Wer? Wie? Wohin? - Fragen zur Reisetauglichkeit"  

erstellt am
17. 03. 06

11. Linzer Reisemedizinische Tagung am 18. März 2006
Linz (lk) - Mehr als 500.000 Österreicherinnen und Österreicher haben 2005 eine Auslandsreise unternommen. Der Trend zu fernen, oft exotischen Destinationen ist ungebrochen. Unter den Reisenden befinden sich immer mehr Menschen mit Grundleiden, die zu Hause und natürlich auch auf Reisen eine medizinische Behandlung erfordern. Auch steigt der Altersdurchschnitt der Reisenden kontinuierlich an.

Bei der 11. Linzer Reisemedizinischen Tagung am 18. März 2006 wird der "Reisetauglichkeit", d.h. der Beratung über sicheres Reisen auch im Falle höheren Alters oder eines oder mehrerer schwerer Leiden besonderes Augenmerk gewidmet.

Gesundheitsrisiken bei Fernreisen oft unterschätzt
"Dass Fernreisen auch Gesundheitsrisiken mit sich bringen können, wird leider immer noch oft unterschätzt", warnt Gesundheits-Landesrätin Dr. Silvia Stöger. "Auf Reisen sein bedeutet auch Stress und Belastung für den Körper: mehrstündige Flugreisen mit belastendem, extrem trockenem Bordklima und mangelnder Bewegungsfreiheit, Zeitumstellung und gestörter Biorhythmus (Jetlag), ungewohntes Klima, große Höhen, schlechtere hygienische Verhältnisse, am Urlaubsort vorkommende spezielle Krankheitserreger."

Besonders gefährdet können Personen mit chronischen Erkrankungen und Senioren sein, die häufig bereits an Grunderkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herzkrankheiten oder asthmatischen Beschwerden leiden. Landesrätin Dr. Stöger: "Im Alter nimmt generell die körperliche Leistungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit sowie die Immunabwehr ab, Krankheiten können gefährlicher verlaufen. Bereits bestehende chronische Erkrankungen, die zu Hause mit Medikamenten gut eingestellt sind, können durch die Belastung der Reise instabil werden und gesundheitliche Probleme bereiten. Um die Gesundheitsrisiken auf Reisen zu minimieren, sollte ein genügend großer Zeitraum vor Reisebeginn für Vorsorge und Vorbeugung eingeplant werden!"

Besondere Gefahr durch Medikamenten-resistente Krankheitserreger
Die Österreichische Gesellschaft für Reise- und Touristikmedizin, die mit ihrem Arbeitskreis Reisemedizin Oberösterreich und gemeinsam mit dem Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin des Krankenhauses der Elisabethinen Linz die Linzer Tagung ausrichtet, hat sich die qualitätsvolle Ausbildung und Information der Ärzte, die reisemedizinisch tätig sind, zum besonderen Ziel gemacht. "Auf vielfachen Wunsch der Teilnehmer werden diesmal auch Updates über wichtige Themen früherer reisemedizinischer Tagungen das Programm vervollständigen", betont Prim. Univ.-Prof. Dr. Helmut Mittermayer.

"Ein Schwerpunkt ist dabei die Resistenz von Krankheitserregern gegen antiinfektive Substanzen. Die Resistenz der Malariaerreger hat vor allem in Südostasien und auch in Afrika einen Stand erreicht, der die Prophylaxe und Therapie mit den herkömmlichen Substanzen unwirksam macht. Die Unempfindlichkeit von Pneumokokken, wichtigen Erregern von Lungenentzündungen, gegen die Basisantibiotika Penicillin und Erythromycin und deren Derivate ist in einigen Reiseländern so vorherrschend, dass nur neuere Antibiotika zur Behandlung verwendet werden können. Multiresistente Stämme von Staphylococcus aureus, einem wichtigen Erreger von Haut- und Weichteilinfektionen und von Pneumonien, zirkulieren jetzt auch außerhalb des Krankenhauses und werden zunehmend zur Bedrohung. Vor allem in den afrikanischen Reiseländern und in Zentralasien sind mehrfach resistente Tuberkulose-Erreger so häufig geworden, dass eine sichere Behandlung in vielen Fällen nicht mehr möglich ist. Kürzlich wurden bei Influenzaviren Stämme nachgewiesen, die gegen Oseltamivir (Tamiflu) resistent sind. Diesem Befund kommt in Zusammenhang mit der Bedrohung durch eine mögliche Grippe-pandemie besondere Bedeutung zu."

