Europatag im Nationalrat: Debatte zum Thema Beschäftigung
EU-weit sollen jährlich 2 Mill. Arbeitsplätze geschaffen werden
Wien (pk) - Abgeordneter Dr. EINEM (S) beklagte in seinem Debattenbeitrag das schwache Wirtschaftswachstum
in Österreich und Europa, das nicht ausreiche, die Zahl der Arbeitslosen zu reduzieren. Die Prognose von rund
2,2, % Wirtschaftswachstum sei bescheiden, meinte er, die ArbeitnehmerInnen hätten nur eine geringe bzw. keine
Reallohnerhöhung zu verzeichnen und die Klein- und Mittelbetriebe litten unter der schwachen Binnenmarktnachfrage.
Die ständigen Reformen der Bundesregierung hätten die Menschen verunsichert und das Wachstum gebremst,
so die Analyse Einems. Er zeigte sich überzeugt davon, dass der Staat Arbeitsplätze schaffen könne.
Lediglich die Regierung wolle das nicht, fügte er hinzu.
Nach Auffassung Einems braucht Europa ein Wirtschaftswachstum, unterstützt durch Investitionen in die Infrastruktur,
in die Bildung und in die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch ganztägige Schulmodelle. Wenn auch einiges
bei den Investitionen in Forschung und Entwicklung geschehen sei, würde dies allein nicht genügen. Vielmehr
bedürfe es mehrjähriger Programme, um Vertrauen zu schaffen. Einem forderte mehr Spielraum für die
Gemeinden, um in die Infrastruktur investieren zu können, sowie bessere Investitionsbegünstigungen für
die Klein- und Mittelbetriebe. Diese hätten auch Unterstützung nötig, um die richtigen MitarbeiterInnen
zu finden, sagte Einem und nannte als erfolgreiches Beispiel den Job-Fonds der Gemeinde Wien. Alles in allem brauchen
Österreich und die EU eine Änderung der Politik, die die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung
schafft.
Bundesminister Dr. BARTENSTEIN widersprach der These Einems, wonach der Staat Arbeitsplätze schaffen könne.
Der Staat könne nur Rahmenbedingungen schaffen, bekräftigte der Wirtschaftsminister. Er räumte ein,
dass Europa eine Wachstumsschwäche hinter sich habe, derzeit sei aber eine Wende im Gang, die auch zur Entspannung
am Arbeitsmarkt führen werde. Zweifellos seien 18,5 Millionen Arbeitslose in Europa zu viel, die Tendenz sei
jedoch fallend, bemerkte er.
Bartenstein ging in weiterer Folge auf die Ergebnisse des vergangenen Gipfels der Staats- und Regierungschefs der
EU ein, die, wie er betonte, beachtlich seien. Österreich habe in der ersten Hälfte seiner Präsidentschaft
mehr erreicht als man sich erhofft habe. So hätten sich die Staats- und Regierungschefs selbst verpflichtet,
jährlich zwei Millionen Arbeitsplätze zu schaffen und SchulabgängerInnen innerhalb von sechs Monaten
eine Beschäftigung zu ermöglichen. Für die Klein- und Mittelbetriebe, die das Rückgrat der
Wirtschaft und die Arbeitsplätze der Zukunft darstellten, habe man administrative Erleichterungen vorgesehen
und die Förderungsgrenze verdoppelt. Die österreichische Ratspräsidentschaft habe die einzelnen
EU-Mitgliedstaaten auch dazu gebracht, sich selbst dazu zu verpflichten, den Anteil der Ausgaben für Forschung
und Entwicklung mit konkreten Zielsetzungen zu erhöhen. Mit dem Konzept der Flexicurity sei man übereingekommen,
das europäische soziale Lebensmodell zu verankern. Bartenstein zeigte sich auch zufrieden darüber, dass
es gelungen sei, die Dienstleistungsrichtlinie weit voranzubringen. Er führte den Erfolg vor allem auch darauf
zurück, dass Bundeskanzler Schüssel in dieser Frage die europäischen Sozialpartner eng eingebunden
hat.
