Wien (bmi) - Kriminalisten des Bundeskriminalamts und der Landespolizeikommanden Wien, Niederösterreich
und Burgenland hoben eine kriminelle Bande aus, die mindestens 200 Autos und Motorräder gestohlen und nach
Serbien verschoben hatte.
Im Frühjahr 2005 brachten Kriminalbeamte in Erfahrung, dass in einem Lokal in Wien "Zulassungssets"
zum Kauf angeboten wurden: Zulassungsscheine, grüne Versicherungskarten und Begutachtungsplaketten. Die Blanko-Dokumente
waren bei zwei Einbrüchen in Zulassungsstellen gestohlen worden.
Die im Bundeskriminalamt eingerichtete Sonderkommission "Transport" begann mit den Ermittlungen und arbeitete
unter anderem mit serbischen Polizeibehörden zusammen. Die Ermittlungen richteten sich gegen eine vorwiegend
aus serbischen Staatsbürgern bestehende Bande, die in Ostösterreich mindestens 200 Autos und Motorräder
gestohlen und nach Serbien verschoben hatte. Die gestohlenen Fahrzeuge waren in wöchentlichen Transporten
nach Serbien geliefert worden, versteckt in Kleintransportern hinter Reifen, Kühlschränken und anderen
Gegenständen.
Nach und nach konnten Bandenmitglieder verhaftet und gestohlene Kraftfahrzeuge sichergestellt werden. Die Bande
war "sehr komplex und gut organisiert", berichtete der Leiter der Sonderkommission, Oberstleutnant Andreas
Wolf, bei einer Pressekonferenz am 28. Februar 2006 im Bundeskriminalamt in Wien.
Die kriminelle Bande hatte rund 100 Mitglieder, der Haupttäter, ein 32-jähriger Serbe, befindet sich
in U-Haft. Die Motorrad-Diebstähle erfolgten meist auf Bestellung in Serbien. Gefragt waren vor allem teure
Maschinen japanischer Herkunft.
Die Bandenmitglieder werden auch verdächtigt, Einbrüche in mindestens 26 Geschäfte und 2 Speditionen
verübt zu haben. Gestohlen wurden Motorradzubehör, Designer-Kleidung, Marken-Sonnenbrillen und andere
Gegenstände. "Die Diebe haben alles mitgenommen, was sich zu Geld machen lässt", sagte Soko-Leiter
Wolf. Bei den Einbrüchen entstand ein Schaden von 3,5 Millionen Euro.
35 Verdächtige wurden der Staatsanwaltschaft angezeigt, 23 befanden sich Ende 2005 in Untersuchungshaft; vier
Verdächtige sind zur Verhaftung ausgeschrieben. Die Polizisten stellten in Österreich 21 gestohlene Motorräder,
9 Kleintransporter und 10 Pkw sicher.
"Wir gehen davon aus, dass die kriminelle Gruppierung zwar nicht völlig zerschlagen, aber doch nachhaltig
gestört wurde", sagte der Direktor des Bundeskriminalamts, Dr. Herwig Haidinger. In Serbien habe es keine
Festnahme gegeben, erläuterte Haidinger: "Wir waren schneller."
Der nachhaltige Erfolg der österreichischen Kriminalisten schlägt sich auch in der Kriminalstatistik
nieder: Waren im Jänner 2004 noch 415 Kraftfahrzeuge gestohlen worden, so gab es im Jänner 2005 nur mehr
202 Kfz-Diebstähle. Das entspricht einem Rückgang von mehr als 50 Prozent. |