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"Of Thee I Sing" (Wintergreen for President) |
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Europa-Premiere des George Gershwin-Musicals am Landestheater Linz Linz (landestheater) - "Wintergreen for President" - Für den Wahlkampf von Präsidentschaftskandidat John P. Wintergreen finden seine Berater ein ebenso simples wie prägnantes und daher die Massen begeisterndes Motto: die Liebe! "Jeder liebt die Liebe! Die ganze Welt liebt jemanden, der liebt!" Zwar verliebt sich Wintergreen allen Wahlkampfstrategien zum Trotz dann nicht in die zur "Miss White House" gekürte Diana Devereaux aus Lousiana, sondern in seine schlichte und backerfahrene Mitarbeiterin Mary Turner. Doch die Liebe siegt und lässt Wintergreen als strahlenden Gewinner aus der Wahl hervorgehen. Vor dem Kapitol schwört er Verfassung und Braut den Treueeid und zieht mit der frisch angetrauten First Lady ins Weiße Haus. Regieren könnte solch einen Spaß machen, wenn sich nicht dummerweise die geknickte Blume des Südens, Diana Devereaux, zurückmelden und auf ihr Recht als geprellte Gattin pochen würde. Zu allem Überfluss entpuppt sie sich auch noch als eine "illegitime Tochter eines illegitimen Sohnes eines illegitimen Neffen von Napoleon", was den französischen Botschafter auf den Plan ruft und zu allerlei bilateralen Verstimmungen und Regierungskrisen führt, die schließlich in einem Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten gipfeln. Am Ende erweist sich jedoch die amerikanische Verfassung auch für derartige Fälle gewappnet und bewahrt den angehenden Familienvater und sein Land vor einer kriegerischen Auseinandersetzung mit "la grande France". Nur kurze Zeit nach ihrem vor allem dem Amüsement verpflichteten Musical Girl Crazy (die Vorlage für das spätere Crazy For You) lieferten George Gershwin und sein Bruder Ira gemeinsam mit dem Autoren-Duo George Kaufman und Morrie Ryskin eine ebenso vergnügliche wie beißende Politiksatire: Of Thee I Sing (Uraufführung am 26. Dezember 1931 in New York). Verzichtete Girl Crazy zugunsten von Revueelementen und den Darstellern auf den Leib geschriebenen Glanznummern weiten Teils auf eine stringente und logische Handlungsführung (Mängel, die die Bearbeitung Crazy For You von 1992 auszumerzen versuchte), so zeichnet sich Of Thee I Sing gerade durch einen geistreichen, die Handlung stets temporeich vorantreibenden Plot aus, bei dem sich Dialoge und Musiknummern kongenial ergänzen. Die enge Verbindung von musikalischer Faktur und szenischer Aktion erreicht eine völlig neue Qualität der Gattung Musical, die dem Werk schließlich auch den Pulitzer-Preis bescherte. (Allerdings nur dem Buch von Kaufman und Ryskind, da der Pulitzer-Preis nur literarische, keine musikalischen Beiträge prämiert.) Dabei dient die Musik nicht nur berührenden Stimmungsmomenten, ihre Palette reicht - stets im Sinne der Satire - von Parodien herkömmlicher Wahlschlager in der Eröffnungsnummer "Wintergreen for President" über die Handlung vorantreibende, rezitativ geführte Passagen bis zu abwechslungsreich gestalteten Solo- und Ensemblenummern, die in einer spannungsgeladenen, erneut der Handlung dienenden Mischung oftmals zu größeren musikalischen Blöcken gruppiert werden. Der Titel gebende Song "Of Thee I Sing" ist gerade in seiner Mehrdeutigkeit charakteristisch für die geniale Verbindung von Emotion, Satire und szenischer Aktion, verweist er doch als öffentlich vorgetragene, zur Propaganda pervertierte Liebeserklärung auf die Verlogenheit der Politik und ihrer Vertreter, die zur Erreichung ihrer Ziele auch vor der Instrumentalisierung höchst privater Gefühle nicht zurückschrecken. "Of thee I sing, baby. Summer, autumn, winter, spring, baby. You're my silver lining, you're my sky of blue." Ira Gerswin, Of Thee I Sing "Liebe fegt durch die Straßen, weht durch Tür und durch Tor. Schau, die Leute erleben heute die Liebe wie niemals zuvor." Ira Gershwin, Of Thee I Sing "Of Thee I Sing" (Wintergreen for President) Musical in zwei Akten in deutscher Sprache Buch GEORGE S. KAUFMAN und MORRIE RYSKIND Liedtexte IRA GERSHWIN Musik GEORGE GERSHWIN Deutsch von ROMAN HINZE Inszenierung: Matthias Davids Musikalische Leitung: Marc Reibel Bühne: Marina Hellmann Kostüme: Judith Peter Choreographie: Melissa King Dramaturgie: Ulrich Lenz Mit Nicole Baumann (Mary Turner), Katharina Solzbacher (Diana Devereaux), Kati Farkas (Miss Benson), Eva-Maria Aichner (Führerin durchs Weiße