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Erzdiözese Wien: 58 Prozent sind römisch katholisch |
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Sonderauswertung der Volkszählung 2001 für die gesamte Erzdiözese präsentiert
- Der höchste Anteil an Konfessionslosen findet sich unter den 55- bis 64-jährigen Wien (stephanscom.at) - 58 Prozent der Bevölkerung der Erzdiözese Wien (die außer dem Bundesland Wien auch die Osthälfte des Bundeslandes Niederösterreich umfasst) gehören der römisch-katholischen Kirche an. Dies geht aus einer Sonderauswertung der Volkszählung 2001 hervor, die am Dienstag (21. 03.) in Wien von Bischofsvikar Karl Rühringer, Pfarrer Hugo Unterberger und Hofrat Alexander Hanika ("Statistik Austria") präsentiert wurde. Bei der Pressekonferenz wurde darauf verwiesen, dass die konfessionelle Landschaft der Erzdiözese Wien heute wieder so "bunt" geworden sei wie sie bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war. Ein gutes Fünftel der Bevölkerung ist ohne religiöses Bekenntnis. 6,4 Prozent sind Muslime, orthodoxen Kirchen gehören 4,5 Prozent an. Als evangelisch bekannten sich 5,0 Prozent. Die Verantwortlichen in der Erzdiözese Wien wollen aus der Sonderauswertung der Volkszählung praktische Konsequenzen für die Seelsorge ziehen. Bischofsvikar Karl Rühringer: "Wir sind uns bewusst, dass die geistig-religiöse Situation in unserer Diözese mit der einzigen Millionenstadt Österreichs im Zentrum eine besondere Herausforderung ist. Aber wir schauen mit Optimismus in die Zukunft und möchten weitere Schritte setzen, um auf die Menschen zuzugehen". Hugo Unterberger, Pfarrer in Wien-St. Elisabeth und Vorsitzender des Vikariats-Arbeitskreises "Großstadtpastoral", unterstrich einige wesentliche Herausforderungen, die sich aus der Statistik ergeben: Es gehe dabei um Fragen der stark steigenden Anzahl der Senioren ebenso wie um die Zukunft der Kinder- und Jugendpastoral und die Herausforderungen des Dialogs und gedeihlichen Miteinanders in einer multireligiösen Gesellschaft. Mit Hilfe der Ergebnisse aus der Sonderauswertung der Volkszählung sei es noch besser möglich, in der Seelsorge auf diese Entwicklungen entsprechend zu reagieren, so Unterberger. Bischofsvikar Rühringer nannte eine Reihe von Aufgaben für die Kirche in der Zukunft: Es brauche u.a. Pfarren mit einem "gesunden Kern", besondere Anstrengungen bei Anlässen wie Taufen oder Hochzeiten, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen, aber auch eine Art "Eventpastoral". Darunter verstehe er "niederschwellige" Angebote wie die Präsenz der Kirche beim Donauinselfest und beim Stadtfest oder die "Lange Nacht der Kirchen", die nach dem großen Erfolg 2005 auch heuer wieder im Juni stattfinden wird. Den Menschen ohne religiöses Bekenntnis müsse die große Sorge der Kirche gehören, so Rühringer. Multireligiöse Gesellschaft Wie die Statistik zeigt, unterscheiden sich die Anteile der einzelnen Religionsbekenntnisse in den drei Vikariaten der Erzdiözese Wien deutlich: Während im Vikariat Unter dem Manhartsberg 5 von 6 Bewohnern römisch-katholisch sind (83,0 Prozent), liegt der Katholikenanteil im Vikariat Unter dem Wienerwald bei knapp mehr als zwei Drittel (68,6 Prozent). In der Stadt Wien sind es 49,2 Prozent. Der Anteil der Bevölkerung ohne religiöses Bekenntnis zeigt ebenfalls ein deutliches Stadt-Land-Gefälle: Im Vikariat Stadt ist mit 25,5 Prozent jeder Vierte, im Vikariat Unter dem Wienerwald mit 16,2 Prozent jeder Sechste und im Vikariat Unter dem Manhartsberg mit 9,6 Prozent nur jeder Zehnte ohne religiöses Bekenntnis. Muslime und orthodoxe Christen sind verstärkt in den urbanen Regionen präsent. So sind im Vikariat Stadt 7,7 Prozent der Bevölkerung muslimisch (vorwiegend Zuwanderer aus Anatolien) und 6,0 Prozent orthodox (zumeist Immigranten aus südosteuropäischen Ländern). Der Anteil der Evangelischen ist im Vikariat unter dem Wienerwald mit 5,7 Prozent geringfügig höher als im Vikariat Stadt mit 5,3 Prozent. Situation der Jugendlichen Nach Lebensaltern zeigen sich teils sehr unterschiedliche Anteile der Religionsbekenntnisse. Nach dem Alter gegliedert sind die höchsten Katholikenanteile bei den über 75-Jährigen zu finden. Im Erwerbsalter sind die Anteile der römisch-katholischen Bevölkerung vergleichsweise am niedrigsten, hier gibt es sehr viele Menschen ohne religiöses Bekenntnis. Im Kindes- und Jugendalter, sowie bei den jungen Erwachsenen sind auch die Anteile der orthodoxen Christen sowie der Muslime von Bedeutung. Von den 40- bis 54-Jährigen sind 52,0 Prozent römisch-katholisch, bei den jungen Erwachsenen (25 bis 39 Jahre) sind es 54,8 Prozent. In diesen beiden Altersgruppen sind die Absolutzahlen der Katholiken mit 323.000 (25 bis 39 