Innsbruck (rms) - Der engagierte Gärtnermeister Hans Fuetsch kümmert sich seit 1971 um eine Gruppe
von schwerstbehinderten Männern, die vor allem im Bereich der Innsbrucker Wohnheime eingesetzt werden. Ob
Gartenpflege, Gemüseversorgung, Blumenschmuck – die „Buben“ halten Haus und Hof in Schuss. Hans Fuetsch wird
heuer in den Ruhestand treten. Dadurch wäre das integrative Vorzeigeprojekt gefährdet gewesen. Bürgermeisterin
Hilde Zach konnte nun erreichen, dass der sozial engagierte Betreuer Hans Fuetsch das Projekt trotz Pensionierung
nicht abgibt.
Im Rahmen eines Pressegesprächs informierte am 20. März Bgm. Hilde Zach gemeinsam mit dem städtischen
Personalchef Dr. Herbert Köfler sowie ISD-Geschäftsführer Dr. Hubert Innerebner über den Weiterbestand
des Sozialprojektes.
Anerkennung der Behindertengruppe
Bgm. Hilde Zach unterstützt das integrative Sozialprojekt und freut sich besonders darüber, dass
Hans Fuetsch der Behindertengruppe auch während seiner Pension zur Verfügung steht: „Ich danke dem langjährigen
städtischen Mitarbeiter Hans Fuetsch für sein soziales Engagement, Menschen mit geistiger Behinderung
so viele Jahre hindurch zu betreuen. Es ist mir ein ganz persönliches Anliegen, dass in den kommenden Jahren
die Arbeit, auch zum Wohle der Betroffenen, weitergeführt wird.“
In den nächsten Wochen werde daher ein geeignetes Konzept ausgearbeitet.
Zach betonte, das es auch für die Eltern und Erziehungsberechtigten der Behinderten wichtig sei, dass das
Projekt eine Zukunft hätte.
Für seine langjährige Arbeit mit den Behinderten wurde Hans Fuetsch vor 10 Jahren mit dem Sozialehrenzeichen
der Stadt Innsbruck ausgezeichnet. „Sein persönlicher Einsatz reicht weit über die dienstlichen Erfordernisse
hinaus“, so der damalige Bgm. Dr. Herwig van Staa bei der Ehrung.
1971 erfolgte der Startschuss zum Projekt - Integration heißt Arbeiten
Das Sozialprojekt startete eher zufällig, als der damalige Leiter des Sozialamtes Dr. Hermann Schweizer
eine Beschäftigung für einen Jugendlichen suchte, der aus dem Jugendheim ausziehen musste. Gärtnermeister
Hans Fuetsch, der schon Erfahrung mit Behinderten hatte, nahm sich dessen an und lehrte „Siegfried“ die Gartenarbeit.
Insgesamt gab es eine Anbaufläche von 3,5 ha zu bewirtschaften.
„Am Anfang war das schon ein Riesenaufwand. Ich habe stundenlang die Arbeiten vorgezeigt und erklärt, eine
Geduldsprobe für uns beide“, beschreibt Fuetsch seine Startschwierigkeiten mit Siegfried.
Im Rahmen des „Jugendbeschäftigungsprogramms 8000“ gesellten sich dann ständig neue männliche Mitarbeiter
dazu. Inzwischen gehören acht Männer der Gruppe an. Die „Buben“ Philipp, Andreas, Martin, Markus (2x),
Christian (2x) und Siegfried wie Hans Fuetsch seine Zöglinge liebevoll nennt, sind ihm in dieser Zeit ans
Herz gewachsen.
Jedes Gruppenmitglied besitze trotz eines geistigen oder körperlichen Handicaps besondere Fähigkeiten,
die ihn zu einem wertvollen Teil der Gemeinschaft machen würden. „Markus hat ein mathematischens Gedächtnis
und ist Ministrant im Innsbrucker Dom“, so Fuetsch. Martin ist sportlich „top“ und nimmt an Leichtathletik-Veranstaltungen
(Kugel, Diskus, 60 Meter) im In- und Ausland teil. Sein nächster Wettkampf führt ihn im März nach
Schweden. In der Gruppe „tummeln“ sich noch Hobbyastronomen, Bildhauer, Maler und Dartspieler. Der Tierfreund in
der Runde heißt ebenfalls Markus und ist mit seinem Hund Jessy unzertrennlich.
Fuetsch ist für sie mehr als ihr Chef, er ist zugleich Betreuer, Vaterersatz, und hat deshalb für zwei
seiner „Schützlinge“ auch die Sachwalterschaft übernommen.
Die gut „eingespielte“ Gruppe leistet wertvolle Dienste für die Innsbrucker Wohnheime: Gartenpflege, Mülltrennung,
Hausmeistermeisterarbeiten und auch Botengänge, wie ISD-Chef Innerebner bestätigt.
Reisen erweitert den Horizont
Die Behindertengruppe verbringt auch einen großen Teil ihrer Freizeit miteinander. Gemeinsame Reisen
führten sie nach Rom, Budapest oder Prag. Urlaube am Meer verbrachten sie in Menorca, Kos, Malta und Kreta.
Der Höhepunkt war sicherlich der Aufenthalt in Florida 1996. „Gerade die Urlaubsreisen haben meine „Buben“
noch enger aneinander geschweißt. Dabei haben sie korrektes soziales Verhalten kennen gelernt“, freut sich
Fuetsch. Für ihn ist das Wichtigste, dass die Behinderten jeden Tag ihre Arbeit mit Freude erledigen und sich
als Mitglied der Gesellschaft sehen.
Die Kosten für die Reisen werden nicht von der Öffentlichkeit getragen, sondern mit ihren Tätigkeiten
selbst verdient. Das hebe laut Fuetsch auch das Selbstwertgefühl. „Ich bekomme jedes Mal auch eine Urlaubskarte
von Euch“, freute sich Bgm. Zach.
„Die Mitarbeiter sind sozialversichert und haben dadurch die Möglichkeit, später eine Pension zu beziehen“,
erklärte Personalchef Köfler.
Aufgrund der Pensionierung von Fuetsch wäre diese besondere „Männergruppe“ wahrscheinlich aufgelöst
worden. Die „Buben“ haben sich in dieser Zeit so sehr an ihren Ziehvater gewöhnt, dass jemand der neu zur
Gruppe gestoßen wäre, wahrscheinlich nicht die nötige Akzeptanz gefunden hätte. |