St. Pölten (nöwpd) - Für die Errichtung einer eigenen Autobahn-Anschlußstelle Sankt
Pölten-West, Pielachtal-Sierningtal wollen die Wirtschaft und die große Mehrheit der Bürgermeister
aus der Region im Südwesten von St. Pölten gemeinsam politischen Druck erzeugen. Diskutiert wird das
Projekt schon seit den frühen 90er Jahren. Jetzt sehen die regionalen Entscheidungsträger "ein Zeitfenster”
für die Realisierung. Der neue Autobahn- Anschluss soll auch eine Anknüpfungspunkt an die geplante Nord-West-Umfahrung
der Landeshauptstadt werden.
Unter den Proponenten des Projekts mit dabei Hans-Jörg Schelling, Vizepräsident der Wirtschaftskammer
Österreich. "Standortentscheidungen von Unternehmen werden nur einmal getroffen”, sagt er im Gespräch
mit dem NÖ Wirtschaftspressedienst. Daher sei eine rasche Entscheidung für den Ausbau dieses Verkehrsweges
wichtig. "Die Geschichte hat uns gezeigt, dass wesentliche Entwicklungen immer entlang attraktiver Verkehrswege
stattgefunden haben”, so Schelling. Die Anbindung an höchstrangige Wege sei heute ein unverzichtbares Wachstumspotential.
Landtagsabgeordneter Martin Michalitsch bestätigte in Vertretung von Niederösterreichs Verkehrsplaner
Prof. Friedrich Zibuschka bei einem öffentlichen Forum in Völlerndorf, dass auch das Land erkannt habe,
dass zwischen St. Pölten-Süd und Loosdorf "noch etwas fehlt”. Vorgesehen sei eine Spange zwischen
der B 39 durchs Pielachtal über die A1 bis zur B1 westlich von St. Pölten.
Doch hier gibt es schon die ersten Knackpunkte. Die Landesplaner präferieren eine Route nordöstlich von
Obergrafendorf, "um eine ökologisch heikle Pielach-Querung zu vermeiden”, wie Michalitsch Zibuschka zitierte.
Dem hält Obergrafendorfs Bürgermeister Karl Vogl entgegen, dass in diesem Fall seine Gemeinde auch künftig
den wachsenden Verkehr aus dem Texing- und Sierningtal "schlucken” müsste. "Da ist mittlerweile
auch viel Fernverkehr dabei”, meint er und plädiert für eine Umfahrung westlich von Obergrafendorf.
Eine Reihe von Politikern aus der Region hat dagegen andere Bedenken. "Wenn so viel Geld in das Straßenprojekt
investiert wird, wird es dann auch noch Mittel für die Attraktivierung der Mariazellerbahn geben?” will Bürgermeister
Kurt Wittmann aus Rabenstein wissen. Michalitsch beruhigt in dieser Frage: "Das sind zwei Projekte, die finanziell
nichts miteinander zu tun haben”. Das Straßenprojekt müsse ohnehin zuvor ein UVP-Verfahren in Bezug
auf seine Umweltverträglichkeit durchlaufen. Selbst im optimalen Fall sei mit einer Vorlaufzeit von drei Jahren
zu rechnen.
In der Zwischenzeit, mahnen Schelling und Wirtschaftskammer-Bezirksobmann Norbert Fidler, sei es auch sinnvoll,
sich über gemeindeübergreifende Betriebsansiedlungsgebiete den Kopf zu zerbrechen, denn "Wirtschaftsräume
entstehen nicht punktuell”. In Sachen Ansiedlungskonzepte müsse man auch an die Kopal-Kaserne in St. Pölten
denken, mahnt St. Pöltens Bürgermeister Stadler. Für dieses 27 ha große Areal sei eine Verkehrserschließung
in Richtung Westen sehr wichtig, denn: "Eine Erschließung nach Osten würde nur den jetzt schon
drohenden Verkehrskollaps auf der B 20 verschärfen.” (au) |