Salzburg ein Museumsstandort europäischen Zuschnitts  

erstellt am
10. 03. 06

Haslauer: Drei Generalthemen - drei zentrale Gebäude - die Neuordnung ist eine historische Chance für Salzburg
Salzburg (lk) - Salzburgs Museumslandschaft steht vor richtungweisenden Veränderungen. "Mein Ziel ist es, Salzburg zu einem Museumsstandort europäischer Dimension zu machen", stellte Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer am Freitag (10. 03.) bei einem Informationsgespräch anlässlich der Vorstellung des Museumsleitplanes fest. Zentrales Anliegen ist es, die Kunst- und Kulturschätze Salzburgs noch attraktiver für die Besucher aber auch für die Salzburger selber in Szene zu setzen. Haslauers Museumsleitplan enthält sowohl kurzfristig zu erreichende Ziele als auch langfristig zu planende Schritte. "Relativ rasch könnte man die inhaltliche Neuausrichtung auf der Festung bewerkstelligen", sagte Haslauer. Das Herzstück aber ist die Öffnung der Dombögen. Der einzigartige Museumsrundgang führt von der Alten Residenz mit ihren Prunkräumen und der Residenzgalerie über die derzeit nicht zugänglichen Dombögen ins Dommuseum und gewährt dabei beeindruckende Einblicke in den Dom und führt weiter über den "Langen Gang" der Erzabtei St. Peter und den Wallistrakt der Universität Salzburg bis in das Wolf-Dietrich-Oratorium der Franziskanerkirche und zurück in die Residenz. "Die äußere Einheit wird nun durch die innere ergänzt – ein großer Schritt für Salzburg als Kulturstandort", so Haslauer.

Erstellt wurde der Museumsleitplan im Auftrag von Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer vom international renommierten Museums- und Kulturexperten Dr. Dieter Bogner. Integriert sind u.a. das Salzburger Museum Carolino Augusteum (SMCA), die Residenzgalerie, das Barockmuseum, die Residenzprunkräume, die Festung Hohensalzburg, das Salzburger Freilichtmuseum, das Dommuseum sowie das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg bzw. im Rupertinum. Der weit mehr als 100 Seiten umfassende Rohentwurf der Studie enthält eine Situationsanalyse, ein Inhaltskonzept und Vorschläge für den Ausbau der technischen und räumlichen Infrastruktur. Vermittelt werden Geschichte und Kultur Salzburgs durch eine Trilogie: drei Themen – drei zentrale Gebäude:

1. "Salzburgs Aufstieg zur Macht" – die Festung Hohensalzburg – bis Fürsterzbischof Leonhard v. Keutschach
2. "Himmel und Erde in einer Hand" – Residenz- und Domkomplex – bis Fürsterzbischof Coloredo
3. "Mythos Salzburg" – Neue Residenz – die Entwicklung Salzburgs als Stadt seiner Bürger

"Das museale Erscheinungsbild der Kulturstadt Salzburg soll nach außen hin als ein Guss zu erkennen sein. Diese Trilogie ist in ihrer Komplexität und Dichte einzigartig in Europa", erklärte Haslauer. "Das neue Museumskonzept besticht durch seine klare Struktur, die enorme The-menvielfalt, die leichte Zugänglichkeit sowie durch die Tatsache, dass die Strahlkraft der erwähnten Museen durch das Zusammenspiel gesteigert wird. Die Stärken und Schwächen des Museumsstandorts Salzburg liegen nun klar auf dem Tisch, jetzt gilt es zu handeln und die Chancen für die Zukunft zu ergreifen. Das mit dem Museum der Moderne und der Neugestaltung des SMCA begonnene Modernisierungsprogramm wird durch das Museumskonzept vollendet", beschreibt Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer seine Vision von der Zukunft der Salzburger Museen.

1. "Salzburgs Aufstieg zur Macht" – die Festung Hohensalzburg
Die Festung Hohensalzburg wird jährlich von 800.000 bis 900.000 Gästen besucht. Die Mittel-alterbestände des SMCA sollen hier spannend und in einer Weise in Szene gesetzt werden, die dem internationalen Ruf Salzburgs als Kulturstadt gerecht wird. Unter dem Motto "Salzburgs Aufstieg zur Macht" zeigen SMCA und die Festung gemeinsam Salzburgs Werdegang vom Hl. Rupert zu Leonhard v. Keutschach. "Die Festung Hohensalzburg repräsentiert wie kein anderes Gebäude den früh- und hochmittelalterlichen Aufstieg der Stadt und des Landes zu einem religiösen Zentrum sowie zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor in Mitteleuropa", erklärte Dr. Dieter Bogner, Verfasser der Studie. Hier kommt klar zur Geltung wie "weltlich" die Macht der Fürsterzbischöfe ausgerichtet war. Dieser Aspekt soll in Zukunft durch die Ausstellungsstücke noch besser herausgearbeitet werden.

