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Debatte um Eurofighter-Vertrag |
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erstellt am
10. 03. 06
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Pilz:
Platters Geheimhaltung ist illegal und stellt Verfassungsbruch dar
Wien (grüne) - Schwere Geschütze fährt der Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz
gegen Verteidigungsminister Günther Platter wegen dessen Weigerung auf, den Eurofighter-Vertrag vor dem Nationalrat
offen zu legen. Der Grüne Abgeordnete forderte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag (09. 03.) die
sofortige Offenlegung des Vertrages und drohte dem Minister andernfalls mit einer Ministeranklage. Die von Platter
vorgebrachten Argumente, wonach der Abfangjäger-Deal der Geheimhaltung unterliege, bezeichnete Pilz als "juristischen
Unsinn".
Platters Begründung, wonach der Vertrag kaufmännische Bestimmungen enthalte, deren "Geheimhaltung
im Interesse des Vertragspartners" liege, sei "rechtlich nicht haltbar", sagte Pilz. Es sei zwar
möglich, spezielle militärische Informationen (NATO-Spezifikationen) von der Veröffentlichung auszunehmen,
die Geheimhaltung des gesamten Vertrags stelle aber "einen Bruch der Bundesverfassung dar", so der Grüne.
Eine Offenlegung vor dem Parlament sei auch international durchaus üblich, erklärte Pilz mit Verweis
auf Rumänien, wo die Regierung einen Deal mit dem Eurofighter-Bauer EADS über ein eine Mrd. Euro teures
Grenzsicherungssystem dem Nationalrat vorgelegt habe. Dies sei auch in anderen europäischen Staaten sowie
in den USA gang und gäbe, die "einzige große Ausnahme" sei Österreich. Das liege aber
nicht an der unterschiedlichen Gesetzeslage, sondern am "verfassungswidrigen Verhalten" des Ministers,
"den ich persönlich sehr schätze", sagte Pilz.
Das Verteidigungsministerium, das Finanzministerium, der Rechnungshof, das Wirtschaftsministerium, die Plattform
für Gegengeschäfte, das deutsche Verteidigungsministerium und die Lieferanten kennen den Vertrag, nur
der Nationalrat solle "kalt ausgeschaltet" werden. Dabei sei es Aufgabe des Parlaments, Bundesbeschaffungen
zu kontrollieren, empörte sich Pilz, der den Verfassungsexperten Heinz Mayer mit der Erstellung einer Expertise
zu diesem Thema beauftragt habe.
Der Grüne fordert nun die "sofortige Einberufung des Rechnungshofausschusses", der mittels Verfassungsgutachten
die Aushändigung des Vertrages erzwingen soll. Sollte Platter dem "Rechnungshofausschuss den Vertrag
weiter vorenthalten, bereitet der Grüne Klub eine Ministeranklage vor", drohte Pilz.
Von den "sozialdemokratischen Umfallspezialisten" forderte der Grüne wiederum eine Garantie für
den Ausstieg aus dem Abfangjäger-Vertrag bei etwaigen Regierungsverhandlungen nach der Nationalratswahl im
Herbst. Er glaube den Lippenbekenntnissen der SPÖ nämlich nicht, meinte Pilz mit Verweis auf den Salzburger
Bürgermeister Heinz Schaden, der gestern die Anschaffung der Flieger verteidigte und sich gegen einen Ausstieg
aus dem Vertrag aussprach. Pilz verlangte daher ein "verbindliches Bekenntnis der SPÖ".
Nachdem die Eurofighter GesmbH die "versprochenen Flugzeuge nicht zum vereinbarten Termin liefern kann",
könne Österreich ohne Kosten aus dem Vertrag aussteigen, so Pilz, der nicht verstehe, "warum ÖVP-Minister
an einem Vertrag kleben" bei dem sie Mercedes zahlen, aber "Lada mit einem Mercedes-Stern" bekommen.
