Mozart-Ausstellung als "Wissens-Oper"  

erstellt am
17. 03. 06

Wien (rk) - Als Wissens-Oper sieht Ausstellungskurator Herbert Lachmayer die große Mozart-Ausstellung in der Albertina, die als offizieller Beitrag der Stadt Wien zum Mozart-Jahr, vom Da Ponte Institut produziert, Leben und Werk des Komponisten in Kontext zur Gesellschaft seiner Zeit zeigt. Über das höfisch-aristokratische Ambiente hinaus will die Schau diese Ära rasanter Veränderungen in ihren gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Entwicklungen darstellen, so Mozartjahr-Intendant Peter Marboe bei der Präsentation der Ausstellung am Donnerstag (16. 03.). Mit vielfältigen Bezügen zur Zeit und zur Mozart stelle die Albertina einen idealen Ort für die Schau dar, stellte Hausherr Klaus-Albrecht Schröder fest, der damit die "Übergabe" des Hauses für die Ausstellungsdauer vom 17. März bis 20. September ansprach.

Das komplexe Beziehungsgeflecht von Mozart, Wien und Europa wird in der Basteihalle der Albertina dargestellt, in der Pfeilerhalle begegnen die Besucher der Königin der Nacht und damit in Zusammenhang der Welt der Freimaurer, im anschließenden Studio wichtigen Sammlungen der Zeit, so der grafischen Sammlung des Begründers der Albertina, Herzog Albert von Sachsen-Teschen. Zeitgenössische Kunst unter dem Motto "Re-inviting Rokoko" mit dem die ganze Ausstellung begleitenden Teppich von Franz West und Rokoko-inspirierte Mode in den historischen Räumen komplettieren die von vom Architekturbüro KMT gestalteten Ausstellung, die das Bild Mozarts und seiner Zeit auch für die Zukunft mitformen soll, so Marboe.

Der zentrale Bereich der Ausstellung in der Basteihalle legt den Focus auf das urbane Europa dieser Jahre, das Mozart bereist hat und auf Wien als Wirkungsstätte seiner fruchtbarsten Jahre. Sein Leben und Schaffen, seine gesamte Sozialisation wird in Beziehung gestellt zur geistigen, kulturellen, und gesellschaftlichen Kreativität der Zeit, die mit der Aufklärung europäische Entwicklungen kommender Jahrzehnte initiierte, in Österreich etwa mit pragmatischen Auswirkungen wie mit der Wiener Medizinischen Schule, mit Reformen in der Verwaltung mit der Aufbau statistischer Daten . Die Lust an der Inszenierung des Rokoko, das spielerische Erfinden neuer Dinge, das sich als immer wiederkehrendes Thema in Kunst und Mode wieder findet, wird auch im Dialog mit der zeitgenössischen Bildenden Kunst, darunter mit Arbeiten von Klaus Pinter, der die Besucher mit dem Leit-Emblem der Montgolfiére einbegleitet, sowie von Eva Koethen, Günther Brus und Gelatin angesprochen. Modemacher wie John Galliano setzen heutige Statements zum Thema, Azzedine Alaia symbolisiert mit ihren Modearbeiten die ambivalente Stellung der Königin der Nacht, von der eine tour d'horizon zur geheimen Welt der Freimaurer führt.

Neben der grundlegenden Förderung durch die Stadt Wien wurde die Schau auch vom Bund und zahlreichen Sponsoren, darunter auch den Freimaurern ermöglicht. Projekte wie ein Filmprogramm im Filmmuseum und Ausstellungsprojekte im ZOOM Kindermuseum und im Jüdischen Museum, wo Da Ponte im Mittelpunkt steht, komplettieren das Angebot.

Die Schau ist täglich von 10 bis 18 Uhr, Mittwoch bis 21 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 10 Euro. Der umfangreiche Katalog kostet 29 Euro.
     
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