Wien (bmbwk) - Europas Bildungssysteme und -einrichtungen sehen sich heute mit der Notwendigkeit konfrontiert
wettbewerbsfähig zu sein, um in einer globalisierten Gesellschaft kooperieren zu können. Ebenso sollten
sie dazu beitragen, eine von sozialem Zusammenhalt getragene Wissensgesellschaft aufzubauen.
Im Jahr 2005 unterstrichen die EU-Bildungsminister/innen im Rahmen des Neustarts der Lissabonner Strategie die
Notwendigkeit einer qualitativ hochwertigen Bildung und Ausbildung, um den Anforderungen der Lissabon Ziele und
der Wettbewerbsfähigkeit Europas gerecht werden zu können: „Eine qualitativ bessere Schulbildung und
Ausbildung tragen auch zu einem dauerhaften Wirtschaftswachstum, zum sozialen Zusammenhalt und zu mehr und besseren
Arbeitsplätzen bei“ .
In Einklang mit dem vom österreichischen EU-Vorsitz gewählten Schwerpunktthema „Bildungsqualität“
und der Tradition regelmäßiger Treffen auf Ministerebene seit 1997, erörterte die IX. Konferenz
der europäischen Bildungsminister/innen die Ausweitung des europäischen Bildungsraumes auf die Länder
des westlichen Balkans und suchte nach Möglichkeiten, das Bildungswesen durch einen größeren Beitrag
zum Neustart der Lissabon-Agenda für Wachstum, Beschäftigung und vermehrten sozialen Zusammenhalt in
Europa zu stärken.
Die Hauptthemen waren die laufende Einbindung der Länder des westlichen Balkans in den europäischen Bildungsraum,
die Wichtigkeit der (europäischen und nationalen) Qualifikationsrahmen für Bildungsreformen in Hinblick
auf das lebenslange Lernen, sowie die Rolle der Universitäten als Schnittstelle zwischen Bildung, Forschung
und Innovation in der Reformagenda Südosteuropas.
Botschaften
Westlicher Balkan – Instrumente zur Ausweitung des europäischen Bildungsraumes
Die Minister/innen bezeichneten die Lissabonner Agenda als die maßgebliche Triebfeder für Reformen
im Bildungswesen, auch in den Ländern des westlichen Balkans. Der Prozess der Heranführung der Region
an den europäischen Bildungsraum sei voll im Gange, erfordere jedoch nachhaltige Unterstützung und Engagement
auf nationaler, regionaler und gemeinschaftlicher Ebene. Die Übernahme europäischer Standards im Bereich
der allgemeinen und beruflichen Bildung in den Ländern des westlichen Balkans ist wesentlich – insbesondere
für die europäische Perspektive der Region im Sinne der Deklaration von Thessaloniki aus 2003.
Die Teilnahme an Gemeinschaftsprogrammen wie Tempus und Erasmus Mundus „…bietet den westlichen Balkanländern
eine Gelegenheit, in der EU fest Fuß zu fassen…“ und fördert die europäische Dimension von Bildungsreformen.
Die Minister/innen begrüßten daher die Tatsache, dass das neue Bildungsprogramm für lebenslanges
Lernen 2007-2013 die Teilnahme der westlichen Balkanländer vorsieht und betonten erneut die vorrangige Bedeutung
von nationalem Engagement im Vorbereitungsprozess zur Teilnahme an den Programmen. Die Teilnahme der Länder
des westlichen Balkans am neuen Bildungsprogramm für lebenslanges Lernen 2007 - 2013 wird jedoch auch vom
zeitgerechten Vorhandensein gemeinschaftlicher Unterstützung abhängen, vor allem durch Expert/innenenwissen
und Zugang zu finanziellen Heranführungsinstrumenten.
Die Minister/innen würdigten ferner die bedeutende Rolle der European Training Foundation (ETF) im Hinblick
auf die Erweiterung des europäischen Bildungsraumes auf den westlichen Balkan, ebenso wie den Stellenwert
von regionaler Zusammenarbeit im Rahmen der Education Reform Initiative of South Eastern Europe (ERI SEE) und des
Stabilitätspaktes für Südosteuropa.
Europäischer Qualifikationsrahmen (EQF) / Nationale Qualifikationsrahmen (NQF)
Die Minister/innen verwiesen erneut auf den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQF), der maßgeblich
zur Stärkung von Transparenz, Übertragbarkeit und Anerkennung von Qualifikationen auf europäischer
Ebene beitragen kann und unterstrichen seine Rolle als Vermittler für Reformen zur Förderung des lebenslangen
Lernens in einem erweiterten europäischen Bildungsraum. Instrumente wie etwa EUROPASS sollten zur Unterstützung
der praktischen Umsetzung eingesetzt werden.
Die EQF-Initiative bietet ein starkes Bindeglied in der Zusammenarbeit zwischen der Region und der EU durch die
intensiven Diskussionen über nationale Qualifikationsrahmen und EQF, welche auch in den meisten Ländern
des westlichen Balkans geführt werden. Die Bemühungen in der Region bedürfen der Unterstützung,
unter anderem durch peer-learning Aktivitäten auf EU-Ebene, durch die Schaffung von Expert/innenwissen durch
europäische Institutionen wie der „European Training Foundation“ (ETF) sowie durch Netze für regionale
Zusammenarbeit wie die „Education Reform Initiative“ (ERI SEE).
Hochschulbildung
Die Minister/innen vertreten das gemeinsame Ziel der Schaffung eines europäischen Hochschul- und Forschungsraumes
sowie der Unterstützung der Hauptvoraussetzungen der Lissabonstrategie, dass europäische Wissensgesellschaften
und wissensbasierte Wirtschaftssysteme nur durch starke und sozial verantwortungsvolle Hochschuleinrichtungen verwirklicht
werden können. Im Wissensdreieck von Bildung, Forschung und Innovation spielen Universitäten eine besondere
Rolle bei der Förderung europäischer Standards in der Bildung und Ausbildung, besonders in den westlichen
Balkanländern.
Die Implementierung der Bologna-Ziele, die Teilnahme der Hochschuleinrichtungen an den neuen Gemeinschaftsprogrammen
und die Einbindung in den Europäischen Forschungsraum (z.B. mit Unterstützung des SEE ERA NET) sind für
die Hochschuleinrichtungen der Westbalkanregion grundlegend.
Die Minister/innen unterstrichen in diesem Zusammenhang die Bedeutung der institutionellen und politischen Kooperation
und begrüßten die Botschaften der Universitäten der Region und die diesbezüglichen Initiativen
der European University Association (EUA).
Die Minister/innen begrüßten außerdem den Vorschlag der Europäischen Kommission, die bestehenden
Programme im Bereich der Hochschulbildung (Tempus und Erasmus Mundus) über 2006 hinaus fortzuführen.
Nachhaltigkeit
Die Minister/innen betonten die Notwendigkeit eines fortsetzenden umfassenden europäischen Dialogs über
aktuelle Fragen der europäischen Bildungspolitik, besonders in Hinblick auf die Ausweitung des europäischen
Bildungsraumes auf die Region des westlichen Balkans und für die Stärkung der Bildung in Europa im Lichte
der Lisabonner Strategie. Die Minister/innen begrüßten deshalb die Initiative der österreichischen
EU-Präsidentschaft, eine Konferenz der europäischen Bildungsminister/innen mit Brennpunkt auf den westlichen
Balkan auszurichten und regten zukünftige Vorsitzstaaten an, diesen Dialog auf Minister/innenebene fortzusetzen. |