Helsingborg Consensus Conference: Experten verabschieden Deklaration über Ziele der europäischen
Schlaganfall-Medizin für 2015
Krems (kpr) - Schlaganfall ist die zweithäufigste Todesursache in den meisten europäischen
Ländern und der Hauptgrund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Schon jetzt stellt die Erkrankung eine
massive Belastung für die europäischen Gesundheitsbudgets dar, zudem ist eine Verdopplung der Patientenzahl
in den kommenden 30 Jahren zu erwarten. Zwei große europäische Konferenzen befassen sich daher im März
2006 mit der Optimierung der Schlaganfall-Therapie.
Auf der 2. Helsingborg Consensus Conference vom 22. bis 24. März 2006 in Schweden wird eine Deklaration verabschiedet,
die die Ziele der Schlaganfall-Therapie für die kommenden zehn Jahre festlegt und als Grundlage von Empfehlungen
der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und nationalen Gesundheitsinitiativen dienen soll. "Wir wollen mit der
Deklaration erreichen, dass alle Schlaganfallpatienten in Europa Zugang zu einer zeitgemäßen und wissenschaftlich
fundierten Therapie bekommen", erklärt Univ.-Prof. Dr. Michael Brainin, Leiter des Departments für
Klinische Medizin und Präventionsmedizin der Donau-Universität Krems.
Rehabilitation als Schlüsselfaktor der Schlaganfall-Therapie
Ein wesentlicher Faktor für die Minderung der Schlaganfall-Folgen ist die Rehabilitation. Diese wird
in Punkt 4 der Deklaration behandelt, den Brainin hauptverantwortlich verfasst hat. Das darin erklärte Ziel
für 2015: Mehr als 70 Prozent der überlebenden Patienten sollen drei Monate nach dem Schlaganfall in
ihren Aktivitäten des täglichen Lebens unabhängig sein. Erreicht werden soll dieses Ziel durch ein
standardisiertes Vorgehen im Erkrankungsfall, das unter anderem die rechtzeitige Diagnose, die Einbeziehung der
Angehörigen des Patienten und die Wahl der richtigen Rehabilitationsmaßnahmen sichert.
3-Ländertreffen zum Thema Schlaganfall in Wien
Schlaganfall ist auch das Thema der Jahrestagung 2006 der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie,
das gemeinsam mit dem 3-Ländertreffen der Österreichischen Gesellschaft für Schlaganfallforschung,
der Deutschen Schlaganfallgesellschaft und der Zerebrovaskulären Arbeitsgruppe der Schweiz vom 15. bis 18.
März 2006 in Wien stattfindet. Im Mittelpunkt der Diskussionen werden die Möglichkeiten des "vernetzten
Schlaganfallmanagements" stehen, das dem Wohl des Patienten und der Kosteneffektivität der Schlaganfall-Therapie
dienen soll. Ein international anerkanntes Musterbeispiel wird Professor Brainin vorstellen: das "Österreichische
Schlaganfallregister", in dem seit 2003 die Leistungen der österreichischen Stroke-Units dokumentiert
und evaluiert werden. Das Schlaganfallregister bescheinigt den österreichischen Stroke-Units eine deutliche
Leistungssteigerung in den vergangenen drei Jahren: So konnte die Rate erfolgreich durchgeführter Thrombolysen,
also der künstlichen Auflösung von Blutgerinnseln im Gehirn, pro eine Million Einwohner von 4,9 auf 7,8
Prozent angehoben werden. "Mit diesem Wert liegt Österreich - gemeinsam mit Finnland - an der Spitze
der europäischen Länder und weit vor den USA", so der Kremser Schlaganfallforscher.
Verbesserte Schlaganfall-Rehabilitation durch Weiterbildung und Forschung
Österreich dürfe sich auf diesen Erfolgen aber nicht ausruhen. "Wir haben zwar ein gutes
Gesundheitswesen, sind aber in vielen Aspekten nicht absolut vorbildlich", kritisiert Brainin. So könne
gerade im Bereich der Schlaganfall-Rehabilitation - gemäß der Helsingborg-Deklaration - noch vieles
verbessert werden. Brainin: "Die Rehabilitation ist ein interdisziplinäres, wissenschaftlich fundiertes
Fachgebiet. Heute werden aber viele Ressourcen verschwendet, indem nicht ausreichend qualifizierte Therapeuten
Rehabilitationsmaßnahmen nach dem Gießkannenprinzip verteilen." Durch entsprechende Weiterbildung,
wie sie die Donau-Universität Krems anbietet, und die Forcierung der praxisorientierten Forschung sollen diese
Mängel in den kommenden Jahren behoben werden. |