Nach einer langen Winterruhe verlassen die heimischen Petze nun nach und nach ihre Winterlager
Wien (wwf) - Trotz hoher Schneelage ungewöhnlich früh - am 22. Februar, tauchte heuer im
Mariazeller Land der erste Braunbär auf, dicht gefolgt von der Nummer zwei im Toten Gebirge am 6. März.
Auch in Kärnten hat Meister Petz seine winterlichen Höhlen bereits verlassen. Nach einer fast fünfmonatigen
Ruhephase gewöhnen sich die Tiere wieder langsam an die notwendige Nahrungssuche, steigende Temperaturen und
längere Tage. Der Leiter des WWF-Bärenprojektes, Dr. Georg Rauer, ist zur Zeit in den Bärengebieten
Niederösterreichs bzw. der steirisch/oberösterreichischen Grenzregion unterwegs, um Spuren oder Losungen
zu suchen und Hinweise aus der Bevölkerung zu prüfen. Er hofft, dabei auch Nachweise für eine erfolgreiche
Paarungszeit im vorigen Jahr zu finden. Denn die 4-jährige Bärin "Nora", eine Tochter des 1993
freigelassenen Bären "Djuro" und der im selben Jahr in den nördlichen Kalkalpen geborenen "Mona",
könnte heuer erstmals Junge führen.
Zusätzlich erhielt Rauer im Herbst 2005 aus dem Ötschergebiet eine Meldung über die Sichtung einer
Bärin mit Jungem. Diese Beobachtung blieb bislang unbestätigt. Im Frühjahrsschnee sollten sich Fährten
der Mutter mit ihrem Jahrling nachweisen lassen - dann gäbe es für den WWF heuer sogar zweifach Grund
zur Freude über Bärennachwuchs.
Lebensraumvernetzung als Zukunftschance für die Bären Doch nicht nur die Anzahl der Jungen ist für
die langfristige Sicherung einer lebensfähigen Bärenpopulation ausschlaggebend. Die Tiere brauchen große
und zusammenhängende Gebiete, damit sie ihren natürlichen Wanderrouten folgen und ausreichend Nahrung
und Fortpflanzungspartner finden können. Bei den etwa 20 in Österreich vermuteten Bären handelt
es sich um eine kleine Population in den nördlichen Kalkalpen zwischen Ötscher und Dachstein, sowie einige
Exemplare in Kärnten, die aus der wesentlich größeren slowenischen Population zugewandert sind.
"Für eine bessere genetische Durchmischung ist die Verbindung zwischen der österreichischen und
slowenischen Population erforderlich", erklärt Rauer. "Sonst könnten unsere heimischen Bären
durch Inzucht in Bedrängnis geraten", so Rauer weiter. Die Schaffung und Sicherung ausreichender Wanderkorridore
von und nach Slowenien, zum Beispiel durch Grünbrücken, ist deshalb von großer Bedeutung für
die Zukunft der Bären in Österreich.
Management für ein Miteinander von Mensch und Bär Der WWF arbeitet im Rahmen des Braunbärenprojektes
eng mit den Jagd- und Naturschutzbehörden der Bundesländer, dem Umweltministerium, der Jägerschaft
und den Österreichischen Bundesforsten zusammen. Drei Bärenanwälte in Kärnten, Oberösterreich
bzw. Niederösterreich/Steiermark kümmern sich um den heimischen Bestand. WWF-Bärenanwalt seit 1995
ist der Biologe Dr. Georg Rauer. Neben Monitoring, Schadensbegutachtung und wissenschaftlicher Begleitforschung
zählen vor allem Aufklärung und Information der Bevölkerung in den Bärengebieten zu seinen
Aufgaben. Denn nur ein konfliktfreies Zusammenleben von Mensch und Bär garantiert ein langfristiges Überleben
von Meister Petz.
Der WWF dankt den Österreichischen Lotterien, die seit vielen Jahren das WWF- Braunbärenprojekt unterstützen!
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