Kind im Mittelpunkt – Bildung, Glaube und Lebensfreude als zentrale Elemente
Graz (epd Ö) - „Mit dem Leitbild für den evangelischen Religionsunterricht, wollen wir
deutlich machen, welchen Leitgedanken wir uns verpflichtet fühlen. Das Kind steht dabei im Mittelpunkt.“ Dipl.
Päd. Michaela Legenstein, Fachinspektorin für den evangelischen Religionsunterricht an steirischen Pflichtschulen,
will mit dem Leitbild aber auch „nach außen zeigen, welche Inhalte der Religionsunterricht vermittelt“. Dazu
hatte Legenstein gemeinsam mit Schulamtsleiter Mag. Heinz Liebeg am Donnerstag (02. 03.) ins Grazer Kepler-Gymnasium
geladen. Präsentiert wurde das Leitbild, mehrere Kindergruppen gestalteten den bunten Festabend, verschiedene
Projekte und eine Ausstellung informierten über den evangelischen Religionsunterricht.
Das neue Leitbild, das Legenstein gemeinsam mit den steirischen evangelischen Religionslehrerinnen und Religionslehrern
entwickelt hatte, ruht auf den Säulen „Bildung“, „Glaube“ und „Lebensfreude“. Bildung ohne religiöse
Bildung sei bruchstückhaft, sagte Legenstein. Glaube trage durch das Leben und „Lebensfreude macht den Alltag
bunt“. Im Unterricht wollen die ReligionslehrerInnen SchülerInnen „begleiten und ihre Gefühle und Fragen
ernst nehmen“, religiöse Symbole erfahrbar machen, eine christliche Feierkultur vermitteln und zu einem wertschätzenden
Umgang miteinander anleiten. Es gehe darum, eine „vertrauensvolle Gottesbeziehung zu vermitteln“ in Toleranz und
Achtung gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen. SchülerInnen sollen Grundkenntnisse über
die Bibel und ihre Interpretationsmöglichkeiten erhalten, Geschichte und Bedeutung der Reformation kennen
lernen und über die Beschäftigung mit ethischen Problemen zu eigenen Überzeugungen kommen.
Ganzheitliche Bildung und Selbstkritik
Als „mutiges und tolles Unternehmen“ bezeichnete der für den evangelischen Religionsunterricht zuständige
Oberkirchenrat Hon. Prof. Dr. Michael Bünker den Leitbildprozess. Religion brauche das Verwurzelt-Sein in
der Tradition, angesichts der religiösen Pluralität zugleich aber auch den kritischen Umgang mit Religion
und Religiösität, Selbstdistanz und Selbstkritik. Auch unter diesen Aspekten sei hier „ein Maßstab
gesetzt“ worden, betonte der Oberkirchenrat.
Dass der Religionsunterricht zur ganzheitlichen Bildung beitrage, unterstrich der römisch-katholische Schulamtsleiter
der Diözese Graz-Seckau, Kanonikus Mag. Christian Leibnitz: „Wir müssen den Mehrwert des Lebens aus dem
Glauben herausstreichen und sagen, was der Religionsunterricht wert ist.“ Die Glückwünsche des Landesschulrates
überbrachte Helga Thomann. Der Religionsunterricht leiste einen wertvollen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung
und zur Friedenserziehung, betonte die Landessschulinspektorin.
Wie Schulamtsleiter Liebeg erläuterte, besuchen 5820 Schülerinnen und Schüler den evangelischen
Religionsunterricht in der Steiermark. Manche der insgesamt 120 ReligionslehrerInnen betreuen bis zu 20 verschiedene
Schulen. „Wir versuchen mit den Werteinheiten verantwortungsvoll umzugehen“, so der Fachinspektor. Das bedeute,
dass der evangelische Religionsunterricht oft klassen- oder schulübergreifend erfolge.
Das ökumenische Projekt „Das interreligiöse Jahr“ präsentierte Prof. Dr. Eric Hultsch. Bei diesem
steirischen Forschungsprojekt wurde der Wissenstand von HauptschülerInnen hinsichtlich der jeweils anderen
Religionen erhoben. Dabei zeigte es sich, dass vor allem durch fächerübergreifende, erlebnisorientierte
Projekte der Informationsstand stark verbessert werden kann. Vorgestellt wurde auch ein Buch, in dem steirische
evangelische SchülerInnen von der Volksschule bis zur Maturaklasse auf über 500 Seiten ihre biblische
Lieblingsgeschichten zeichnen und erzählen. |