St. Pölten (nöwpd) - Für die Entwicklung der Infrastruktur
rund um Niederösterreichs Landeshauptstadt St. Pölten sind zwei Varianten zur Attraktivierung und Beschleunigung
der Mariazellerbahn in Planung. Die Experten der NÖ Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖVOG) arbeiten
zur Zeit gemeinsam mit der ÖBB-Infrastruktur Bau AG an detaillierten Planungen, die zwei verschiedene Wege
aufzeigen:
Variante 1 sieht eine Spurverbreiterung der Mariazellerbahn bis Kirchberg/Pielach vor. Variante 2
zielt auf eine Begradigung und Modernisierung der Schmalspurstrecke samt Erneuerung des Fuhrparks ab.
Beide Varianten würden eine Fahrzeitverkürzung bis Mariazell bringen, Variante 1 sogar um rund 30 Minuten,
weil sie abschnittsweise Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h ermöglicht. Die Kosten der beiden unterschiedlichen
Projekte unterscheiden sich nach ersten Einschätzungen "nicht grundsätzlich". NÖVOG-Geschäftsführer
Otfried Knoll sagt im Gespräch mit dem NÖ Wirtschaftspressedienst: "Wir rechnen noch".
Die Varianten-Debatte ist freilich auch davon bestimmt, dass grob gesagt - für Infrastruktur- investitionen
hauptsächlich der Bund als Zahler zuständig wäre, während bei Variante 2 mehr
Investitionen in den Fuhrpark erforderlich wären, wofür das Land aufzukommen hätte.
Mehr Fantasie hat allemal Variante 1. Sie würde die Mariazellerstrecke direkt ans europaweite Schienennetz
anknüpfen. Züge aus dem Pielachtal könnten direkt nach Wien oder Krems durchgeleitet werden, was
erhebliche Vorteile für viele Pendler brächte. Sie würde auch modernen Güterverkehr in das
Pielachtal bringen z. B. für Großbetriebe wie die Teich AG und andere.
Das As im Ärmel von Variante 1 erklärt Otfried Knoll so: "Sie würde ab St. Pölten Hauptbahnhof
zunächst bis zur Autobahn die vorhandene Leobersdorfer Bahnstrecke benutzen, dann in die geplante Güterzugumfahrung
(GZU) einschwenken. Erst westlich der bereits fertig gebauten neuen Pielachbrücke wäre eine neue Trasse
bis Obergrafendorf erforderlich."
Bis Obergrafendorf wären laut Knoll unter Nutzung der geplanten GZU für St. Pölten
lediglich vier Kilometer Neubaustrecke erforderlich. Die Fahrzeit bis Obergrafendorf würde sich von derzeit
20 auf elf Minuten verkürzen. Erstmals wäre damit das Gebiet im Süden von St. Pölten um das
Veranstaltungszentrum, das Möbelhaus KIKA und das Entwicklungsgebiet der Kopalkaserne direkt aus dem Pielachtal
erreichbar.
Im Zuge der Planungsarbeiten hat man auch festgestellt, dass bei einer Attraktivierung der bestehenden Strecke
(Variante 2) die beiden "Eisberg-Tunnel" in St. Pölten sehr kostenaufwändig umgebaut werden
müssten - ein zusätzliches Argument für Variante 1. Dazu kommt, dass diese Variante auch den Bahnhofsumbau
in St. Pölten vereinfachen würde. Es wären dann nur mehr ein Schienensystem und ein Stromsystem
notwendig und allenfalls ein Bahnsteig einzusparen. Der so genannte "HTL-Steg" könnte dann auch
einen direkten Zugang zu den Bahnsteigen bekommen.
Dieses Faktum wiederum drängt auf eine rasche Entscheidung, welche der beiden Varianten es nun werden soll.
Denn der Bahnhofsumbau in St. Pölten hat schon begonnen. Knoll rechnet damit, dass im Planungsausschuss, in
dem das Verkehrsministerium, Land Niederösterreich, die ÖBB und die NÖVOG vertreten sind, bereits
im April eine Vorentscheidung fallen wird. |