Haus, Reinigungsfrau); Tobias Licht (John P. Wintergreen), Sven-Christian Habich (Alexander Throttlebottom), Günter Rainer (Matthew Arnols Fulton), Franz Binder (Botschafter von Frankreich), Joachim Rathke (Sam Jenkins), Georg Bonn (Louis Lippman), Vasilij Sotke (Francis X. Gilhooley), Leopold Köppl (Senator Robert E. Lyons), William Mason (Senator Carver C. Jones) Ballett, Chor und Extrachor des Landestheaters Linz Bruckner Orchester Linz Vorstellungen im März: 24., 26., 29. und 30. März 2006, um 19.30 Uhr im Großen Haus Matthias Davids (Regie) Matthias Davids gehört vor allem im Bereich Musical zu den gefragtesten Regisseuren im deutschsprachigen Raum und inszenierte zahlreiche Ur- und Erstaufführungen, zuletzt die Musicals Frendelaus und Piaf in Oslo sowie das Fußballmusical O4 - keiner kommt an Gott vorbei in Gelsenkirchen. Gastengagements führten ihn u.a. an das Staatstheater Saarbrücken, das Capitol Theater Düsseldorf, das Theater des Westens Berlin, das Nationaltheater Mannheim, nach St. Gallen und mit Anatevka an die Volksoper Wien. Seine Erstaufführung von Saturday Night Fever im Musical Dome Köln wurde mit dem Zuschauerpreis der ARD als "Bestes Musical 2000" ausgezeichnet. Auch mit Opern- und Operetteninszenierungen hat Matthias Davids sich einen Namen gemacht, so etwa mit Figaros Hochzeit in Münster oder Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny am Nationaltheater Mannheim. Am Landestheater Linz inszenierte er Orphée aux Enfers, La Bohème und die umjubelten Musical-Aufführungen von West Side Story und Crazy For You. Nicole Baumann (Mary Turner) erhielt bereits als Jugendliche den Förderpreis für Musik des Landes Rheinland-Pfalz. Nach dem Abitur ging sie zunächst an die Musikhochschule Detmold, um Schulmusik mit den Hauptfächern Gesang und Klavier zu studieren und sammelte dort erste Bühnenerfahrungen in Purcells Dido und Aeneas und einer Hanns Eisler Revue. Ihren Abschluss im Studiengang Musicaldarstellung machte sie an der Bayerischen Theaterakademie "August Everding" in München. Dort verkörperte sie u. a. die Susan in Company und die Claire in On The Town und wirkte auch in versch. Schauspielproduktionen wie z. B. Goldonis Krach in Chiozza mit. Neben dem Studium veranstaltete sie als Stipendiatin der Yehudi-Menuhin-Stiftung Musicalkonzerte, gehörte zum Tanzensemble von La Bohème bei den Bregenzer Festspielen und unterrichtete die Fächer Ensemble und Gesang an der Bayerischen Theaterakademie. In Hamburg spielte sie in der Großproduktion Titanic die Rolle der Caroline Neville, ging dann nach Aachen, um in Das gibt`s nur einmal von Ulf Dietrich eine der Hauptrollen (Anneliese Pichler) zu übernehmen und war auf den Sommerfestspielen in Xanten als Zeitel in Anatevka zu sehen. Zuletzt gastierte Nicole Baumann in der Rolle der Claire de Loone in Bernsteins On The Town von Leonard Bernstein und als Papagena in Mozarts Zauberflöte an der Kieler Oper. Kati Farkas (Miss Benson) Bereits während ihrer Ausbildung an der Hochschule für Schauspiel und Film in ihrer Heimatstadt Budapest wirkte Kati Farkas in zahlreichen Fernseh- und Theaterproduktionen wie Singin' In The Rain, Some Like It Hot, Jesus Christ Superstar, Hello Dolly oder Carousel mit. Danach wechselte sie zum Tanz- und Gesangsstudio des Theater an der Wien, wo sie eine Zusatzausbildung für den Bereich Musical absolvierte. Seit 1991 stand sie in diversen Produktionen auf der Bühne, u. a. als Bombie und Demeter in Cats (Zürich), Ashley in Starlight Express (Bochum), Rizzo in Grease (Capitol Theater Düsseldorf), Mme Thenardier in Les Miserables (Duisburg), Carmen in The Life (Kassel), Hunyak und Roxie in Chicago (Capitol Theater Düsseldorf), Mathilde in Die Schöne und das Biest (Labelle Prod.), Anita in West Side Story (Osnabrück). Auch im Backstage-Bereich hat sie Erfahrungen gesammelt, zum Beispiel bei den Bregenzer Festspielen (West Side Story), als Dance Captain bei Chicago (Capitol Theater Düsseldorf), Regieassistentin von Peter Zeug an der Folkwang Hochschule oder als Choreographische Mitarbeiterin bei der Christmas-Show 2002 im Konzerthaus Dormund neben Janez Samec. 2001 hat sie eine eigene CD mit dem Titel "summer? ... samba?? ..." produziert, und in ihrer Freizeit tritt sie mit ihrer Jazzband "mocca" auf. Zuletzt war sie als Charlotte in Babytalk (Eisenach) und als Miss Bell in Fame (Gelsenkirchen) zu sehen. Informationen: http://www.landestheater-linz.at |
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