Als einen Erfolg wertete der Minister auch die Übereinkunft, wonach die Energiepolitik in Europa kohärenter
gestaltet werden soll und wonach die EU in Hinkunft auf mehr Energieeffizienz setzen wird. Der Bundeskanzler habe
erreicht, dass bis 2015 die Gesamtenergie aus erneuerbaren Energieträgern kommen wird. Der Energie-Mix werde
aber nationale Angelegenheit bleiben, unterstrich Bartenstein.
Abgeordneter KATZIAN (S) hielt anfangs seiner Rede fest, der neue Generaldirektor der BAWAG sowie das Team der
Bank genießen volles Vertrauen des ÖGB. Der ÖGB selbst arbeite an einem Corporate-Governance-Katalog.
Die Gewerkschaftsbewegung in Österreich war, ist und wird auch weiterhin ein verlässlicher Partner der
ArbeitnehmerInnen bleiben, so Katzian.
Katzian kritisierte die europäischen Staats- und Regierungschefs, indem er bezweifelte, dass diese trotz großer
Ankündigungen Konkretes für die Schaffung von Arbeitsplätzen beschlossen hätten. Es müsse
um Arbeit gehen, von der man auch leben könne, betonte Katzian. Leider würden neue Arbeitsplätze
nur im Bereich prekärer Beschäftigungsverhältnisse geschaffen, kritisierte er. Hier ticke eine Zeitbombe
in Europa, wenn nicht bald glaubhafte Signale vor allem an die Jugend ausgesendet würden. Katzian forderte
eine europäische Investitionsoffensive in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Bildung und TEN-Projekte
und sprach sich schließlich für eine Tobin-Steuer zur Verbesserung des EU-Budgets aus.
Abgeordneter Dr. MITTERLEHNER (V) unterstrich die Notwendigkeit, sich besonders der Arbeit suchenden Jugendlichen
anzunehmen und wies auf die Initiative von Wirtschaftskammer und AMS hin, für alle Jugendliche, die sechs
Monate arbeitslos sind, eine Beschäftigung zu finden. Bisher habe man auf diese Weise rund 1.000 Arbeitsplätze
für junge Menschen finden können, berichtete Mitterlehner. Er erwartete sich auch von der Dienstleistungsrichtlinie
Beschäftigungsimpulse und hielt das Ziel, jährlich zwei Millionen Arbeitsplätze zu schaffen, als
eine ambitionierte Anstrengung. Im Bereich der Klein- und Mittelbetriebe sprach er der SPÖ jegliche Kompetenz
ab und meinte, dass bei den KMUs vor allem das unternehmerische Potential belebt werden müsse. Man habe endlich
auch auf europäischer Ebene dafür eine Lobby gefunden, so Mitterlehner. Im Hinblick auf die Kritik Einems,
die Gemeinden hätten zu wenig Geld, um investieren zu können, warf Mitterlehner der SPÖ vor, dass
sie es mit den großen Gemeinden bei den Finanzausgleichsverhandlungen verhindert hätte, den kleinen
Gemeinden mehr Geld zukommen zu lassen.
Abgeordneter DI SCHEUCH (F) wandte sich gegen das, wie er sagte, "Dramatisieren" durch die Opposition
und wies darauf hin, dass Österreich derzeit die höchste Beschäftigungsquote verzeichne. Nicht die
Regierung, sondern der ÖGB habe versagt, und mit der Milliarde Euro, die die BAWAG in den Sand gesetzt hat,
hätte man rund 100.000 Arbeitsplätze für Lehrlinge und rund 50.000 direkte Arbeitsplätze schaffen
können, rechnete Scheuch vor.
Was die Arbeitslosenstatistik betrifft, gab Scheuch zu bedenken, dass 20 % der Arbeitslosen Ausländer seien.
Seiner Meinung nach ist es notwendig, sich gegen diese Entwicklung Strategien zu überlegen. Scheuch regte
an, den Zuzug von Ausländern künftig nicht über Zuwanderungsquoten zu regeln, sondern eine Art "Green
Card" einzuführen. Ziel müsse es sein, spezifisch solche Leute nach Österreich zu holen, die
man brauche.
