"Lorenzo Da Ponte. Aufbruch in die Neue Welt" im Jüdischen Museum  

erstellt am
22. 03. 06

Wien (rk) - Das Jüdische Museum Wien erzählt mit der Ausstellung "Lorenzo da Ponte. Aufbruch in die Neue Welt" vom 22. März bis 17. September die Lebensgeschichte des Librettisten der drei neben der Zauberflöte bekanntesten Opern Mozarts: "Don Giovanni", "Le Nozze de Figaro" und "Cosi fan tutte" vor dem Hintergrund seiner Zeit und mit Schlaglichtern auf spätere Rezeptionen, denen diese Werke Mozarts und damit auch Da Pontes ausgesetzt waren. Der für seine Zeit fast unglaubliche Lebensweg Da Pontes vom italienischen Veneto in das Wien von Kaiser Joseph II., danach weiter nach Triest, London und New York ist ebenso dargestellt wie das geistige Umfeld, in dem sich der in jungen Jahren zum Christentum konvertierte Da Ponte bewegte, wie auch die Wertungen der Nachwelt, die insbesonders in der Zeit des Nationalsozialismus Mozart vereinnahmte und seinen jüdischen Librettisten aus dem öffentlichen Bewusstsein wegretuschierte. Die Ausstellung , eine Gemeinschaftsproduktion des Jüdischen Museums mit dem Wiener Mozartjahr und dem Da Ponte Institut wurde am Dienstag der Öffentlichkeit präsentiert.

Da Ponte, 1749 als Emanuele Conegliano in Ceneda im Veneto geboren, konvertierte in seinem 15. Lebensjahr gemeinsam mit seinem Vater vom Judentum zum Christentum, wurde zehn Jahre später Priester und kam nach Aufenthalten in Treviso und Venedig 1782 nach Wien, das in dieser Zeit unter Kaiser Joseph II. eine Stadt in radikalem Aufbruch, zugleich die "Stadt der Toleranz" war. Da Ponte gelang es, in Wien Karriere zu machen, er schrieb 20 Libretti, darunter die drei für Mozart so bedeutenden. Als bürgerlich individualistischer Künstler positioniert und vielfach angefeindet, musste Da Ponte Wien nach dem Tod Kaiser Josephs verlassen, seine Stationen danach waren Triest und London, 1805 kam er schließlich in die USA , wo er, vor allem in New York, bis zu seinem Tod 1838, unter anderem als Buchhändler und Italienisch- Professor lebte. Sein Versuch, in der Stadt ein festes Opernhaus zu installieren, scheiterte.

Die Ausstellung führt den Besucher in einer von New York ausgehenden Rückblende durch die Lebensstationen Da Pontes, plastisch aufbereitet mit Dokumenten zum seinem und Mozarts Schaffen, aber auch mit illustrativen Darstellungen zur Zeit. Die Spannungsfelder zwischen der Welt des Adels, dem Bürgertum und den Künstlern werden ebenso angesprochen wie die Stellung des Judentums in der Zeit der Jugend Da Pontes und dann in Wien nach dem josephinischen Toleranzpatent, aber auch im Zuge der darauf unter Franz II. folgenden abermaligen Restriktionen. Breiten Raum gibt die Schau auch der Rezeptionsgeschichte Da Pontes, dessen Leistungen bereits im 19. Jahrhundert hinter dem Namen Mozarts zurücktraten. Im Nationalsozialismus blieb der Name Da Ponte zwar präsent, weil als italienisch und nicht als jüdisch identifizierbar, zugleich wurde er mit der Vereinnahmung Mozarts für das Dritte Reich aus dem allgemeinen Bewusstsein verdrängt. Gerade in diesen Jahren gingen große, vom Regime vertriebene Musiker wie Bruno Walter und andere aus Mitteleuropa nach New York, um in der Emigration einem differenzierten Mozartbild Raum zu schaffen. Auch dieser "Mozart-Diaspora" ist Platz in der Schau im Jüdischen Museum gewidmet.

Die Ausstellung ist vom 22. März bis 17. September 2006 im Jüdischen Museum, 1., Dorotheergasse 11, täglich - ohne Schließtag - von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr zu sehen. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 2,90 Euro. Der umfangreiche Katalog ist um 24,90 Euro erhältlich, eine Reihe von Vermittlungsangeboten begleitet die Schau.

Informationen: http://www.jmw.at/
     
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