Eingehende ärztliche Untersuchung vor Reise
"Um im Urlaub vorhersehbare Probleme und Akutsituationen vermeiden zu können, kommt der Frage der Reisetauglichkeit ein besonderer Stellenwert zu. Das bedarf einer eingehenden ärztlichen Beratung und Untersuchung beim behandelnden Arzt:
Gerade bei älteren Menschen und bei Personen mit Grunderkrankungen sollte kein Weg daran vorbeiführen", rät Oberarzt DDr. Martin Haditsch. "Der Arzt kennt den Gesundheitszustand und kann beraten, ob das gewünschte Reiseziel wirklich empfehlenswert ist oder welche Verhaltensweisen während der Reise beachtet werden sollten. Hier geht es primär nicht darum, Personen vom Reisen abzuhalten, sondern eine reisespezifische Beurteilung durchzuführen, wichtige unterstützende Maßnahmen und eventuelle Einschränkungen zu erörtern und - falls aus medizinischer Sicht für die geplante Reise keine Freigabe erfolgen kann - anhand der kritischen Punkte gemeinsam Alternativen zu erörtern."

Die häufigsten Probleme treten bei Grundkrankheiten des Herz-Kreislaufsystems und der Atemwege auf, die komplexesten Fragen bei Beeinträchtigungen des Immunsystems und bei spezifischen organisatorisch-rechtlichen Fragen wie z.B. jenen der Arbeitsmedizin. "Da all diese Fragen auch auf internationaler Ebene immer bedeutender werden, hat sich der Arbeitskreis Reisemedizin OÖ (als Segment der Österreichischen Gesellschaft für Reise- und Touristikmedizin) dazu entschlossen, den Schwerpunkt der diesjährigen Linzer Reisemedizinischen Tagung diesem Thema zu widmen", so DDr. Haditsch.
   

Medikamente ins Handgepäck
"Die Reisenden müssen auch informiert werden, welche Maßnahmen im Falle einer Erkrankung oder Verschlechterung einer bestehenden Grundkrankheit ergriffen werden sollen und welche Reiseart ausgewählt werden soll, sei es Flug-, Bahn- oder Busreise", ergänzt Prim. Dr. Elisabeth Dienstl.

"Wichtige Medikamente wie bspw. Insulin für Diabetiker sollen greifbar und in ausreichender Menge im Handgepäck auf der Reise mitgeführt werden. Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden müssen, sollen in ausreichenden Mengen vom behandelnden Arzt vor der Reise verschrieben werden. Mit dem behandelnden Arzt oder Apotheker sollte auch über die Zusammenstellung der Reiseapotheke gesprochen werden", so Prim. Dr. Dienstl.

Impfschutz überprüfen
"Nach den Fragen der Reisetauglichkeit zählen Impfungen und die Malariaprophylaxe sowie Mückenschutz und allgemeine Verhaltenstipps zu den wichtigsten reisemedizinischen Vorsorgemaßnahmen" appelliert Dr. Susanne Hasenöhrl zu einer rechtzeitigen (6 bis 8 Wochen vor Abreise) und gezielten reisemedizinische Beratung beim behandelnden Arzt oder bei speziellen reisemedizinischen Beratungs- und Impfstellen.