Abgeordneter ÖLLINGER (G) gab zu bedenken, dass Unternehmer es zunehmend nicht als ihre Aufgabe sehen würden,
Arbeitsplätze zu schaffen. Vielmehr ginge es ihnen in erster Linie darum, "Riesengewinne" zu machen.
Dennoch zahlten sie dafür kaum Steuern, kritisierte er. Das könne nicht so weitergehen. Er habe aber,
meinte Öllinger, nicht bemerkt, dass sich beim Frühjahrsgipfel der EU über diesen Sachverhalt jemand
Gedanken gemacht habe.
Wenn es Europa nicht gelinge, vor allem jungen Menschen ausreichend Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen
und ihnen ein ausreichendes Einkommen zu garantieren, dann habe Europa, so Öllinger, seine Zukunft verspielt.
In einem von Öllinger eingebrachten Entschließungsantrag urgieren die Grünen eine Aufhebung der
Übergangsfristen am Arbeitsmarkt für die neuen EU-Ländern sowie ein entsprechendes flankierendes
Maßnahmenpaket. Öllinger begründete diese Forderung damit, dass Österreich mit seinen Arbeitsmarktproblemen
nur dann fertig werden könnte, wenn osteuropäische Arbeitnehmer zu den gleichen Konditionen beschäftigt
werden müssten wie Österreicher und prekäre Arbeitsverhältnisse wie ErntehelferInnen, Saisonnier-Jobs
und Praktika durch reguläre Jobs ersetzt würden. Gleichzeitig mahnen die Grünen einen Mindestlohn
ein.
Abgeordnete BURES (S) führte aus, 20 Millionen arbeitslose Menschen in Europa und die höchste Arbeitslosigkeit
in Österreich in der Zweiten Republik seien Grund genug, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Österreich
sei in vielen Eckdaten mittlerweile Schlusslicht der EU, kritisierte sie und nannte als Beispiel die öffentlichen
Investitionen und das Beschäftigungswachstum. Statt dessen habe die Regierung durch "Steuergeschenke
für Großkonzerne" und den Ankauf der Eurofighter "Milliarden in Sand gesetzt". Wenig
zuversichtlich ist Bures, dass Bundeskanzler Schüssel das Arbeitslosenproblem auf europäischer Ebene
lösen könne, nachdem er ihrer Ansicht nach in diesem Bereich auch in Österreich keinen Erfolg hat.
Abgeordneter AMON (V) hielt fest, es sei "geradezu leichtsinnig", dass die SPÖ für die heutige
Debatte das Thema Wachstum und Beschäftigung in der EU gewählt habe. Die ÖVP habe auf diesem Gebiet
nämlich ihre Kernkompetenz, erklärte er und machte geltend, dass das Wirtschaftswachstum in Österreich
in den letzten Jahren stets über dem EU-Schnitt und deutlich über dem Schnitt Deutschlands gelegen sei.
Gleichzeitig hat sich Amon zufolge in Deutschland gezeigt, dass man mit sozialdemokratischen Rezepten keine Wirtschaftspolitik
machen könne. Auch wenn es die Opposition nicht hören wolle, es gebe in Österreich Rekordbeschäftigung,
bekräftige er.
Abgeordneter WALCH (F) fragte sich, warum der ÖGB sich so sehr dagegen wehre, die Mitarbeiterbeteiligung bei
der AMAG zu verkaufen. Er äußerte den Verdacht, dass auch diese Beteiligung bereits verpfändet
sein könnte. |
Scharfe Kritik übte Walch am Entschließungsantrag der Grünen. Seiner Ansicht nach ist die Beibehaltung
der siebenjährigen Übergangsfrist in Bezug auf die Freizügigkeit am Arbeitsmarkt für die neuen
EU-Länder erforderlich, da sonst etwa tschechische Arbeitnehmer österreichische Beschäftigte in
Oberösterreich verdrängen würden. In Richtung SPÖ hielt Walch fest, die Regierungsparteien
hätten trotz des hohen, von der SPÖ hinterlassenen Schuldenbergs mehrere Wirtschafts- und Beschäftigungsprogramme
beschlossen.
