Konjunktur wird zwar ganz wesentlich von Auslandsnachfrage bestimmt –
stabiler Konsum der Österreicher sorgt jedoch für Wachstumsvorsprung
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) fiel im Februar von
2,7 auf 2,5 und musste somit den sehr starken Anstieg im Jänner etwas korrigieren. "Sowohl die Konsumenten
als auch die Industrie sehen die Konjunktur im Februar weniger euphorisch als noch im Jänner", so Marianne
Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA. Allerdings ist die momentane Stimmung bei Konsumenten und Industrie noch immer
optimistischer als im vierten Quartal 2005.
Österreichs Wirtschaftsdynamik wurde in den letzten Monaten ganz wesentlich durch die Auslandsnachfrage bestimmt,
die entscheidend darüber war, ob die Konjunktur stärker oder weniger stark zulegte. Der Grund dafür,
dass Österreichs Wirtschaft stärker als im Euroraum wuchs, war jedoch ganz wesentlich der private Konsum.
Österreichs Konsumenten bleiben - trotz der im Februar wieder leicht gesunkenen Stimmung - optimistischer
als die Konsumenten im Euro-Raum und sind weiterhin leicht optimistischer als im Durchschnitt der 1990er Jahre.
Im Euroraum dagegen verharrt, trotz eines Anstieges im Februar, die Stimmung der Konsumenten noch immer unter dem
1990er Durchschnitt. Dementsprechend konnte der Konsum im vierten Quartal in Österreich immerhin knapp 1,5%
wachsen, während er im Euroland fast 1% schrumpfte.
"Österreichs Konsumenten sind zwar nur gedämpft optimistisch und daher nur verhalten ausgabefreudig.
Trotzdem trägt der Konsum in Österreich wesentlich zum Wachstumsvor-sprung gegenüber dem Euroraum
bei", so Stefan Bruckbauer von der BA-CA. Die BA-CA sieht zudem den Konsum im ersten Quartal um 2% wachsen
- zum Vorquartal annualisiert. Im vierten Quartal lag das Wachstum bei 1,6%. Damit wird der schwache, aber doch
wachsende Konsum auch im ersten Quartal dafür sorgen, dass Österreich, so wie im vierten Quartal, ein
spürbar höheres BIP-Wachstum als im Euroraum haben wird. Das Wachstum lag im vierten Quartal bei 2,8%,
verglichen mit nur 1,2% im Euroraum. Zudem wird die sehr niedrige Inflationsrate den Konsum stützen: "Die
im Vergleich zum Vorquartal gestiegene Konsumentenstimmung des ersten Quartals sollte, unterstützt durch die
sehr niedrige Inflation, zu einem leichten Anstieg des Konsumwachstums beitragen", so Kager. Zur Stimmung
der Industrie: Diese war in Österreich in den vergangenen Monaten etwas besser als im Durchschnitt des Euro-Raumes
– hat nun aber etwas korrigiert. Im Euroland dagegen hat sich die Stimmung der Industrie weiter verbessert. Insgesamt
kommt es also zu einer Annäherung: "Seit dem Tief im Sommer 2005 hat sich daher die Einschätzung
der Industrie im Hinblick auf die Konjunktur in Österreich und im Euroraum im selben Ausmaß verbessert",
meint Bruckbauer dazu.
Trotz eines zu erwartenden leichten Rückgangs der Export- und Industriedynamik im ersten Quartal wird das
etwas höhere Konsumwachstum bei stabilem Investitionswachstum für eine nochmalige leichte Beschleunigung
der Konjunktur in Österreich sorgen. "Nach 2,8% im vierten Quartal könnte das Wachstum im ersten
Quartal 2006 bei 3,2% liegen – das ist erneut mehr als im Euroraum, wo wir mit lediglich 2,4% rechnen", so
Bruckbauer. Damit erreicht das Wachstum nach Meinung der BA-CA seinen vorläufigen Höhepunkt.
Im weiteren Verlauf wird sich die Auslandsnachfrage abschwächen, die Inlandsnachfrage noch weiter zunehmen.
Insgesamt rechnen die Ökonomen der BA-CA mit einem Wachstum 2006 von 2,4%. 2007 wird die schwächere Auslandsnachfrage,
ausgelöst durch eine restriktivere Wirtschaftspolitik im Euroraum, das Wachstum wieder spürbar dämpfen.
"Wir erwarten 2007 ein Wachstum von 1,8%", so Kager. |