Impfungen
Die bevorstehende Reise soll zum Anlass genommen werden, den Impfschutz beim Arzt generell überprüfen und abgelaufene Impfungen gegen Poliomyelitis (Kinderlähmung), Diphtherie, Tetanus und Pertussis (Keuchhusten) auffrischen zu lassen. Impfungen gegen Hepatitis A und B sowie gegen Typhus sind generell allen Reisenden zu empfehlen. Für bestimmte Länder sind zusätzliche spezielle Impfungen zu empfehlen wie bspw. gegen Meningitis, Tollwut oder Gelbfieber. Im Beratungsgespräch wird der Impfplan individuell an die Reise (an das Reiseziel und den Reisestil - bspw. individueller Rucksackurlaub) und an die persönlichen Gesundheitsumstände angepasst.

Malariaprophylaxe und Mückenschutz:
Malaria ist die häufigste von Insekten übertragene Tropenkrankheit, wobei die meisten Malariaerkrankungen im tropischen Afrika zu verzeichnen sind. Rund 50 bis 100 Menschen bringen jährlich eine Malaria von ihrer Reise nach Österreich mit, wobei in diesen Fällen die Malariaprophylaxe meist gar nicht oder unregelmäßig eingenommen oder vorzeitig abgebrochen wurde. Im Jahr 2005 hat Österreich 50 gemeldete Malariaerkrankungen verzeichnet, davon 7 in Oberösterreich. Bei Reisen in Gebiete, in denen es ein Malariarisiko gibt, werden beim reisemedizinischen Beratungsgespräch gegebenenfalls Medikamente verschrieben, die vorbeugend eingenommen werden sollten. Dabei ist es besonders wichtig, die Einnahmevorschriften genau einzuhalten. Einen absolut sicheren Schutz gegen Malaria in Form eines Impfstoffes gibt es bisher, wie auch gegen viele weitere Tropenkrankheiten, leider nicht.

Schutz vor Insektenstichen verringert nicht nur das Übertragungsrisiko von Malaria, sondern auch von vielen weiteren Tropenerkrankungen (aktuelles Beispiel: In den letzten Wochen werden gehäufte Fälle von Chickungunya auf Reunion, Seychellen und Mauritius gemeldet. Die Viruserkrankung wird durch Stechmücken übertragen, ist nicht kausal behandelbar und die einzige Alternative ist Mückenschutz). Helle, körperbedeckende Kleidung (lange Hosen, langärmlige Hemden, Socken und feste Schuhe) sollte bevorzugt werden. Freie Hautstellen sollen mit einem Insektenschutzpräparat (Hautlotion, Hautspray) geschützt werden. Zu empfehlen ist zusätzlich ein Imprägnierungsmittel für die Kleidung, das Insektenabwehrmittel enthält (beides gibt es in der Apotheke). In der Dämmerung und Nachts nach Möglichkeit in geschlossenen Räumen aufhalten, ein Moskitonetz bietet zusätzlichen Schutz beim Schlafen.

Allgemeine Verhaltens- und Hygienetipps
An erster Stelle der klassischen Reiseerkrankungen steht der Durchfall. Durch Leitungswasser, Eis(würfel), Salat und rohe Gemüseprodukte, rohe Fisch- oder Fleischzubereitungen und ungeschälte Früchte können Krankheiten übertragen werden. Es lohnt sich, auf diese Dinge zu verzichten und Geschältes, Gekochtes oder Gebratenes zu bevorzugen. Viele Erreger von Durchfallserkrankungen sind nämlich hitzeempfindlich und werden beim Kochen abgetötet. Auch zum Trinken und Zähneputzen sollte in südlichen Ländern nur in Originalflaschen abgefülltes Trinkwasser oder abgekochtes Wasser verwendet werden.

Weitere Informationen bei der Reisemedizinischen Beratungs- und Impfstelle der Landessanitätsdirektion, 4021 Linz, Bahnhofplatz 1, Tel. (+43 732) 77 20-141 07.
Öffnungszeiten: Montag - Freitag 10:00 - 13:00 Uhr und Dienstag 15:00 - 18:00 Uhr.
     
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