Abgeordnete SBURNY (G) wies auf die Ankündigung von Bundeskanzler Schüssel am Ende des EU-Frühjahrsgipfels
hin, wonach die EU-Länder bis zum Jahr 2010 jährlich zusätzlich zwei Millionen neue Jobs schaffen
würden. Sie fürchtet, dass dieser "vollmundigen Ankündigung" keine Konsequenzen folgen
werden, und stellte insgesamt die Glaubwürdigkeit der Regierung in Frage.
Österreich liege bei der Frauenbeschäftigungsquote am Papier zwar über dem EU-Schnitt, skizzierte
Sburny, dies liegt ihrer Ansicht nach aber nur daran, dass eine große Zahl von Vollzeitjobs in den letzten
Jahren in Teilzeitjobs und prekäre Jobs "zerstückelt" wurde. Das sehe man auch daran, dass
die Zahl der arbeitslosen Frauen von Ende 2000 bis Ende 2005 von 86.800 auf 120.300 gestiegen sei. Darüber
hinaus mahnte Sburny mehr Investitionen in erneuerbare Energie ein.
Abgeordneter Dr. BAUER (S) sprach sich gegen eine sofortige Öffnung des Arbeitsmarkts für Arbeitnehmer
aus den neuen EU-Ländern aus und begründete dies damit, dass dadurch der Druck auf den österreichischen
Arbeitsmarkt weiter steigen würde. Generell erachtet er es für notwendig, wieder stärker das Konzept
einer nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik zu verfolgen. Eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik trage
wenig zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei, weil Massenkaufkraft fehle, meinte er und mahnte mehr öffentliche
Investitionen ein. "Wir brauchen keine Politik der Sachzwänge." Als positiv wertete Bauer, dass
die neue EU-Politik für mehr Wachstum und Beschäftigung in Abweichung von der Lissabon-Strategie verstärkt
verbindliche Programme der einzelnen EU-Länder einfordere.
Abgeordneter GRILLITSCH (V) hielt seinem Vorredner entgegen, dass der Vermögensstand der ÖIAG heute wesentlich
höher sei als im Jahr 2000; außerdem wurden alle Schulden abgebaut. Wachstum und Beschäftigung
seien die Grundvoraussetzungen für eine positive Entwicklung, betonte der Redner. Dafür müssen aber
die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, wie dies die Bundesregierung in den letzten Jahren – durch
die Wachstumspakete, die Steuerreform etc. – getan hat. Weitere Schwerpunkte waren die verstärkte Förderung
der Bereiche Wissen und Information, die Unterstützung der KMU, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit,
das Nutzen der Energiesparpotentiale, der Ausbau der erneuerbaren Energieträger und vieles mehr. Die Regierung
gebe zudem genau soviel für Arbeitsmarktmaßnahmen pro Jahr aus wie die BAWAG in der Karibik versenkt
hat.
Die Misswirtschaft tritt nicht nur bei der BAWAG auf, sondern auch in Wien, wo es die höchsten Arbeitslosenzahlen
gibt, meinte Abgeordnete DI ACHLEITNER (F) in Richtung der SPÖ-Fraktion. Jede dritte arbeitslose Frau lebe
in Wien und auch die Frauenbeschäftigung sei im Sinken, zeigte die Rednerin auf. In Österreich könne
man zwar heuer ein Beschäftigungswachstum in der Höhe von 1,3 % erwarten, dennoch gelte es, geeignete
Maßnahmen in der gesamten EU zu setzen. Sehr gut schneide Österreich hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit
(3. Platz in der EU) sowie bei der Frauenbeschäftigung ab, wo man noch vor Dänemark und Schweden den
ersten Platz einnehme. Auch was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie angeht, sei Österreich ein Vorreiter
(Stichwort Kinderbetreuungsgeld), allerdings müsse man noch mehr tun, räumte Achleitner ein. Sodann ging
sie noch auf die Bereiche Forschung und Entwicklung ein, in denen ebenfalls große Steigerungen erzielt werden
konnten; die Forschungsquote 2006 wird wahrscheinlich bei 2,5 % liegen.
