Umweltminister Pröll: Alternative Kraftstoffe verringern CO2-Emissionen und Abhängigkeit
vom Öl
Brüssel (bmlfuw) - Um in Zukunft die Umweltbelastungen des Straßenverkehrs zu verringern,
will die EU Schritte in Richtung Nachhaltigkeit setzen. In den beiden Mitteilungen der EU-Kommission zum "Biomasse
Aktionsplan" und zur "EU Strategie für Biokraftstoffe" wird eine weitere Forcierung der Biokraftstoffe
der ersten Generation vorgeschlagen. Gleichzeitig soll die Entwicklung von Biokraftstoffen der zweiten Generation
vorangetrieben werden. "Die Österreichische Präsidentschaft begrüßt diese Vorschläge,
insbesondere auch der Forcierung von Biokraftstoffen der zweiten Generation", erklärt Umweltminister
Josef Pröll bei der Konferenz über Synthetische Treibstoffe in Brüssel.
"Im Zusammenhang mit synthetischen Kraftstoffen liegt die umweltpolitische Priorität vor allem auf Grund
des Kyoto-Ziels eindeutig auf der Entwicklung von Biomasse als Rohstoff für synthetische Kraftstoffe und nicht
auf den Ausgangsprodukten Erdgas oder gar Kohle", erklärt Pröll. Wie stark die Belastungen des Straßenverkehrs
tatsächlich sind, zeigen die Zahlen: In der EU werden 21 Prozent der Treibhausgase durch den Transportsektor
verursacht. Auch bei den Stickoxiden ist der Straßenverkehr mit 46 Prozent aller von Menschen verursachten
Stickoxiden Emissionen verantwortlich. Dazu kommt es vor allem in den Ballungsräumen zu einem erheblichen
Anstieg von Feinstaubemissionen. "Klimaschutz und saubere Luft zählen daher zu den umweltpolitisch relevanten
Themen, die im Rahmen der österreichischen Präsidentschaft vorrangig behandelt werden", betont Pröll.
"Für einen nachhaltig umweltverträglichen Verkehr sind Maßnahmen auf drei Ebenen erforderlich",
so Minister Pröll. Dazu gehören technologische Verbesserungen der Fahrzeuge und der Treibstoffe, um sauberer
und energieeffizienter zu werden. Hinzu komme noch die Forcierung von Mobilitätsmanagement zur Effizienzsteigerung
im Verkehr sowie bewusstseinsbildende Maßnahmen für eine umweltorientierte Verkehrsmittelwahl und einen
spritsparenden Umgang mit den Kraftfahrzeugen. Fast der gesamte Energiebedarf im Verkehrssektor wird durch Erdöl
gedeckt. Nach einer Fessl/GFK-Studie rechnet der überwiegende Großteil der Bevölkerung damit, dass
Öl und Erdgas sich in den kommenden Jahren extrem verteuern werden. Im Weißbuch "Europäische
Verkehrspolitik bis 2010: Weichenstellung für die Zukunft" wird gefordert, die Abhängigkeit von
fossilen Brennstoffen zu reduzieren. "Biokraftstoffe können in diesen Zusammenhang eine bedeutende Rolle
für Europa übernehmen", so Pröll. Neben der Richtlinie zur Förderung von Biokraftstoffen
werden derzeit unter der österreichischen Präsidentschaft die Mitteilungen der Kommission zum Biomasse
Aktionsplan sowie die der Kommission "EU-Strategie für Biokraftstoffe" behandelt.
"Österreich hat hier bereits eine Vorreiterrolle in der EU. Bei uns gilt seit 1.10.2005 eine Substitutionsverpflichtung
von 2,5 Prozent der in Verkehr gebrachten Menge an Diesel und Benzin durch Biokraftstoffe, die sich 2007 auf 4,3
Prozent erhöht und bereits 2008, zwei Jahre früher als von der EU gefordert, den Zielwert von 5,75 Prozent
erreicht", führt der Minister aus. Österreich zähle damit gemeinsam mit Schweden zu den Vorreitern
in der EU 25.
"Die Lignozellulose-Verarbeitung oder auch Biomass-to-liquid (BTL) als synthetischer Kraftstoff der zweiten
Generation, ist sicher eine interessante Option für die Zukunft, natürlich unter der Voraussetzung einer
nachhaltigen Produktion und unter Bedachtnahme auf die gesicherten Einhaltung von strengen Abgasstandards",
erklärt Pröll. Hinsichtlich der BTL-Nutzung gebe es derzeit einige Versuchsanlagen, die großtechnische
Produktion werde jedoch noch absehbare Zeit dauern. "Auch für die Anforderungen an die Qualität
der Biomasse zur Produktion von BTL gibt es derzeit noch keine klaren Richtlinien", erklärt der Minister.
Aus den genannten Gründen werde klar, dass BTL frühestens als mittelfristige Option auf dem Kraftstoffmarkt
zur Verfügung stehen wird und die Anstrengungen zur Förderung der Biokraftstoffe der ersten Generation
zum heutigen Zeitpunkt nicht nachlassen dürfen, um die hochgesteckten Ziele erreichen zu können.
"Nachhaltige langfristige Verbesserungen im Verkehrsbereich in Bezug auf die entstehenden Emissionen sind
jedoch nur durch eine enge Verknüpfung von technologischen Verbesserungen von Antrieben und Kraftstoffe mit
einer Forcierung von Mobilitätsmanagement und begleitenden bewußtseinsbildenden Maßnahmen zu erreichen,
da die Vorteile technologischer Entwicklungen grundsätzlich nur dann umgesetzt werden können, wenn diese
verantwortungsvoll und bewusst verwendet werden", argumentiert Pröll. Das Ziel der europäischen
Anstrengungen müsse daher auch darin bestehen, den Verkehr in Europa effizienter zu gestalten, Transportvorgänge
zu rationalisieren und die Verkehrsnachfrage mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln abzuwickeln. |