St. Pölten (nöwpd) - Als Versicherungsunternehmen der Landwirtschaft
hat die Hagelversicherung ein großes wirtschaftliches Interesse daran, dass die Häufigkeit von Unwettern
und damit das Ausmaß der von ihr zu leistenden Entschädigungen zurückgeht und dass der Klimawandel
nicht noch weiter fortschreitet. Außerdem ist sie daran interessiert, dass ihre Kunden - das sind die bei
ihr versicherten Bauern, Winzer und Gärtner - bessere Absatzchancen vorfinden. Beide Ziele vereint sie in
der von ihr vor zwei Jahren gestarteten Kampagne "Halte unser Klima rein kauf Produkte unserer Bauern
ein". Was sie damals begonnen hatte, setzt sie seither mit jeweils aktuell adaptierten Akzenten konsequent
fort.
Mit der Heimatverbundenheit und der Frische als der emotionalen Seite beim Einkauf von Lebensmitteln verknüpft
die Hagelversicherung die rationale Seite der volkswirtschaftlichen Fakten. Diese liefert ihr Universitätsprofessor
Friedrich Schneider, Ordinarius für Volkswirtschaftslehre an der Johannes Kepler Universität Linz, mit
Hilfe komplizierter Rechnungsmodelle aus den Rohdaten repräsentativer Konsumentenbefragungen.
In seiner jüngsten Studie hat Schneider untersucht, inwieweit das Angebot des Marktes dem Konsumenten überhaupt
die Möglichkeit gibt, bei Lebensmitteln von ausländischer Ware auf inländische umzusteigen. Darauf
zielt nämlich das Kernargument der Hagelversicherung, wenn sie an die Leute appelliert, dem Produkt von nebenan
den Vorzug zu geben vor einem, das über Tausende Kilometer herangekarrt werden muss.
Das auf Niederösterreich bezogene Ergebnis der Studie ist frappant. Auch wer auf Bananen, Orangen und Kaffee
nicht verzichten will, hat noch immer bei rund einem Drittel des Lebensmittelangebotes in den Supermärkten
die freie Wahl zwischen österreichischen und ausländischen Produkten. Allein die in Niederösterreich
erzielbaren regionalen Effekte können so eine zusätzliche Wertschöpfung bis zu 620 Millionen Euro
und in der Beschäftigung bis zu 5.600 neue Arbeitsplätze ergeben, wenn man sich am Heimvorteil orientiert.
Laut Landesrat Josef Plank hat die Studie gezeigt, was an Wertschöpfung überhaupt möglich ist. Voraussetzung
sei das Qualitätsbewusstsein in der Produktion und in der Vermarktung. Plank: "Der heimische Bauer, der
dem Konsumenten Qualität liefert genießt dessen Vertrauen und hat damit einen finanziellen Bonus."
Zur Demonstration dieses Argumentes hat man für das Pressegespräch den Standort eines Bauern im Mostviertel
gewählt, der vor Jahren von der traditionellen Landwirtschaft auf die Verwertung von Mostbirnen überaus
erfolgreich umgestiegen ist und der dabei viele seiner Branchenkollegen zur Erzeugung von Qualitätsmost mitgenommen
hat. Der NÖ Wirtschaftspressedienst wird über die vielfältigen Aktivitäten von Sepp Zeiner
aus Oberzeillern bei Amstetten gesondert berichten.
Der Generaldirektor der Hagelversicherung Kurt Weinberger stellte in dem Pressegespräch klar, dass sich die
Kampagne "nicht gegen die Globalisierung" richte. "Aber bei den Lebensmitteln brauchen wir eine
stärkere Re-Regionalisierung," meint er. Sein Konzept scheint Schule zu machen. Denn Prof. Schneider
registriert ein aufkeimendes Interesse an diesem Thema auch im Ausland, wie etwa in den USA, wo er demnächst
der Einladung zu einem Referat Folge leisten wird. Gerade weil Österreich mit dieser lebensmittelorientierten
Umweltinitiative vorerst noch international allein dasteht, könnte sie sich bald zu einem Fall für den
Know-how-Export entwickeln, schließt Schneider nicht aus. |