Wenn die Politik von Landeshauptmann Pröll wirklich so erfolgreich wäre, dann müssten nicht 200.000
Niederösterreicher nach Wien pendeln, gab Abgeordneter Mag. HOSCHER (S) gegenüber Amon zu bedenken. In
der Folge befasste sich der Redner mit der Freizeit- und Tourismuswirtschaft, der große Wachstumschancen
eingeräumt werden. Allein in den neuen Mitgliedstaaten wird der Bedarf an neuen Arbeitsplätzen in diesem
Bereich auf rund 3 Millionen geschätzt. Gefragt sei eine europäische Strategie zur Förderung des
Tourismus in Europa, da viele Fragen länderübergreifend beantwortet werden müssen. Als Beispiele
führte Hoscher unter anderem die Ferienstaffelung, die internationale Verkehrsplanung, die Alpenkonvention,
steuerliche Aspekte (z.B. ermäßigter Umsatzsteuersatz) oder Finanzierungsfragen wie Basel II an. Von
Seiten der österreichischen Ratspräsidentschaft hätte er sich daher mehr Engagement in diesem Bereich
gewünscht. Ein konkretes Problem sei etwa auch die Nachfolgeproblematik bei den KMU, wobei in der EU über
internationale Nachfolgebörsen oder moderne Beratungssysteme nachgedacht wird.
Bundesminister Dr. BARTENSTEIN ging auf einzelne Wortmeldungen der Abgeordneten ein. Oberstes Ziel der österreichischen
Ratspräsidentschaft sei es, einen Aktionsplan für Wachstum und Beschäftigung voranzutreiben. In
Richtung des Abgeordneten Öllinger merkte der Minister an, es sei nicht richtig, dass die Förderung des
sozialen Zusammenhalts aus dem Plan herausgefallen sei. Bartenstein verteidigte auch die Entscheidung, die Übergangsfristen
in Bezug auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit aufrechtzuerhalten, da Österreich exponiert sei und die bei
weitem längste Grenze mit neuen Mitgliedstaaten aufweise. Außerdem werden in manchen Bereichen die Grenzen
sehr wohl geöffnet, es gebe zum Beispiel keine Quoten für Schlüsselarbeitskräfte mehr, es gibt
Grenzgänger- und Praktikantenabkommen. Junge Menschen, die in Österreich die Schule abschließen,
können hier bleiben und arbeiten, führte Bartenstein weiter aus.
Ablehnend äußerte er sich zum Vorschlag, einen gesetzlichen Mindestlohn einzuführen. Er halte es
für besser, diese Frage auf sozialpartnerschaftlicher Ebene und im Rahmen von Kollektivverträgen zu regeln,
weil damit auf die Bedürfnisse der einzelnen Branchen eingegangen werden kann. Was die Jugendarbeitslosigkeit
betrifft, so habe Abgeordnete Bures falsche Zahlen genannt. 2005 gab es durchschnittlich nicht 70.000, sondern
41.000 beschäftigungslose Jugendliche; natürlich sei aber auch diese Zahl noch viel hoch. Allerdings
sei es erfreulich, dass die Jugendarbeitslosigkeit seit einigen Monaten aufgrund zahlreicher Maßnahmen der
Bundesregierung, die von der SPÖ immer mitbeschlossen wurden, rückläufig ist.