Man müsste wahrscheinlich "in der Büchern der Industriellenvereinigung nachschauen", meinte
Pilz. (apa) |
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Gaal: ÖVP betreibt Versteckspiel um Eurofighter-Kaufvertrag
Wien (sk) - Die Aussagen der ÖVP zum Eurofighter-Deal tragen aus Sicht von SPÖ-Wehrsprecher
Anton Gaal "rein gar nichts zur Aufklärung der Ungereimtheiten und Widersprüche rund um die größte
Beschaffungsaktion der Zweiten Republik bei". Die ÖVP betreibe ein Versteckspiel und erkläre den
Kaufvertrag zur Geheimsache, statt auf Transparenz zu setzen. "Dabei haben die österreichischen Steuerzahler
ein Recht darauf zu erfahren, was die Regierung Schüssel mit ihrem Geld vor hat", so Gaal am Donnerstag
(09. 03.) gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.
In seiner heutigen Aussendung habe sich ÖVP-Wehrsprecher Murauer wieder um klare Worte herumgeschwindelt.
Der Rückzug auf "militärische Geheimhaltung" und "kaufmännische Teile" sei unglaubwürdig,
so Gaal. Es gehe nur darum, die Details des Rücktrittsrechts und die damit verbundenen Kosten offen zu legen.
"Solange das nicht passiert, darf sich die ÖVP nicht wundern, wenn Verdacht geschöpft wird und die
Menschen glauben, dass sich die Regierung von der Herstellerfirma über den Tisch ziehen hat lassen",
so der SPÖ-Wehrsprecher.
Die Geheimhaltung der Regierung sei auch damit zu erklären, dass sie die Entscheidung für den Eurofighter
zugunsten von EADS und zu Lasten der Steuerzahler getroffen habe, indem sie die Ausschreibungskriterien nicht erfüllt
habe. Außerdem habe die Milliarden-teure Kampfbomber-Beschaffung nichts mit Luftraumüberwachung zu tun
und sei sicherheitspolitisch nicht notwendig. "Niemand braucht Kampfbomber", so Gaal, der abschließend
festhielt: "Die Regierung hat etwas bestellt, das es nicht gibt und etwas gekauft, das sie nie bekommen wird." |
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Gahr zu Pilz: Forderung nach Vertragsoffenlegung ein alter Hut
Wien (övp-pk) - Die Forderung nach der Offenlegung des Eurofighter-Kaufvertrages ist wie das
Aufwärmen einer alten Suppe, reagierte ÖVP-Rechnungshofsprecher Hermann Gahr am Donnerstag (09. 03.)
auf die Forderungen der Opposition. "Die Aussagen des Bundesministers für Landesverteidigung, Günther
Platter, und Generalmajor Erich Wolf waren stets klar: Die technischen Bestimmungen des Vertrages, deren Geheimhaltung
im Interesse der umfassenden Landesverteidigung geboten ist, und die kaufmännischen Bestimmungen, deren Geheimhaltung
im Interesse des Vertragspartners ist, werden nicht veröffentlicht. Bereits im Jahr 1987 wurde feststellt,
dass die Offenlegung des Kaufvertrages von Luftraumüberwachungsflugzeugen nicht erforderlich ist. Die regelmäßig
aufgestellte Forderung des grünen Sicherheitssprechers wird dadurch auch nicht seriöser", so Gahr.
Der Eurofighter-Kaufvertrag wurde vom Rechnungshof überprüft. "Insgesamt hat sich der Rechnungshof
bereits drei Mal mit der Beschaffung der Luftraumüberwachungsflugzeuge beschäftigt. Der Rechnungshof
hat bislang kein einziges Mal von "juristischem Unsinn" beziehungsweise von "Verfassungsbruch"
gesprochen. Der Vorwurf der Opposition ist daher für mich völlig unverständlich und kann nur auf
reinen Populismus zurückgeführt werden", erklärte der ÖVP-Rechnungshofsprecher.