Jahre) bzw. 267.000 (40 bis 54 Jahre) am höchsten. Es handelt sich um die starken Geburtsjahrgänge des "Baby-Booms" aus den fünfziger und sechziger Jahren. Höhere Anteile von orthodoxen Christen und Muslimen sind infolge der Zuwanderung in der jüngeren Bevölkerung zu finden. Unter den Vorschulkindern (0 bis 5 Jahre) sind 13,7 Prozent muslimisch, im Pflichtschulalter (6 bis 14 Jahre) 11,2 Prozent. Aber nur jeder zehnte Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren (10,3 Prozent) wird in der Volkszählung als "Muslim" eingestuft. Unter den jungen Erwachsenen (25 bis 39 Jahre) waren es bei der Volkszählung 7,8 Prozent. Junge Senioren Während in der Altersklasse zwischen 70 und 80 zur Zeit der Volkszählung rund 12.000 Katholiken pro Jahrgang in der Erzdiözese Wien lebten, steigt diese Zahl in wenigen Jahren um mehr als die Hälfte an. Die Anzahl der bei der Volkszählung 61-jährigen und jüngeren, die 2010 die Schwelle von 70 Jahren überschreiten, beträgt pro Jahrgang rund 20.000 Katholiken. Aber auch die nachrückenden "jungen Senioren", die im Vergleich zu früheren Generationen agiler sind, werden zu einem wichtigen Faktor in der pfarrlichen Pastoralarbeit. Die Zahl der Menschen ohne religiöses Bekenntnis beträgt laut Volkszählung 2001 diözesanweit 517.000 Personen. Mit 21,4 Prozent ist dies mehr als ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Der höchste Anteil an Konfessionslosen ist im Alter von 55 bis 64 Jahren mit 29,9 Prozent zu verzeichnen. Im Vikariat Wien-Stadt beträgt ihr Anteil in dieser Altersgruppe mit 34,6 Prozent sogar mehr als ein Drittel. Im Vikariat Unter dem Wienerwald ist ein knappes Viertel (24,3 Prozent) der Bevölkerung dieses Alters ohne religiöses Bekenntnis, im Vikariat Unter dem Manhartsberg sind es 15,1 Prozent. Die niedrigsten Anteile von Konfessionslosen sind hingegen im Pflichtschulalter zu beobachten. Hier sind diözesanweit nur 8,2 Prozent der 6- bis 14-jährigen Kinder ohne religiöses Bekenntnis. Im Vikariat Stadt sind es mit 10,9 Prozent etwas mehr als im diözesanen Durchschnitt. Auch wenn die Eltern aus der Kirche austreten, wird oft aus unterschiedlichen Gründen der Austritt für die Kinder dieses Alters nicht mit vollzogen. Nach der sozialen Struktur unterscheidet sich die Bevölkerung ohne religiöses Bekenntnis in einigen Aspekten deutlich von der Gesamtbevölkerung. Neben dem etwas höheren Akademikeranteil ist es insbesondere der Anteil der Personen mit Lehrlingsausbildung, der hier hervorsticht. Vier von zehn (39,0 Prozent) der "Ausgetretenen" haben eine Lehre abgeschlossen. Gerade mit diesem Personenkreis dürfte der Kontakt der Kirchen besonders schwierig sein. Haushalte und Familien von Personen ohne religiöses Bekenntnis sind zu einem höheren Anteil kinderlos als der Durchschnitt. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass Kirchenaustritte zum Teil in einer Lebensphase vollzogen werden, in der die Kinder schon älter sind bzw. den elterlichen Haushalt bereits verlassen haben. Andererseits zeigen die Volkszählungsergebnisse auch, dass Frauen ohne religiöses Bekenntnis deutlich weniger Kinder gebären als der Durchschnitt aller Frauen. Bezogen auf die 40- und mehrjährigen fallen auf 100 Frauen 162 Geburten. Konfessionslose Frauen haben jedoch nur 133 Kinder pro 100 Frauen zur Welt gebracht. Unter den Katholikinnen ist die Geburtenzahl mit 168 Kindern pro 100 Frauen leicht überdurchschnittlich. Die meisten Kinder bringen muslimische Frauen zur Welt, hier beträgt die Geburtenrate 282 Kinder pro 100 Frauen. "Großstadtpastoral"-Initiative Die Initiative zur Sonderauswertung der letzten Volkszählung 2001 ging vom Arbeitskreis "Großstadtpastoral" des Vikariats Wien-Stadt aus. Von der "Statistik Austria" wurden unter Leitung von Alexander Hanika die Daten nach einigen für die seelsorgliche Arbeit wichtigen Gesichtspunkten wie der Altersstruktur, dem Bildungsniveau oder der familiären Situation ausgewertet. Zusätzlich zum Blick auf die demographische Struktur der gesamten Diözese bekommt damit jede der 660 Pfarren der Erzdiözese Wien ein Instrument, das ihr genau Aufschluss gibt über das religiös-gesellschaftliche und das soziale Umfeld, in der sie tätig ist. Alle Pfarren haben dazu eine CD erhalten, auf der die Ergebnisse der vorliegenden Auswertung auf Ebene der Pfarre, des Dekanates, des Vikariates und auch der gesamten Erzdiözese Wien zu finden sind. Zusätzlich zur konkreten Weiterarbeit in den einzelnen Pfarrgemeinden werden in den kommenden Monaten "Runde Tische" mit ausgewählten Experten und Verantwortungsträgern stattfinden, in denen besondere Themenkreise diskutiert und aufgearbeitet werden, kündigte Pfarrer Unterberger an. |
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