Wer in der Schule politisch aktiv ist, beteiligt sich später stärker am politischen
Diskurs, so die Ergebnisse von EUYOUPART
Wien (sora) - Die Schule spielt eine entscheidende Rolle bei der Erziehung zur politischen Partizipation,
das zeigt ein von der Europäischen Kommission gefördertes Forschungsprojekt (EUYOUPART). Politische Ansichten
und Engagement werden auch durch die Familie, den Freundeskreis und den Medienkonsum der Jugendlichen geprägt.
Für EUYOUPART wurden 8.030 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren aus acht europäischen Ländern (Deutschland,
Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich und Slowakische Republik) befragt.
Sie gaben Auskunft darüber, wie sie Politik verstehen und wie sie sich am politischen Diskurs beteiligen bzw.
was sie dazu motiviert. Das Projekt wurde im Rahmen des 5. Rahmenprogramms der EU-Kommission mit 1,3 Millionen
Euro unterstützt und von SORA Institute for Social Research and Analysis geleitet.
Erziehung zum politischen Diskurs
Politische Diskussionen in der Klasse und/oder die Mitgliedschaft bei Schülerorganisationen überzeugen
Jugendliche vom Sinn der Politik. Wer sich schon in der Schule politisch betätigt ist üblicherweise auch
in der Freizeit und nach dem Schulabschluss politisch aktiv. SchülerInnen, die mit ihren Lehrkräften
über Politik diskutieren, nehmen mit einer dreimal höheren Wahrscheinlichkeit an legalen Demonstrationen
teil. Die Wahrscheinlichkeit, Artikel zu politischen Themen zu schreiben, steigt sogar um das siebenfache. Ehemalige
KlassensprecherInnen arbeiten nach der Schullaufbahn häufiger bei Wahlkampagnen mit als MitschülerInnen,
die nie KlassensprecherIn waren.
Elternhaus und Freunde
Familie und Freunde spielen eine ebenso wichtige Rolle bei der politischen Sensibilisierung. Einerseits beeinflussen
politisch aktive Eltern die Einstellungen ihrer Kinder zur Politik stark. Andererseits übt der Freundeskreis
Einfluss auf die Art des politischen Engagements aus. Die Ergebnisse von EUYOUPART zeigen, dass nur ein Fünftel
der Jugendlichen aus politisch sehr aktiven Familien stammt. 30% der Jugendlichen haben Freunde, die sich für
Politik interessieren, weitere 16% sind in Freundeskreisen verankert, in denen starkes politisches Engagement gelebt
wird.
Die politische Beteiligung Jugendlicher hängt auch mit ihrem Medienkonsum zusammen. Wer Zeitungen liest oder
sich über das Internet informiert ist eher politisch aktiv als jemand, der die Nachrichten nur über das
Fernsehen verfolgt. Junge WählerInnen bei den Europawahlen 2004 informierten sich über die Wahl vor allem
über Zeitungen, Radio und dem Internet.
Weitere Ergebnisse
EUYOUPART untersuchte zudem die Einstellungen junger Menschen gegenüber politischen Parteien und NGOs. Obwohl
Jugendliche mehr Vertrauen in NGOs als in Parteien haben, fühlen sie sich dennoch bestimmten Parteien nahe.
Sie glauben weiterhin, dass Wählen die effektivste Form politischer Beteiligung ist.
Am stärksten politisch interessiert, aber pessimistisch, sind die Deutschen Jugendlichen (51%). Ihnen stehen
30% der jungen BritInnen, 29% der jungen EstInnen und 28% der jungen SlowakInnen gegenüber. Die Jugendlichen
dieser drei Länder sind am wenigsten an Politik interessiert, aber am optimistischsten. |