoeintrittskarten, Entlehnungsgebühren oder TV Rechten, leisten Telekommunikationsfirmen, die Filme vertreiben, keine Beiträge für die Finanzierung dieser Fonds. Im Interesse der Filmschaffenden forderte sie hier eine Änderung ein. Ebenso verlangte sie von den Telekombetreibern bessere Schutzmaßnahmen gegen Raubkopien.

Rudolf Fischer von der Telekom Austria wies diese Forderung zurück. Er machte jedoch deutlich, dass sich Telekomfirmen zukünftig noch stärker als Contentanbieter am Markt positionieren wollen. Voraussetzung dafür ist der gezielte Ausbau der Breitbandtechnologie wie er in Österreich gegenwärtig stattfindet. Als zusätzliches Geschäftsfeld beabsichtigen die Telekom Unternehmen die Sparte verbrauchergenerierter Content ausbauen. Im Gegensatz zu den USA, wo bereits 43% der Nutzer ihren eigenen Content herstellen, tut dies in Europa nur eine kleine Minderheit.

Als Beispiel für neue Geschäftsfelder führte Lennart Wiklund, Senior Vizepräsident der schwedischen Bonnier Group, die Verbindung von Zeitungen, Internetangeboten und neuen Kommunikationsmedien an. Obwohl die meisten schwedischen Tageszeitungen auch im elektronischen Netz vorhanden sind, hat sich die Zahl der Leser von Printausgaben in Schweden in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet. Dies geschah entgegen der ursprünglichen Prognosen und Befürchtungen. Selbst Gratiszeitungen können sich heute in Verbindung mit Mehrwertdiensten inzwischen gut finanzieren.

Sacha Wunsch-Vincent, Mitarbeiter der OECD, unterstrich gleichfalls die positiven Markteffekte der neuen Medien. So hat eine im Jahr 2005 abgeschlossene Untersuchung der OECD gezeigt, dass die Umsatzeinbrüche in der Musikindustrie nicht auf massenhaftes illegales Kopieren zurückgeführt werden könne. Vielmehr konnte die negative Dynamik sogar gebremst werden. Die Musikindustrie forderte er auf, neue Geschäftsmodelle, sie sich nicht am klassischen Verkauf orientierten, zu entwickeln

Die bisherige Untätigkeit der Musikindustrie, diese zu erarbeiten, kritisierte auch Paul Stepan, von der Rotterdamer Universität Rotterdam. Er sprach sich auch generell für eine Deregulierung der neuen Technologien aus.
     
zurück