In einer tatsächlichen Berichtigung wies Abgeordnete STEIBL (V) darauf hin, dass Wien heuer gleich viel Arbeitsplätze
hat wie im Jahr 1956. Im europäischen Vergleich schneide Österreich dank der hervorragenden Regierungspolitik
unter Kanzler Schüssel in vielen Bereichen, wie z.B. bei der Wettbewerbsfähigkeit, der Frauenbeschäftigung,
der Energieeffizienz und den Schulabschlüssen, sehr gut ab. Außerdem wurde ein umfangreiches Arbeitsmaßnahmenpaket
geschnürt, das beispiellos in Europa ist, hob Steibl hervor. Schließlich erinnerte sie noch an die zahlreichen
familien- und sozialpolitischen Maßnahmen, die in den letzten Jahren umgesetzt wurden, wie etwa die Einführung
der Elternteilzeit oder die Abfertigung Neu.
Österreich stehe im internationalen Vergleich sehr gut da, war auch Abgeordneter DI HOFMANN (F) überzeugt.
Bei allen wesentlichen Kenndaten und Wirtschaftszahlen liege Österreich im Spitzenbereich. Trotzdem sei die
Bundesregierung ständig bestrebt, diese gute Position noch weiter auszubauen. Keine adäquaten Lösungen
biete seiner Meinung nach das Wirtschaftsprogramm der SPÖ, das eine Umverteilung über das Steuersystem
anstrebt. Es dürfe nämlich keine Planwirtschaft in Europa eingeführt werden, betonte Hofmann. Außerdem
müsse verhindert werden, dass einzelne Regierungen, die in ihrem Land untätig sind oder unfähig
agieren, die Schuld auf Brüssel abschieben können. Generell befinde sich die SPÖ in einer großen
Glaubwürdigkeitskrise, denn neben der Misswirtschaft in der BAWAG und beim ÖGB sei nun auch die Saunaaffäre
bekannt geworden, in die SPÖ-Politiker verwickelt sein sollen. Schließlich erläuterte Hofmann noch
den Entschließungsantrag, der vom Abgeordneten Amon eingebracht wurde.
Der europäische Binnenmarkt biete nicht nur Chancen für Wachstum und Beschäftigung, sondern führe
manchmal auch zu Sozialdumping und Wettbewerbsverzerrung, konstatierte Abgeordnete HAGENHOFER (S). So habe etwa
im Innviertel ein Unternehmen aus Bayern eine Ausschreibung für einen Bauauftrag gewonnen, von der man nun
weiß, dass die Arbeitnehmer zwölf Stunden im Monat gratis zum Wohle ihrer Firma zu arbeiten haben. Deshalb
sei es dringend notwendig, umgehend ein Umsetzungsgesetz für die Dienstleistungsrichtlinie zu beschließen,
um derartige Auswüchse zu verhindern.
Die BAWAG-Krise belege wieder einmal mehr, dass man sich genau anschauen müsse, wie eigentlich die Wirtschaftsprüfer
und die Bankenaufsicht bei solchen Vorfällen agieren, gab Abgeordneter Mag. KOGLER (G) zu bedenken. Was die
Debatte über die europäische Beschäftigungspolitik angeht, so müsse man aufpassen, dass man
nicht Opfer der eigenen statistischen Spielereien wird. Hinsichtlich des Lissabon-Prozesses kritisierte Kogler,
dass dort, wo makroökonomische Maßnahmen gefragt wären, wie zum Beispiel auch in der Energie- und
Verkehrspolitik, nichts getan wird.
Abgeordneter Dr. WITTMANN (S) hielt mit Nachdruck fest, dass er in keiner Weise in die so genannte Saunaaffäre
involviert ist. Er könne weder geschäftlich noch privat damit in Zusammenhang gebracht werden. Tatsache
ist, dass der Geschäftsführer der Sauna Geschäftsführer einer Gesellschaft war, die ihm selbst
und Karl Schlögl gehört hat. Diese Funktion übte er bis zum November 2003 aus. Nach dem Ausscheiden
aus der Firma habe er weder privaten noch geschäftlichen Kontakt mit diesem Herrn gehabt.
Bei der Abstimmung wurde zunächst der G-Entschließungsantrag betreffend Aufhebung der Übergangsfristen
am Arbeitsmarkt abgelehnt; der V-F-Entschließungsantrag betreffend Vorrang für Beschäftigung und
Wachstum wurde mehrheitlich angenommen. |