"Gedächtnis Europas"  

erstellt am
02. 03. 06

Kommission forciert Realisierung der Europäischen Digitalen Bibliothek
Brüssel (eu-int) - Der Plan der Europäischen Kommission, den digitalen Zugang zum kulturellen Erbe Europas zu fördern, konkretisiert sich rasch. In fünf Jahren wird jeder mit einem Internetanschluss über die Europäische Digitale Bibliothek Zugang zu mindestens 6 Millionen Büchern, Dokumenten und anderen kulturellen Werken haben. Zur Unterstützung der Digitalisierungsmaßnahmen in Europa wird die Kommission die Schaffung eines europaweiten Netzes von Digitalisierungszentren finanziell fördern. Daneben wird sie in einer Reihe von politischen Dokumenten erörtern, wie der Schutz geistigen Eigentums im Zusammenhang mit digitalen Bibliotheken am zweckmäßigsten zu bewerkstelligen ist.

„Mit Hilfe der Informationstechnologien können Sie per Mausklick auf das kollektive Gedächtnis Europas zugreifen“, erläutert die für Informationsgesellschaft und Medien zuständige Kommissarin Viviane Reding. „Die Europäische Kommission wird durch finanzielle Unterstützung von Kompetenzzentren für die Digitalisierung und durch Bereitstellung eines europäischen Rahmens für den Schutz und die Nutzung von Urheberrechten in digitalen Bibliotheken zur Verwirklichung dieses Projekts beitragen. Die Mitgliedstaaten werden ihrerseits durch die Schaffung der Grundlagen für die Digitalisierung einen Beitrag leisten müssen.“ „Dies ist eine sehr interessante Perspektive für die europäischen Bibliotheken. Wir freuen uns darauf, sie zu realisieren“, ergänzte die Generaldirektorin der Deutschen Bibliothek und Vorsitzende der Konferenz der europäischen Nationalbibliothekare (CENL), Dr. Elisabeth Niggemann.

Die Kommission hat heute eine Zusammenfassung der Ergebnisse einer umfassenden Online-Befragung zu der am 30. September 2005 gestarteten Initiative der digitalen Bibliotheken vorgelegt (s. IP/05/1202). Es gingen insgesamt 225 Stellungnahmen von Bibliotheken, Archiven und Museen (46%), Verlegern und Rechteinhabern (19%) sowie aus dem Umfeld von Hochschulen (14%) ein. In den Stellungnahmen wird die Initiative allgemein als Gelegenheit begrüßt, Europas Kulturerbe über das Internet leichter zugänglich und nutzbar zu machen. Sie zeigen aber auch, dass die Auffassungen über Urheberrechtsfragen insbesondere zwischen Kultureinrichtungen und Rechteinhabern auseinander gehen.

Die Konsultation hat es der Kommission erleichtert, die praktische Auslegung der Europäischen Digitalen Bibliothek genauer zu definieren: mit ihr wird ein augenfälliger mehrsprachiger Zugang zu den digitalen Ressourcen der kulturellen Einrichtungen Europas geschaffen. Sie stützt sich auf die Infrastruktur des Projekts TEL („The European Library”), das derzeit das Zugangsportal zu den Sammlungskatalogen einiger nationaler Bibliotheken bildet und auch Zugriff auf eine Reihe digitalisierter Ressourcen der beteiligten Bibliotheken bietet. Das Projekt TEL wurde von Mitgliedern der Konferenz der europäischen Nationalbibliothekare ins Leben gerufen und in der Anfangsphase durch die Europäische Gemeinschaft gefördert.

Ende 2006 sollten alle Nationalbibliotheken in der EU umfassend an der Zusammenarbeit im Rahmen der Europäischen Digitalen Bibliothek beteiligt sein. Danach soll die Zusammenarbeit auch auf Archive und Museen ausgedehnt werden. 2008 werden 2 Millionen Bücher, Filme, Fotos, Manuskripte und andere Kulturgüter über die Europäische Digitale Bibliothek zugänglich sein. Bis 2010 soll diese Zahl auf mindestens 6 Millionen ansteigen. Vermutlich wird sie dann aber bereits sehr viel höher liegen, da bis dahin praktisch alle europäischen Bibliotheken, Archive und Museen ihre digitalen Inhalte an die Europäische Digitale Bibliothek anbinden können.

Die Europäische Digitale Bibliothek ist eines der herausragenden Projekte im Rahmen der Initiative i2010, der Gesamtstrategie der Kommission zur Förderung der digitalen Wirtschaft (s. IP/05/643) Die wesentlichen Elemente dieses Hauptprojekts, durch das die Digitalisierung und Online-Verfügbarkeit des kulturellen und wissenschaftlichen Erbes Europas gefördert werden soll, wurden in September 2005 in der Mitteilung über i2010 und digitale Bibliotheken (s. IP/05/1202) vorgestellt. Das Konzept der Kommission für digitale Bibliotheken wurde im November 2005 vom Rat der Kultusminister gebilligt.

Die Kommission plant, bis Mitte 2006 einen Vorschlag für eine Empfehlung dazu vorzulegen, wie die Hindernisse, die der Digitalisierung und Online-Verfügbarkeit entgegen stehen, gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und dem Europäischen Parlament beseitigt werden können. Im weiteren Verlauf des Jahres wird die Kommission auch ihre Strategie für digitale Bibliotheken auf der Grundlage wissenschaftlicher Daten vorstellen. Vor Jahresende sollen allgemeine Fragen wie der Umgang mit Urheberrechten im digitalen Zeitalter in einer Mitteilung der Kommission über Internet-Inhalte behandelt werden.

Am 27. März 2006 tritt erstmals eine hochrangige Sachverständigengruppe „Europäische Digitale Bibliothek“ unter dem Vorsitz von Kommissarin Reding zusammen. Die Gruppe vereint wichtige Vertreter aus Industrie und Kultur. Sie wird sich mit Themen wie der öffentlich-privaten Zusammenarbeit bei der Digitalisierung und Urheberrechten befassen.
     
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