2. "Himmel und Erde in einer Hand"– Residenz- und Domkomplex
Den zweiten Schwerpunkt bildet der Residenz- und Domkomplex. Unter dem Motto "Himmel und Erde in einer Hand" entsteht im Herzen Salzburgs ein Museumskomplex von europäischer Dimension. "Es ist klar, dass eine große Lösung auch eine große Herausforderung darstellt. Die Aufgabe ist innerhalb eines Gesamtkonzepts unter Einsatz aller Kräfte zu lösen. Die trennenden Mauern werden niedergerissen, verschlossene Türen aufgestoßen. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile", erklärte Haslauer.

Der Haslauer-Plan sieht eine Verbindung von Alter Residenz mit ihren Prunkräumen, der Residenzgalerie, den Dombögen und des Dommuseums vor, die sich über den "Langen Gang" des Stifts St. Peter, den Wallistrakt der Universität Salzburg und bisher nicht zugängliche Teile der Franziskanerkirche erstreckt. "Dadurch wird es möglich, die Verbindung von weltlicher und geistlicher Macht in der Geschichte Salzburgs eindrucksvoll zu verdeutlichen." Das alles wird in einem bisher nicht möglichen abwechslungsreichen Rundgang zu erleben sein. "Ich freue mich, dass den Besuchern zahlreiche neue Perspektiven und Einblicke in die Stadt gegeben werden können, wie sie bisher noch nicht möglich waren. Ich bin davon überzeugt, dass den Besuchern ein höchst attraktiver Museumskomplex von europäischer Dimension geboten wird", erklärte Haslauer, der darauf hinweist, dass es dazu noch intensivere Gespräche und der Ausarbeitung von Lösungsmodellen unter Einbindung aller politischer und kultureller Kräfte bedarf.

"Wenn es gelingt, die Räume hinter den weltberühmten barocken Fassaden mit kulturell bedeutendem Inhalt und Kunstwerken zu füllen und diese ungehobenen baulichen Schätze den Salzburgerinnen und Salzburgern sowie einem möglichst internationalem Publikum zugänglich zu machen, verfügt Salzburg über einen höchst attraktiven Museumsstandort von europäischer Dimension. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Salzburg verfügt dann über museale Bedingungen, wie sie in Europa einzigartig sind", sagt Kulturhistoriker Dieter Bogner. Salzburg verfüge dann über einen Museumskomplex, der den Vergleich mit den großen Europäischen Residenzmuseen nicht zu scheuen brauche.

3. "Mythos Salzburg" – Neue Residenz
Das dritte museale Standbein steht unter dem Motto "Mythos Salzburg". "Das Salzburger Museum in der Neuen Residenz beschreibt den Weg von der Aufklärung zur Verklärung. Es ist das Bindeglied vom Ende der staatlichen Selbständigkeit Salzburgs in die Gegenwart.", sagte Haslauer.
Dargestellt werde, so Bogner, der Übergang von einem absolutistischen Regime in die Bürgergesellschaft. In der Zeit der Romantik erst habe der Mythos Salzburg von der "barocken Stadt" zu wachsen begonnen, wie er heute noch gepflegt werde. Das Ende des Fürsterzbistums wird ebenso thematisiert wie jene Zeit, in der die Bürger Salzburgs die Geschicke "ihrer" Stadt und "ihres" Landes selber in die Hand genommen haben. Das sei ein besonders interessantes Spannungsfeld zwischen Nostalgie und Aufbruch, betonte Dr. Bogner.

"Die heurige Mozart-Ausstellung ist erst der Anfang und zeigt schon sehr gut, in welche Richtung wir gehen: In der Neuen Residenz werden auch sehr persönlich gestaltete Sonderausstellungen zu sehen sein, die den Alltag vergangener Zeiten beschreiben und die Brücke in die Gegenwart schlagen", sagte Haslauer. Dieser Teil des Konzepts befindet sich bereits in Umsetzung. Unter "Salzburg persönlich" widmet sich ein ganzes Stockwerk in wechselnden Präsentationen prominenten Salzburgern, dem Handwerk, der Lebensweise, und insbesondere Themen der Sozialgeschichte.

Barockes Lebensgefühl – "Barocke Lust"
"Der Mirabellgarten ist einer der Lieblingsorte der Salzburger. Mit dem Barockmuseum verfügen wir Salzburger über einen ganz außergewöhnlichen Ort, der in unserem Plan aufgewertet und durch die Verbindung mit der Orangerie als "Besucherzentrum Mirabellgarten" ergänzt wird. Er wird zu einer Einheit. Der Garten dazwischen verfügt über eine geradezu magische Atmosphäre, die durch die richtige Inszenierung zu einer Perle Salzburgs wird. Darauf freue ich mich ganz besonders", sagte Haslauer. "Kunst, Veranstaltungen und barockes Gartenjuwel – eine Perle Salzburgs unter dem Motto Barocke Lust".

Barockgärten werden in ganz Europa wieder entdeckt und mit großem finanziellem Aufwand wieder hergestellt. "Wir haben den prachtvollen Mirabellgarten, der mitten in der Stadt liegt und vom Stadtgartenamt in wunderbarer Weise gestaltet wird. Das Barockmuseum muss nun baulich geöffnet, heller und freundlicher werden. Der Garten hinüber zur Orangerie soll das Zentrum dieser barocken Inszenierung werden, ein Juwel", so Haslauer.
     
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