Krabben können links gewundene Schnecken nicht verspeisen
New Haven/London (pte) - Schnecken, die links gedreht sind, haben nach jüngsten Erkenntnissen
von US-Forschern einen großen Überlebensvorteil, denn räuberische Krabben können sie nicht
fressen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Biology Letters. Offensichtlich ist das Tierreich deutlich auf Rechtshänder
eingestellt. Unklar ist den Wissenschaftlern allerdings bis heute, warum sich die links gedrehten Schnecken in
der Evolution nicht durchsetzen konnten. Einige dieser Spezies sind sogar ausgestorben.
Die Forscher um Gregory Dietl von der Yale University haben jene Schnecken genau untersucht, die von der Krabbe
Calappa flammea vorzugsweise verspeist werden. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass die sonst äußerst geschickten
Krustentiere bei Schnecken, die links gedreht sind, einfach scheitern. Die beiden Krebsscheren sind offensichtlich
nur in der Lage die rechts gedrehten Schnecken aus den Häusern zu ziehen. "Die Krabben haben ihre Scheren
so konzipiert, dass sie wie ein Dosenöffner funktionieren", erklärt Dietl. "Das ist genau gleich
wie ein Linkshänder an einem für Rechtshänder konzipierten Dosenöffner scheitert." Die
Forscherteams haben Schnecken der Familie Wellhörner und Kegelschnecken untersucht.
Insgesamt haben sie elf Spezies gefunden, die sowohl rechts- als auch linksgedreht vorkommen. "Es ist ganz
einfach diesen Unterschied der Schnecken festzustellen, in dem man die Tiere mit der Spitze nach oben hält
und sich die Öffnung ansieht", erklärt der Wissenschaftler. Wenn die Öffnung auf der rechten
Seite liegt, ist es eine Rechtshänder-Schnecke, liegt sie auf der linken Seite, handelt es sich um einen Linkshänder.
Tatsächlich konnten die Forscher an den rechts gedrehten Schnecken wesentlich häufiger Spuren von vorhergehenden
Attacken durch Krebse feststellen.
"Die Krabbe stellt sich bei den linkshändischen Schnecken an wie ein Vegetarier in einem Fleischerladen",
erklärt Dietl. In den meisten Fällen ließen die Krebse schon nach kurzer Zeit von den Linkshändern
ab. "Tatsächlich kommen solche Linkshänder-Schnecken in der Natur aber relativ selten vor",
so der Wissenschaftler. Die Zahl der links gedrehten Schnecken beläuft sich nach Schätzungen auf nur
ein Prozent aller vorkommenden Tiere. Die Forscher sind nun der Frage nachgegangen, warum sich die Linkshänder
trotz des evolutionären Vorteils nicht durchsetzen konnten. Ein Grund könnte sein, dass ein häufigeres
Vorkommen Krabben wahrscheinlich Techniken finden lässt, diese Schnecken dennoch zu knacken. Damit würde
dieser Vorteil sehr schnell verschwinden. Zusätzlich dazu haben es Linkshänder-Schnecken bei der Wahl
des Geschlechtspartners offensichtlich doppelt schwer. Das könnte eine Erklärung dafür sein, warum
es nur so wenig davon gibt.
Beim Menschen verhält es sich etwas anders: Insgesamt schätzen Experten die Zahl der Linkshänder
immerhin auf zehn bis 13 Prozent der Gesamtbevölkerung. In einigen Sportarten sind manche Linkshänder
zudem ziemlich erfolgreich. So etwa bei der vergangenen Cricket-Weltmeisterschaft, wie BBC-Online berichtet. |