Pilz'scher Populismus wieder einmal nicht zu überbieten
Die Argumente für die Vertragsoffenlegung des grünen Sicherheitssprechers nehmen bereits besorgniserregende
Ausmaße an. Gahr führte aus: "Hier wird zum Beispiel das Grenzsicherungssystem in Rumänien
mit der Luftraumsicherheit in Österreich verglichen. Zwischen zwei komplett unterschiedlichen Bereichen in
einem europäischen Großkonzern werden hier Verbindungen gesehen und daraus Schlussfolgerungen gezogen.
"Pilz ein Rot-Grün Befürworter?
Der ÖVP-Abgeordnete gab sich abschließend über die koalitionären Neigungen des grünen
Politikers überrascht: "Anscheinend wird hier der Wunsch nach einer Rot-Grünen Koalition immer stärker.
Anders ist der Forderung des Abgeordneten Pilz, sofort einen gemeinsamen Vertrag der Rot-Grünen Parteispitzen
zu unterzeichnen, die die weitere Vorgangsweise in der Causa Eurofighter nach der Nationalratswahl festlegen soll,
nicht zu erklären!" |
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Generalmajor Wolf: "Vertrag wird eingehalten"
Luftstreitkräftechef entgegnet Eurofighter-Bericht im News
Wien (bmlv) - Der Chef der Österreichischen Luftstreitkräfte, Generalmajor Erich Wolf reagiert
am Donnerstag (09. 03.) entschieden auf den Eurofighter-Artikel im aktuellen News: "Österreich bekommt
jene Eurofighter, die vertraglich vereinbart wurden. Der Vertragstext sieht vor, dass falls die Eurofighter zum
fixierten Auslieferungszeitpunkt nicht in der Version der zweiten Tranche verfügbar sind, Eurofighter der
aktuellsten Version zur Auslieferung stehen. Dies betrifft die ersten sechs Eurofighter für Österreich.
Es handelt sich dabei um fabriksneue Eurofighter, welche auf Kosten der EF GmbH auf die Version Tranche 2 nachgerüstet
werden. Hier existiert ein Vertrag, an den sich beide Vertragspartner halten werden.
Darüber hinaus wird Österreich die bestellten Fähigkeiten (Luft-Luft-Fähigkeit) zur Wahrnehmung
der Luftraumüberwachung in vollem Umfang erhalten.
Derzeit wurden von Seiten der Eurofighter GmbH bereits 78 Eurofighter an Italien, Großbritannien, Deutschland
und Spanien ausgeliefert, damit wurden insgesamt bereits über 7000 Flugstunden im operativen Betrieb absolviert.
45 Maschinen befinden sich in Endmontage. Italien demonstrierte bei den heurigen Olympischen Winterspielen in Turin
die volle Einsatzbereitschaft des Eurofighters.
Zur Frage der Vertragsoffenlegung, hat das Verteidigungsministerium wiederholt festgestellt: Der Vertrag enthält
technische Bestimmungen, deren Geheimhaltung im Interesse der umfassenden Landesverteidigung geboten ist, ich verweise
hier auf Art. 20 Abs. 3 des Bundes- Verfassungsgesetzes. Weiters enthält der Vertrag kaufmännische Bestimmungen,
deren Geheimhaltung im Interesse der Vertragspartner ist.
Aus diesen Gründen wurde noch nie ein militärischer Beschaffungsvertrag offen gelegt.
Bereits im Jahre 1987 gab es eine derartige Diskussion. Damals wurde im Unterausschuss, der zum Thema der Draken-Nachfolge
installiert wurde, ebenfalls eine Vertragsoffenlegung verlangt. Diese Diskussion führte zu einer Stellungnahme
des Verfassungsdienstes, der festgehalten hat, dass aufgrund der Amtsverschwiegenheits-Bestimmungen der Vertrag
nicht offen gelegt werden kann. Ich darf daran erinnern, dass der damalige Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzky geheissen
hat. Das, was damals gegolten hat, wird auch heute noch gelten.
Die österreichischen Luftstreitkräfte freuen sich über die Anerkennung und Unterstützung des
Salzburger Bürgermeisters, der sich erst heute wieder klar zur aktiven Luftraumüberwachung ausgesprochen
hat", so Wolf abschließend. |
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Wir übernehmen hier Stellungnahmen
aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion
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